Keine gute Zeit für Fluggesellschaften im Kaufrausch. Auch der A321XLR vom Flugzeugbauer Airbus wird verspätet an seine Kunden ausgeliefert. Zusätzliche Maßnahmen zum Brandschutz sind die Ursache für eine verzögerte Zertifizierung des neuen Airbus A321 für die Langstrecke.
Nachdem bereits Boeing vor wenigen Tagen darüber informieren musste, dass die Auslieferung der Boeing 777X abermals verschoben werden muss, trifft es nun auch Airbus. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, wird Airbus den A321XLR nicht wie geplant ab Ende 2023 ausliefern können. Stattdessen räumt Airbus als neuen Auslieferungstermin Anfang 2024 ein.
Auch die Auslieferung des Airbus A321XLR verzögert sich | Verzögerung ungewiss
Grund für die Verzögerung ist der zusätzliche Tank des Flugzeugs. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) setzt höhere Anforderungen beim Brandschutz an. Airbus wird demnach den Rumpf verstärken muss, um im Fall einer Bruchlandung die Feuergefahr zu reduzieren.
Pikant: Eine Verstärkung des Rumpfs könnte wiederum dazu führen, dass die Reichweite des Airbus A321XLR sinkt. Dazu wollte sich Airbus aber nicht äußern. Stattdessen ist ein Testflug noch für dieses Quartal geplant. Und Airbus präsentiert just auch eine neue Lackierung des A321XLR:
Behold the #A321XLR proudly rolling out of our paintshop!
Here’s to more 𝐗citing 𝐋andmarks within 𝐑each! pic.twitter.com/qeudFaYQK3— Airbus (@Airbus) May 2, 2022
„Ursprünglich für Ende 2023 geplant, soll die Inbetriebnahme nun Anfang 2024 erfolgen, um die Zertifizierungsanforderungen zu erfüllen“, wird Airbus in dem Reuters Artikel zitiert. Doch Experten sind sich uneins bei diesem Timing. Insider berichten von einer Verzögerung von 6-9 Monaten oder sogar einem Jahr.
Für eine deutlich längere Verzögerung sprechen auch Aussagen der EASA selbst. Demnach ist noch gar nicht genau definiert, welche Bedingungen für den zusätzlichen Tank im hinteren Bereich des Flugzeugs erfüllt werden müssen. Die entsprechenden Regularien würden demnächst erst noch veröffentlicht.
Auch die Auslieferung des Airbus A321XLR verzögert sich | Das ist der A321XLR
Airbus hat die „Langstrecken“-Version seines Airbus A321 bereits 2018 auf der Farnborough Airshow angekündigt. Seiner Zeit gab Airbus bekannt, dass die Reichweite des A321 nochmals gesteigert werden soll. Auf der Paris Air Show 2019 wurde dann die Bezeichnung „A321XLR“ präsentiert.
Wobei „XLR“ für Extra Long Range steht. Und der Name ist Programm. Der Airbus A321XLR soll eine erweiterte Reichweite von 8.700 Kilometern bekommen. Er soll vorzugsweise für Flüge zwischen Europa und der Ostküste USA sowie von und nach Indien eingesetzt werden.
Der Langstrecken-A321 hat einen zusätzlichen Tank im Rumpf hinter den Tragflächen, was das Startgewicht gegenüber dem A321LR um vier Tonnen erhöht.
Zu den ersten Bestellern des A321XLR gehörten bekannte Namen, wie American Airlines, United, Qantas und Iberia. Zuletzt wurde bekannt, dass auch Air Canada eine größere Anzahl des Flugzeugs haben möchte.
Sie alle müssen nun noch etwas länger auf Neuzugänge in der Flotte warten.
Auch die Auslieferung des Airbus A321XLR verzögert sich | Frankfurtflyer Kommentar
Wie wir in den vergangenen Jahren erfahren mussten, sind Verzögerungen bei der Entwicklung neuer Flugzeuge nicht unüblich. Das waren sie auch nie. Wenn man bedenkt, wie lange es dauerte bis die Boeing 747 von der Idee bis zur Marktreife gelangte, dann sind die hier angekündigten Verzögerungen Peanuts.
Die Erstbesteller dürfte es trotzdem nerven. Insbesondere da die geringfügige Verzögerung, die Airbus benannt hat, doch eher ein unrealistisches Szenario ist.
Brutal wäre natürlich, wenn durch die Nachbesserungen am Tank die Reichweite des Flugzeugs nachhaltig sinkt.
Was denkt Ihr, wann fliegt der A321XLR das erste Mal für einen seiner Airline-Kunden?
Mit dem zusätzlichen Tank im hinteren Bereich verschiebt sich logischerweise der Schwerpunkt.
Demzufolge müssen in Zukunft alle übergewichtigen Passagiere an Bord ausschließlich in der First/Business Platz nehmen? (Kleiner Scherz)
Man könnte es auch anders sehen: steigt das Gewicht der Zelle signifikant an und bleibt wie zu erwarten ist das MTOW identisch, dann sinkt demzufolge die Reichweite, so wie im Artikel beschrieben und damit auch der Abstand zum A321LR. Letzterer ist bekanntlich lediglich eine Ausstattungsoption des Neo, bei der wahlweise die Anzahl der zusätzlichen Tanks variiert werden kann. Die Gretchenfrage ist aber, wie viel mehr an Performance der XLR operativ zukünftig noch bieten kann und ob er nicht mit dieser Einschränkung für die ein oder andere Airline obsolet wird. Sicherlich muss man jetzt erst einmal abwarten, was wirklich am Ende herauskommt, beziehungsweise ob es nicht auch der normale LR tut.