Ask the Flight Attendant ✈ Warum muss ich die Sonnenblende öffnen?

Royal Jordanian Business Class.

Ich reise gerne, oft und viel, nutze jede Gelegenheit dafür und manchmal geht es mehr um den Weg, als das Ziel: Fliegen! Ich liebe es zu fliegen und das verbindet uns alle hier. Und wenn ich nicht gerade Urlaub mache, fliege ich auch. Denn diese Leidenschaft ist mein Beruf und ich kenne dadurch auch den Blick von der anderen Seite. Diese Sicht möchte ich an dieser Stelle gerne mit Euch teilen. Heutiges Thema: Sicherheit an Bord

Ask the Flight Attendant | Warum muss ich die Sonnenblende öffnen?

Eine der leichtesten Fragen für mich, auch wenn die Antwort nicht direkt nachvollziehbar ist. Dabei geht es tatsächlich um die Sicherheit und einer möglichen Evakuierung. In dem Fall muss alles schnell gehen, idealerweise ohne in Panik zu geraten. Zugegebenermaßen kommt bei einer Evakuierung sehr wohl schnell Panik auf, aber man stelle sich vor, dass in dem Moment auch noch die Sonnenblenden geschlossen wären… Die Passagiere müssen in dem Moment orientiert sein, wissen was los ist und abschätzen können, wo sie sich im Flugzeug befinden. Wir als Crew müssen alles was wir draußen erkennen können dem Cockpit melden. Zudem müssen die Augen den äußeren Verhältnissen angepasst sein.

Apropos äußere Sichtverhältnisse. Damit kommen wir zur nächsten Frage: Warum wird zu Start und Landung das Licht gedimmt? Genau, damit die Augen sich nicht noch umgewöhnen müssen wenn es plötzlich schnell geht. Man stelle sich vor, dass die Kabine im Endanflug noch hell beleuchtet ist, während es draußen noch oder schon stockfinster ist. Aus dem grellen Licht in die Dunkelheit zu rutschen könnte zusätzliche Risiken bringen. Durch das Dimmen der Beleuchtung lässt sich das also einfach vermeiden.

Umso erstaunter war ich, als ich letztes Jahr in eine kleine Regionalmaschine von United eingestiegen bin. Diese war auf einer Außenposition in der prallen Sonne geparkt und innen waren alle Fensterblenden geschlossen. Ich empfand das als angenehm und dachte die Crew mag es auch gerne etwas kühler. Durch die Sonne hätte es die Klimaanlage auch schwer gehabt das parkende Flugzeug zu kühlen. Doch als wir auch in dem Zustand gestartet sind, fand ich es sehr merkwürdig. Zum Einen weil ich persönlich gerne bei Start und Landung nach draußen sehe und zum Anderen weil ich dachte, dass es gerade amerikanische Gesellschaften bei der Sicherheit noch genauer nehmen.

Ask the Flight Attendant | Neue Bestimmungen bei United

Genau das wird die amerikanische Gesellschaft aber jetzt ändern. Es wurde angekündigt zum 1. Februar 2020 neue Regelungen durchzusetzen. Bisher wurde zwar von den Flugbegleitern teilweise in die Ansage die Bitte integriert die Sonnenblenden offen zu lassen, beim Check in der Kabine wurden geschlossene Blenden aber toleriert. Eine weitere Änderung betrifft PEDs. Ein persönliches elektronisches Device, wie zum Beispiel das Handy, haben viele zur kritischen Phase eines Fluges in der Hand. Das ist vollkommen okay und auch für den Gesetzgeber spricht nichts dagegen. Bei United und vielen anderen Carrier gibt es schon längst auf fast allen Flugzeugen Steckdosen oder USB-Ports, die entsprechend auch von den Kunden genutzt werden.

Geschlossene Sonnenblenden haben Crews bisher missachtet, bei eingesteckten Kabeln während Start und Landung sahen die Flugbegleiter aber rot. Um sich und andere bei einem schnellen Verlassen des Sitzes nicht zu gefährden, wurden Passagiere gebeten ihre Geräte auszustecken. United erkennt hier aber keinen großen Mehrwert für die Sicherheit und gestattet ab dem 1. Februar eingesteckte Elektronik zu allen Phasen des Fluges.

