Die österreichische Lufthansa-Tochter kämpft mit mehreren Problemen und befindet sich schon seit Jahren in einer Krise. Das Umfeld in Wien wird jedoch nicht einfacher, im Gegenteil. Eine ganze Flut an Billigfluggesellschaften hat sich am Flughafen Schwechat breit gemacht und setzt dem Platzhirschen zu. Die Airline hat bekanntgegeben in den ersten neun Monaten diesen Jahres sechs Prozent mehr Passagiere befördert zu haben. Im gleichen Zeitraum sank jedoch der Umsatz. Neben dem Preisdruck durch die scharfe Konkurrenz ist das teurere Kerosin ein weiterer Kostenfaktor.
Die Lage ist Ernst, das beweisen die aktuellen Zahlen. Das operative Konzernergebnis ist in den ersten drei Quartalen um 88 Prozent eingebrochen, rote Zahlen können für das laufende Jahr nicht mehr ausgeschlossen werden, eine Gewinnwarnung ist die Folge.
Austrian verordnet sich harte Sparmassnahmen | Scharfe Konkurrenz
Aktuell wird schon kräftig bei der Austrian umstrukturiert. So werden die Crewbasen abseits von Wien geschlossen und die Dash 8 verlässt die Flotte zugunsten zehn Airbus 320. Eurowings kommt zudem mit vier weiteren A320 im Wetlease dazu um neue Strecken aufzunehmen und der Konkurrenz mehr Paroli bieten zu können. Allen voran ist hier die Ryanair zu nennen, die mit der 100 prozentigen Tochter Lauda die Situation verschärft. Der Billigflieger aus Irland hat bereits verkündet die AUA in den nächsten fünf Jahren überholen zu wollen und nimmt dafür aktuell sogar Verluste in Kauf.
Ryanair ist aber bei weitem nicht der einzige Konkurrent der Austrian, längst sind die anderen Günstig-Anbieter wie easyJet, LEVEL und WIZZ mit eigenen Stationen am Flughafen vertreten und operieren mit wesentlich günstigeren Kosten als die Lufthansa-Tochter. Die gewinnträchtigen Sommermonate sind vorbei und haben kein gutes Ergebnis hinterlassen, ein harter Winter steht also vor der Tür.
Austrian verordnet sich harte Sparmassnahmen | Das Sparpaket
Teil der Sparmaßnahmen ist ein Arbeitsplatzabbau von bis zu 800 Stellen. Die Airline beschäftigt aktuell gut 7.000 Mitarbeiter, die Reduzierung soll bis Ende 2021 umgesetzt werden. Betroffen sind alle Bereiche von Verwaltung, Bodenpersonal und fliegende Angestellte. Das Ganze soll durch natürliche Fluktuation gelingen, Entlassungen können jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Weitere Maßnahmen sind vereinfachte und digitalisierte Abläufe sowie die Kürzung von anderen Ausgaben. Sparprogramme erhalten in großen Konzernen gerne einen Namen, bei Austrian ist es nicht anders. „PE20“ so der Titel, übersetzt soviel wie Prozess Effizienzprogramm 2020, die Kosten sollen insgesamt um 90 Millionen Euro fallen.
Neben dem Umbau auf dem Kontverkehr wird auch an der Langstrecke gebastelt. Für den nächsten Sommer wird Miami gar nicht mehr angeboten, Los Angeles wird um zwei wöchentliche Verbindungen gekürzt. Die freiwerdenden Kapazitäten sollen für eine neue Destination genutzt werden, Details dazu wurden nicht bekannt. Die aktuelle Flotte bleibt also, diese besteht aus Boeing 767 sowie B777 die im Durchschnitt etwa 20 Jahre alt sind- ein weiterer Kostennachteil. An neue Langstreckenflugzeuge ist aktuell aber nicht zu denken, so die Konzernmutter aus Frankfurt.
Austrian verordnet sich harte Sparmaßnahmen | Frankfurtflyer Kommentar
Das Eis wird dünner, die Lufthansa ist mit ihren Sorgenkindern gut beschäftigt. Neben Brussels, Eurowings und der Cargo-Sparte bereitet Austrian Airlines finanziell die meisten Probleme. Plötzlich werden viele Maßnahmen im Rekordtempo umgesetzt, fragt sich ob das reicht und es der richtige Weg ist.
Gerade in schwierigen Zeiten wären Investitionen eine gute Möglichkeit um sich besser aufzustellen. Die Steigerung des Wachstums und Anschaffung neuer Maschinen für die Langstrecke könnten ohne den massiven Stellenabbau umgesetzt werden. Schließlich steht hinter der AUA ein milliardenschwerer Konzern.
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