Cathay Pacific erklärt, warum sie keinen Airbus A380 gekauft haben

Foto: Cathay Pacific

Die Langstreckenflotte von Cathay Pacific besteht momentan ausschließlich aus einer große Zahl an Boeing 777-300 und Airbus A350-900/1000. Dabei fliegt die Airline einige ihrer Langstrecken in einer sehr hohen Frequenz von bis zu fünf Flügen pro Tag und wäre damit ein sehr logischer Kunde für den Airbus A380 gewesen. In einem kürzlich erschienen Video erklärt Cathay Pacific, warum sie keinen Airbus A380 gekauft haben und mit ein paar zusätzlichen Hintergrundinformationen erklärt diese Aussage sehr gut, warum so viele Airlines so unzufrieden mit dem Airbus A380 waren.

Kaum ein Flugzeug hat so eine massive Marketingwirkung auf die Passagiere, wie ein Airbus A380 und auch wenn sie nur eine kleine Menge von Airbus A380 in der Flotte hat, wird diese Airline von vielen Passagieren als eine Premium Airline wahrgenommen. Dabei könne man einen Airbus A380 in der Flotte besser für das Marketing nutzen, als ein fünf Sterne Skytrax Rating.

Besonders Cathay Pacific, welche sich seit Jahren als eine der besten Airlines der Welt versteht und auch eine ganze Reihe von Zielen hat, welche einen Bedarf für einen Airbus A380 haben, wäre damit ein logischer Kunde für den Super Jumbo gewesen.

Cathay Pacific hat sich selbst wohl selbst regelmäßig damit beschäftigt, ob ein Airbus A380 nicht doch eine sinnvolle Ergänzung für die Cathay Pacific Flotte sein könnte. Als Beispiel führt man bei Cathay Pacific die Strecke von Hongkong nach London Heathrow auf, welche für Cathay ein tägliches Passagiervolumen von etwa 1.500 Passagieren pro Richtung hat.

Hier fliegt Cathay Pacific aktuell fünf mal am Tag mit einer Boeing 777-300er. Drei Airbus A380 Flüge pro Tag, was für einen solchen Langstreckenflug  immer noch eine hohe Frequenz darstellt, würden etwa die selbe Kapazität bieten und vom Grundsatz her sind drei Airbus A380 Flüge pro Tag etwas günstiger zu betreiben, als fünf Boeing 777-300 Flüge. Hier sollte man auch immer die enormen Kosten für Slots in London Heathrow beachten.

Cathay Pacific hat eine ganze Reihe von Langstrecken, welche sie mehrfach am Tag fliegen und auf welchen man auch sinnvoll mehrere Airbus A380 einsetzen könnte. So fliegt man je mit einer Boeing 777-300er:

  • 5x täglich nach London
  • 5x täglich nach New York JFK (ein Flug über Vancouver)
  • 3x täglich nach Los Angeles
  • 3x täglich nach San Francisco
  • Bis zu 2x täglich nach Paris

Auf all diesen Strecken hätte Cathay Pacific also grundsätzlich Bedarf für einen oder mehrere Airbus A380 gehabt. Insbesondere da viele andere Airlines ihre Airbus A380 nach Hongkong schicken und diese bei den Passagieren sehr beliebt sind.

Zusätzlich hätte Cathay Pacific auch auf einigen kürzeren Flügen innerhalb von Asien massiven Bedarf für ein größeres Flugzeug. Hier ist das Fluggastaufkommen in den letzten Jahren massiv gewachsen und an den großen Drehkreuzen sind Slots Mangelware.

Dies Ziele innerhalb Asiens sind zum Beispiel:

  • Peking
  • Shanghai
  • Tokyo
  • Singapur
  • Seoul
  • Bangkok

Warum fliegt Cathay Pacific keinen Airbus A380?

Cathay Pacific hätte, wenn man sich oben genannten Flüge und das Passagieraufkommen auf diesen anschaut, etwa einen Bedarf für 18-26 Airbus A380 und dennoch hat man sich dazu entschieden dieses Flugzeug nicht einzusetzen. Die kurze Begründung hierfür ist: Flexibilität.

In der Realität sind die Gründe natürlich ein wenig umfangreicher.