Große Geräte, wie zum Beispiel Laptops, bleiben verboten. Früher musste ich meine Gäste bitten, die Laptops wegzupacken, weil einfach alles elektronische ausgeschaltet sein musste. Inzwischen gibt es den Flugmodus und sogar WLAN im Reiseflug, sperrig sind große Laptops aber nach wie vor. Und potentielle Hinternisse müssen einfach verstaut sein. Das LBA unterscheidet in Deutschland daher Laptops und Tablets an der Tastatur. Tablets sind also beim Start erlaubt, auch wenn diese überdimensional sind. Ist eine Tastatur dran, muss diese weg. Das geht bei Laptops nicht, daher muss das ganze Gerät verstaut werden.

Ask the Flight Attendant | Das Handgepäck

Bei meinem Privatflug mit United ist mir auch aufgefallen, dass selbst an den Notausgangsreihen Gepäck unter dem Vordersitz verstaut war. Ein absolutes No-Go hierzulande! Um an Notfenstern oder -ausgängen ungehinderten Zugang zu gewährleisten, sind dort Hindernisse verboten. Manche Airlines gestatten nicht einmal Jacken an diesen Reihen und dort sitzende Passagiere sind angehalten diese anzuziehen oder ins Gepäckfach zu stauen. Bei Taschen und Trolleys gibt es aber nichts zu diskutieren, denn das sind eindeutige Stolperfallen. Bei genauerem Hinsehen ist mir bei United dann eine Befestigungsstange unter den Vordersitzen aufgefallen. Diese sorgt dafür, dass Handgepäck unter dem Vordersitz nicht verrutschen kann und auch beim scharfen Bremsen dort bleibt.

Da amerikanische Airlines meist großzügiger bei dem Umfang des Handgepäcks sind, ist jeder zusätzliche Stauraum auch notwendig. Nicht dass wir in Deutschland dieses Problem nicht hätten… Über Handgepäck könnte ich Romane schreiben. Oder einfach eine eigene Folge von Ask the Flight Attendant 😉

Foto: Spiegel

Ask the Flight Attendant | Frankfurtflyer Kommentar

Auch wir Flugbegleiter haben eine eigene Meinung zu dem was wirklich wichtig für die Sicherheit ist und was man tolerieren könnte. Aber gesetzliche Vorgaben oder die Bestimmung der eigenen Airline lassen keinen Spielraum. Daher hoffe ich auf Verständnis, denn die Anweisung kommt von unserer Seite nicht um einen Fluggast zu ärgern. Manchmal habe ich genau diesen Eindruck wenn ein Passagier anfängt zu diskutieren, weil die Forderung als lächerlich abgetan wird.

Gleichzeitig kann man die Anweisungen mit Positivem verbinden. Ein Blick aus dem Fenster zu werfen kann doch so schön sein. Das Laptop wegzupacken oder nicht erreichbar zu sein sind Luxus in der heutigen Zeit!

Was wolltet Ihr einen Flugbegleiter schon immer mal fragen? Stellt uns die Fragen in den Kommentaren!

11 Kommentare

  1. Dass der Ausblick doch so schön ist, möchte ich den Flugbegleitern mal ständig mit auf den Weg geben, wenn sie mich zwingen, die Blinds zu schließen. Warum muss ich auf meine Aussicht verzichten, nur weil irgendwelche Leute ihren Film sehen wollen?

    Warum bauen wir dann nicht gleich die Flugzeuge, wie Tim Clark sie wollte? Ohne Fenster. Da wäre das dann auch kein Thema mehr.

