British Airways wird allen Flugbegleitern kündigen

Wer Mitte März davon ausging, dass das Grounding der Airlines nur ein kurzfristiges Phänomen sei und sich alles schnell normalisieren würde, erfährt dieser Tage eine scharfe Korrektur der Annahme. Die Luftfahrtindustrie steckt in ihrer schwersten Krise seit dem zweiten Weltkrieg. Viele Airlines können nur durch massive Unterstützung ihrer Heimatländer überleben. So auch die Lufthansa, die z.B. im Rahmen der empfangenen Staatshilfe keine Beschäftigungsgarantien geben wollte und konnte. British Airways plant in der Krise einen unglaublich radikalen Schritt: die Airline möchte allen Flugbegleiter (m/w/d) kündigen.

(c) British Airways

British Airways wird allen Flugbegleitern kündigen | Hintergrund

Flugbegleiter bei British Airways sind aktuell in drei verschiedenen Beschäftigungsmodellen angestellt. Es gibt solche, die „Langstreckenverträge“ haben und solche, die „Europaverträge“ haben. Diese werden auf Routen entsprechend ihrer Verträge eingesetzt und haben meistens ihre Verträge in den „guten“ alten Zeiten abgeschlossen. Die dritte Gruppe von Flugbegleitern gehören zur „Mixed Fleet“. Sie werden deutlich schlechter bezahlt, können jedoch im Gegensatz zu den Flugbegleitern in den anderen Verträgen flexibel eingesetzt werden.

In der Vergangenheit hat BA schon erfolglos versucht, mehr Flugbegleiter mit alten Verträgen in die neue Vertragsstruktur zu überführen.

British Airways wird allen Flugbegleitern kündigen | Vorgehen

British Airways wird dem Vernehmen nach sämtlichen 43.000 Flugbegleitern kündigen. Nur 31.000 von ihnen sollen Wiederanstellungsverträge angeboten bekommen. Und diese Verträge haben es in sich. Selbstredend werden alle der Mixed Fleet zugeordnet. Zudem müssen die Mitarbeiter, die bisher in den alten Verträgen waren und sich für den Wiedereinstieg entscheiden, massive Gehaltseinbußen hinnehmen.

Die Flugbegleiter sollen mehr und öfter fliegen und nur noch bezahlt werden, wenn sie wirklich arbeiten und fliegen. Die Rollen der Flugbegleiter werden von drei auf zwei verringert, das bedeutet, dass es weniger (gehaltlich lukrative) Aufstiegschancen geben wird.

Für Cabin Service Direktoren (der höchste Rang bei BA Flugbegleitern) würde der Wiedereinstieg mit einem Gehaltsverzicht von 50-60% verbunden sein.

British Airways wird allen Flugbegleitern kündigen | Kommentar

Was hier passieren soll ist dramatisch. Als wären Jobverluste bei 28% der Flugbegleiter nicht schon schlimm genug, scheint British Airways hier eine Anleihe bei einer Konkurrenzairline auf der Nachbarinsel genommen zu haben. Hier wird von der Airline die Notlage der Flugbegleiter ausgenutzt, denn sie könnten im Moment nicht einmal zu einer anderen Airline wechseln, wenn sie wollten.

Vielleicht hat sich das Management von British Airways an einen Satz von Winston Churchill erinnert: „Never let a good crisis go to waste.“

Hoffentlich wird sich Lufthansa nicht so verhalten.

8 Kommentare

  1. Ist IAG eigentlich eine britische oder eine Gesellschaft nach EU-Recht? Firmensitz: Madrid, Unternehmenszentrale: London. Klar, Qatar ist zumindest ein großer, wenn nicht der größte Aktionär.
    Mir fällt die Frage ein, weil in den Verhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU die Frage des Lohndumpings wohl eine sehr zentrale Rolle spilt.

    • Hallo Rainer,
      IAG Holding S.A. ist eine Gesellschaft spanischen Rechts. Die EU wird sich bei Unterstützungsmaßnahmen für IAG Airlines durch EU-Staaten sicherlich einen umfassenden Überblick verschaffen, bevor sie sich zu möglichen Auflagen etc. äußern wird.
      Viele Grüße

  2. Alsi ob die Krise zur rechten Zeit kommt, die Manager verhalten sich wie die Berserker.
    Wie wäre es denn wenn die ihre Dividenden Streichen würden und ihre Gehälter halbieren oder gar Dritteln…

  3. Solcherlei Spielchen sind in vielen Ländern dieser Erde möglich.

    Da werden die Reduktion von Mitarbeitern genau wie beschrieben vollzogen: man will 20% reduzieren. Man schreibt allen die Kündigung und schreibt die Stellen neue aus (mit geänderter Aufgabenbeschreibung und ggf. Bezahlung), dann müssen sich alle neu bewerben und die Spreu wird vom Weizen getrennt. Das ist ziemlich fies, denn die älteren Kollegen oder kritische Mäuler werden absichtlich aussortiert

    In Deutschland sind für solche Massenentlassunge „hohe“ Hürden (Betriebsstillegung) und/oder nur sehr teuer erkauft (z.B. Aufhebungsverträge, Altersteilzeit). Zum Glück noch!

  4. Britisch Airways und die Airline von der Nachbarinsel sind Dreckslinien!
    Mit solchen menschenverachtenden Airlines fliegt kein vernünftig denkender Mensch.
    Viele Grüße.

  5. @KlAUS, du hast wohl mit den Linien(!!) was verwechselt? Ich bin mit vielen „Linien“ geflogen und kann zwischen Lufthansa, BA, AF/KL, AY jetzt keinen grundlegenden Unterschied erkennen.

    In der Regel geht’s darum um von a nach b zu kommen. Airlines, die versucht haben ihre Menschlichkeit und Fairness mit Mitarbeitern in den Mittelpunkt zu stellen, sind früher oder später doch auf die Lowcost Carrier Machenschaften eingestiegen: angefangen bei der Preisgestaltung (Kundenverarschen) bis über Kosteneinsparungen um am Markt Bestand zu haben!

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