Zu wenig Cargo: Der Airbus A380 kann, im Verhältnis zur Passagierkapazität, weniger Fracht mitnehmen, als eine Boeing 777-300er. Gerade was im Frachtraum mitfliegt, spielt für Cathay Pacific allerdings eine sehr große Rolle, denn rund um Hongkong ist eine große Menge an Industrie angesiedelt, welche sehr regelmäßig Luftfracht versendet. Cathay Pacific (ohne Cathay Cargo!) macht 22% ihres jährlichen Umsatzes mit Cargo und so manch eine böse Zunge behauptet sogar, dass sich einige Cathay Flüge sogar rechnen würden, wenn keine Passagiere in der Passagierkabine sitzen würden.

Zu wenig Auswahl bei den Flughäfen: Zwar wären alle Flughäfen, welche ich oben aufgelistet habe problemlos in der Lage einen Airbus A380 abzufertigen, allerdings gibt es hier Restriktionen was die verfügbaren Gates angeht, an welchen Airbus A380 abgefertigt werden können.

Verspätungsrisiko beim Einsatz in Asien: Besonders in Asien häufen sich bei Cathay Pacific Verspätungen aufgrund von Überlastungen des Flugraumes. Insbesondere in China ist dies ein sehr großes Problem und Verspätungen von 2 Stunden sind hier eher die Regel, als die Ausnahme.

Diese Verspätungen würden sich direkt auf die späteren Langstrecken übertragen, denn Cathay Pacific würde die Airbus A380 für gewöhnlich zwischen Langstreckenflügen auch auf Kurzstrecken innerhalb von Asien einsetzen.

Massive logistische Probleme bei Unregelmäßigkeiten: Sollte es nun zu Verspätungen oder gar Flugausfällen kommen, hat man bei einem Airbus A380 gleich 500 Passagiere, welche betreut und umgebucht werden müssen. Dies ist ein nicht unwesentlicher logistischer Aufwand, insbesondere wenn man bedenkt, dass durch den gesteigerten Einsatz von A380 auch weniger Frequenzen und damit Alternativen zur Verfügung stehen.

Kompliziertes Yield Management: Eines der größten Schwierigkeiten des Airbus A380 ist das optimale Yield Management (also die Optimierung der Rendite eines jeden Fluges), da man so viele Passagiere auf einen Schlag transportiert.

Wenn man bei dem Beispiel Hongkong nach London bleibt, bieten die Abflüge aus Hongkong nach Europa traditionell ein hohes Potenzial, da diese für „high yield Passengers“, meist Geschäftsreisende, sehr interessant und gefragt sind. Diese Flüge erreichen Europa am frühen Morgen und fliegen dann optimalerweise am Vormittag zurück um möglichst viel in der Luft zu sein. Ganz nach dem Motto: Nur ein Flugzeug das fliegt, verdient auch Geld.

Nun ist es leider traditionell so, dass Flüge von Europa nach Asien für Geschäftsreisende nicht so attraktiv sind und daher eher „Low Yield Flüge“, also mit geringerem Erlös. Damit würde ein Airbus A380 von Cathay Pacific zwar höchst rentabel von Hongkong nach London fliegen, aber auf dem Rückflug hätte man einen deutlich niedrigeren Ertrag oder gar leere Flugzeuge.

Eine Lösung wäre tatsächlich, den Airbus A380 den ganzen Tag über am Boden in London stehen zu lassen, allerdings ist die natürlich nicht besonders wirtschaftlich und bei der hohe Investitionssumme eines Airbus A380 ein wirtschaftliches Problem.

Mit den Boeing 777-300er ist Cathay Pacific in der Lage flexibler zu reagieren und man ist der Überzeugung so einen höheren Gesamtertrag erzielen zu können, was bei Airlines natürlich der entscheidende Faktor ist.

Cathay Pacific erklärt, warum sie keinen Airbus A380 gekauft haben | Frankfurtflyer Kommentar

Das Beispiel von Cathay Pacific zeigt sehr deutlich, warum der Airbus A380 letztendlich gescheitert ist. Airlines können mit kleineren Flugzeugen flexibler reagieren und ihren Ertrag erhöhen.

Wenn man sich die Entwicklung gerade in Asien anschaut, würde hier ein Airbus A380 großen Sinn machen, allerdings war man mit dem Flugzeug vermutlich einfach zwei Jahrzehnte zu früh dran. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass wir in Zukunft nicht doch wieder Flugzeuge für über 500 Passagiere sehen werden. Angeblich kann man die Boeing 777X auf eine 777-10X strecken, was einen Zweistrahler in dieser Passagierkapazität hervorbringen würde.

Für den Airbus A380 kommen allerdings all diese Entwicklungen zu spät. Interessant sind die Gedanken und Gründe von Cathay Pacific dennoch!

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