    • Die Blenden zu schliessen weisen wir nie an. Es gibt die Bitte auf Nachtflügen wenn wir in die Morgensonne fliegen. Oder eben wenn andere Gäste geblendet werden. Ich übermittele einen solchen Wunsch gerne, der Zwang bleibt aus 😉

      • Bei dir ist das vielleicht so. Das ist dann wirklich begrüßenswert. Leider erlebe ich das auf vielen anderen Flügen anders. Ich schaue oft nur durch einen Schlitz und werde dann schon aufgefordert, diesen zu schließen. Und der Gipfel sind die neuen 787, wo die Crew das gleich mal festlegen kann. Da wird man dann dazu verdonnert, in ewiger Dunkelheit zu sitzen.

    • „Dass der Ausblick doch so schön ist, möchte ich den Flugbegleitern mal ständig mit auf den Weg geben, wenn sie mich zwingen, die Blinds zu schließen. Warum muss ich auf meine Aussicht verzichten, nur weil irgendwelche Leute ihren Film sehen wollen?
      Warum bauen wir dann nicht gleich die Flugzeuge, wie Tim Clark sie wollte? Ohne Fenster. Da wäre das dann auch kein Thema mehr.“

      Ehrlich gesagt,finde ich so eine Antwort etwas befremdlich und polemisch. Sind wir nicht alle „irgendwelche“ Paxe, die von A nach B fliegen?

      und „ewig“ dauert die Dunkelheit zum Glück nicht an, da man nach ein paar Stunden ja wieder landet.
      Persönlich schlafe ich auch auf Tagflügen gerne eine Runde, da ich oft nach der Anreise zum Flughafen und den Vorbereitungen ganz schön groggy bin.
      Und da ist es ganz schön, wenn es in der Kabine angenehm dunkel ist!

  2. Ja, Handgepäck, bitte, bitte, bitte!
    Und vielleicht auch einmal ein Beitrag, wie Fluggäste die Flugbegleiter behandeln. Mir fällt da spontan die „Saftschubse“ ein, die in vielen Diskussionsbeiträgen wohnt, beispielsweise sogar im „Vielfliegertreff“.

  3. Betrifft geschlossene Blinds : Ich hasse Nachtflüge, besonders wenn diese von Asien nach Europa gehen. Achte darauf, wenn immer möglich, mit dem Tag zu fliegen—auch wenn damit ein kleiner „Umweg“ verbunden ist. Schliesslich ist bei mir der Weg das Ziel. Daher fliege ich gerne von Europa westwärts, da sozusagen mit der Sonne unterwegs. ABER: da werden die Blinds geschlossen und die Leute schlafen (mitten am Nachmittag )??.
    Komme mir vor, wie auf einem wirklichen Nachtflug….und wehe, ich erdreiste mich, meine Blende zu öffnen ! Da habe ich aber schon einige Male was zu hören bekommen und die Blende war wieder unten.
    Weshalb eigentlich? Ist ja ein Tagesflug; oder muss die Crew im Dunkeln weniger Service bieten ?

    • Ich bevorzuge persönlich als Passagier auch Tagflüge. Die Blenden werden oft von den an den Fenster sitzenden Gästen früher oder später geschlossen. Wenn ich dann als einziger das Shade noch offen habe, komme ich mir auch als „störend“ vor ohne dass jemand etwas zu mir sagt. Ein einzelnes Fenster genügt schliesslich um das ganze Compartment zu erhellen … Dann ist es mir irgendwann zu grell und ich gebe nach.

      Aber auch auf allen Tagflügen auf denen ich arbeite ist es ohne aktiv zu werden eher früher als später dunkel 🙁

  4. Betr. Handgepäck in Reihe 1 (oder am Notausgang): Neulich, mit LH auf dem Weg von LYS nach FRA, schlug mir die Flugbegleiterin auch vor, beim Start die Handtasche hinter der Stange unterm Sitz zu stellen. Fand ich eine gute Idee, und in der BizClass ja unproblematisch, da der Mittelsitz der Reihe dahinter ja frei bleibt.

  5. Ich gehöre zu denen, die eine geöffnete blende nervt. Die Sonne blendet much im Gesicht oder meinen Bildschirm.
    Von den gesundheitlichen Aspekten mal ganz abgesehen.

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