LOT Polish Airlines steckt noch in der Erholungsphase, die 15 Langstreckenjets der Gesellschaft sind aber schon wieder voll beschäftigt. Genau in diesem Segment sieht das Star Alliance Mitglied Chancen und setzt nach der Krise stärker auf die Langstrecke. Selbst eine Verdoppelung der Interkontinentalflotte auf 30 Flugzeuge ist denkbar.
Noch in diesem Jahr wird LOT eine Entscheidung treffen und Nachfolger für die Schmalrumpfflotte auswählen. Die Airline will sich von ihren Embraer Jets und Turboprops von Dash trennen und den breiten Mix der Kontinentalflotte etwas schmälern. Fast 60 Flugzeuge sind auf der Kurz- und Mittelstrecke im Einsatz, viele Maschinen sind über 15 Jahre alt. Neben den kleineren Regionaljets betreibt LOT elf Boeing 737, darunter fünf Exemplare der MAX-Typenreihe.
Die Ausfallzeit von gut zwei Jahren bereitete den Polen viel Ärger, es folgte ein Rechtsstreit mit Boeing um Ausfallzahlungen. Airbus witterte hier eine Wechselstimmung und rührte die Werbetrommel für den A220, der europäische Flugzeugbauer hat aber auch gute Chancen größere Jets für LOT herzustellen. Neben Maschinen der Airbus A320neo Familie würden auch Airbus A330neo bzw. Airbus A350 gut nach Warschau und den anderen Stationen in Polen und Ungarn passen.
Aktuell besteht die Langstreckenflotte aus 15 Dreamlinern, darunter acht Boeing 787-8 und sieben größere 787-9. Der Großteil der LOT-Flotte ist geleast, viele Verträge enden innerhalb der nächsten Monate (Dash) und Jahre (Embraer). Die Dreamliner werden aber in den Besitz der Airline übergehen, die Gesellschaft plant daher langfristig mit der 787 und sieht den Typ noch bis Mitte der 2030er Jahre im Unternehmen. Zu den 15 Langstreckenmaschinen könnten sich schon bald einige zusätzliche Jets gesellen, LOT sieht derzeit ein sehr hohes Wachstumspotenzial und prüft daher den Ausbau. In einem Interview sprach CEO Maciek Wilk von insgesamt bis zu 30 Interkontinentalmaschinen.
Die Planer der Airline werden sich dann mit der weiteren Taktik beschäftigen müssen und überlegen ob sie sich weiter von Boeing abhängig machen. Eine weitere Option sind andere Triebwerke, da es mit den Turbinen von Rolls Royce Probleme gab. Unabhängig vom anhaltenden Streit bezeichnet der LOT Manager die Beziehung zu Boeing auf operativer Ebene als sehr gut. Die andere Möglichkeit bei Airbus zuzuschlagen liegt nicht sehr fern, hängt aber von zahlreichen Faktoren ab die derzeit in Warschau eruiert werden.
Ausbau der Langstreckenflotte | Frankfurtflyer Kommentar
LOT hat scheinbar einiges richtig gemacht und auf Destinationen in Nordamerika und Asien gesetzt, die sich als lukrativ herausstellten. Der Carrier hat auch in Budapest eine Basis geschaffen und fliegt aus Ungarn nach New York und Seoul. LOT ist Mitglied von Miles&More und bietet einige der Routen regelmäßig als Meilenschnäppchen.
Das Streckennetz könnte bald etwas größer werden, die Polen wittern Potenzial auf der Langstrecke. Ein Ausbau der relativ kleinen Interkontinentalflotte um bis zu 15 Maschinen wäre eine große Überraschung. Abhängig von den Angeboten der Hersteller und Leasinggeber sowie der Verfügbarkeit der Jets ist dies aber nicht unmöglich.
Ich möchte gerne mal eine Lanze für die LOT brechen, da ich wirklich gerne mit dieser fliege. Es gibt dort nach wie vor Onboardservice mit Wasser, Kaffee oder Tee sowie einem süßen oder herzhaftem Croissant. Zuverlässig ist sie auch, es gibt M&M Miles und nach einer Umleitung nach Hamburg anstatt Düsseldorf im Sommer habe ich anstandslos den Mietwagen erstattet bekommen. Auch die Crews sind immer sehr professionell und freundlich, die Embraers schätze ich aufgrund ihres Komforts ebenfalls. Einzig die Dash 8, welche auf der Strecke nach Bydgoszcz eingesetzt werden sind schon ein wenig in die Jahre gekommen. Da bin ich echt auf die neuen Flieger gespannt, freue mich aber zunächst auf die kommende Woche und meine nächste Reise mit der LOT via WAW nach Bydgoszcz.