British Airways verärgert Business Class Passagiere

Foto: British Airways

In der Airline Branche ist bekannt, dass man mit den Passagieren in der Business Class am meisten Geld verdient und eine volle Business Class Kabine entscheidet über die Wirtschaftlichkeit eines Fluges. Entsprechend ist man natürlich auch bemüht, den Business Class Kunden den zugesicherten Komfort zu bieten, für den sie immerhin bis zum zehnfachen eines Economy Class Tickets bezahlen.

British Airways dürfte seine Business Class Passagiere gestern auf Kurzstrecken deutlich verärgert haben, denn man hat kurzerhand den freien Mittelsitz in der Business Class gestrichen, was die einzige Differenzierung zwischen der Club Euro (Business Class) und Euro Traveller (Economy Class) faktisch aufgehoben hat, zumindest was den Sitzkomfort angeht.

Wie bei quasi allen europäischen Airlines, bietet British Airways in der Business Class die gleichen Sitze, wie in der Economy Class auf Kurzstrecken, allerdings bleibt in der Business Class der Mittelsitz zwingend frei, wodurch die Passagiere mehr Platz und Freiraum haben. Entsprechend bewirbt British Airways die Club Europe auch auf ihrer Webseite.

Ihr Komfort an Bord hat für uns oberste Priorität. Die Club Europe Kabine befindet sich im vorderen Teil des Flugzeugs. Wir halten den mittleren Sitzplatz frei, um Ihnen einen Fensterplatz oder einen Platz am Gang mit extra-persönlichem Freiraum zum Arbeiten und Entspannen zu garantieren:

Nun hat sich British Airways gestern dazu entschieden, den Mittelsitz in der Business Class doch zu besetzen, was ganz offensichtlich nicht mehr dem beworbenen Produkt entspricht.

British Airways benötigte die zusätzlichen Sitzplätze

Die Begründung warum British Airways die Mittelsitze in der Business Class besetzt hat, ist eigentlich sehr simpel. Aufgrund von Sturm Dennis und massiver Computerprobleme in London Heathrow, sind unzählige Passagiere in London gestrandet. Um diese Passagiere möglichst schnell weiter befördern zu können, hat man sich kurzerhand dazu entschlossen, die Mittelsitze in der Business Class zu besetzen und so die Kapazität der Flugzeuge zu erhöhen.

„Following technical issues at London Heathrow and the aftermath of storm Dennis, we’re experiencing longer queues at the airport and a large number of delays and cancellations. To help our customers reach their destination, we’ve made the difficult decision to remove the middle seat divide on your Club Europe flight today. Thank you for your understanding.“

Faktisch hatten damit die Passagiere der Business Class exakt das gleiche Sitzprodukt (ohne zusätzlichen Freiraum), allerdings mit aufgewertetem Essen und Getränken, denn in der Economy Class auf Kurzstrecken gibt es bei British Airways Mahlzeiten und Getränke nur gegen Bezahlung.

Dieses Tablet war die einzige Differenzierung zwischen der Business Class und der Economy Class auf British Airways Flügen am Montag.

Interessanterweise war diese Entscheidung von British Airways offiziell kein Downgrade, denn die Passagiere flogen auf dem Papier weiterhin in der Club Europe, nur die volle Leistung wurde nicht erbracht.

Was bei vielen Passagieren allerdings für Empörung sorgte, war weniger das Aufheben des freien Mittelsitzes, denn Verständnis für die gestrandeten Passagiere haben wohl die meisten gehabt, als die Tatsache, dass British Airways erwartet, dass die Passagiere diese Veränderung einfach hinnehmen. Außer ein „Sorry aber so ist es jetzt“ hat man den Passagieren keine Entschädigung angeboten.

British Airways verärgert Business Class Passagiere | Frankfurtflyer Kommentar

Business Class Passagiere zu verärgern ist selten eine gute Idee, denn nicht nur dass diese Passagier quasi die Cash Cows der Airlines sind, sie fliegen meist auch überdurchschnittlich oft und sind damit für die Airlines extrem wichtig. Dennoch verstehe ich grundsätzlich, warum sich British Airways zu diesem doch recht ungewöhnlichen Schritt entschlossen hat, allerdings denke ich, dass man es schlecht gehandhabt hat.

Es wäre vermutlich cleverer gewesen, wenn man die Passagiere nicht einfach um Verständnis für die schwierige Situation gebeten hätte, sondern aktiv eine Kompensation als Zeichen des guten Willens anzubieten.

Hätte es sich nicht besser angehört wenn man den Passagieren z.B. 18.000 Avios angeboten hätte, was genug für einen Hin- und Rückflug in der Club Europe ist? Ein „Sorry but your next Flight is on us!“ klingt doch so viel freundlicher.

Spannend wird nun auch die Frage, ob es sich bei diesem Vorgehen nicht doch um ein Downgrade der Business Class Passagiere handelt, was eine Entschädigung nach EU Regelungen bedeuten würde und British Airways dann doch noch recht teuer kommen könnte.

Danke: OMAAT

6 Kommentare

  1. IAG sieht für mich als Außenstehenden ein wenig wie das aktuelle (zumindest bis 2019) Boeing aus. Kurzfristige Gewinne sind wichtiger als die langfristige Entwicklung.
    Sehr viel anders kann ich mir nicht erklären, dass dort niemand spontan auf den Gedanken einer ungefragten Kompensation gekommen ist. Die angedachten 18 000 Avios erscheinen zumindest mir als brauchbarer Kompromiss zwischen Passagier und Fluggesellschaft.
    Dass unvorhergesehene Situationen ungewöhnliche Mittel erfordern, dürfte – wie auch im Beitrag festgestellt – durchaus auf breite Verständnis stoßen. Man könnte ja auch einnmal selbst betroffen sein …

    • British Airways hätte vermutlich noch andere Option gehabt, so hätte man Langstreckenflugzeuge aus der Ops- Reserve auf Kurzstrecken einsetzen können oder Frequenzen erhöhen (letzteres ist in LHR selbst schwer). Das wäre aber sehr Teuere geworden.

      Die Idee den Mittelsitz zu besetzen, war vermutlich einfach sehr einfach und günstig. Aber den Passagieren etwas anbieten ist wohl das mindeste. Pragmatisch wäre auch ein Downgrade für alle Business Class Passagiere gewesen, mit der Möglichkeit zum Umbuchen, Stornieren oder erstatten des Tarifs.

    • Ist das eine so entscheidende Fragestellung?
      Seitdem wir durch Portale wie z.B. Dieses hier entdeckt haben, dass man zu nicht unbezahlbaren Tarifen C fliegen kann, genießen wir das Platzangebot. Catering ist natürlich nett (spontan fällt mir ein vorzüglicher Sauvignon blanc von AKL nach DOH ein), aber doch mehr Beigabe.
      Insofern hätte ich mich über den kommentarlos belegten Platz deutlich mehr geärgert als irgendwelche Verpflegungsfragen.
      Kann man sicher anderer Meinung sein.

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