Condor und Lufthansa waren einmal unter einem Dach vereint, denn Deutschlands beliebtester Ferienflieger wurde als Tochter von Lufthansa gegründet. Vor etwa 20 Jahren hat man aber Condor erst teilweise und dann komplett an den inzwischen insolventen Reiseveranstalter Thomas Cook verkauft.
Aus der Zeit, in welcher Lufthansa und Condor noch zusammengehörig waren, stammen aber noch eine Reihe von Verträgen und Partnerschaften, welche für das Geschäftsmodell von Condor teils essenziell sind. Neben der Nutzung diverser Lufthansa Einrichtungen, wie Wartung, Lounges und Gates, sowie auch dem Vielfliegerprogramm Miles&More, sind oder besser waren die Zubringerflüge von Lufthansa für die Condor Langstrecken gerade für Condor entscheidend.
Fast alle Langstreckenflüge von Condor zu touristischen Zielen starten und landen in Frankfurt und trotz des eigentlich sehr bevölkerungsreichen Einzugsgebiet, kann auch eine Condor die Großraumflugzeuge nicht ohne Zubringer füllen. Nun hat Lufthansa allerdings genau diese Verträge für Zubringerflüge gekündigt und will zukünftig keine Kurzstrecken mehr mit Condor Langstrecken auf einem Ticket kombinierbar machen.
Die Gründe von Lufthansa sind hier recht offensichtlich, denn nachdem man Condor nicht wieder übernehmen durfte, wird man in Zukunft verstärkt selbst touristische Mittel- und Langstreckenflüge anbieten und hiermit in direkte Konkurrenz zu Condor treten. Hier passt es dann für Lufthansa natürlich nicht ins Konzept, die Flüge von Condor auch noch mit Passagieren zu füllen.
Condor beschreibt dies als „Breit angelegte Missbrauchsstrategie“, bei welcher Lufthansa die eigene Marktmacht ausnutzen will, um den Mitbewerber zu schaden und aus dem Geschäft zu drängen. Daher hat Condor nun bei den Kartellbehörden Beschwerde gegen Lufthansa und den Wegfall der Zubringerflüge eingelegt.
Dass auch weiterhin Zubringerflüge von Lufthansa für Condor auf einem Ticket verkauft werden können sei essentiell, denn sollten Veranstalter oder Passagiere gezwungen sein diese getrennt zu buchen, verändert sich die Haftungsfrage bei Verspätungen und verpassten Anschlüssen, welche dann voll bei den Passagieren oder dem Veranstalter liegt und nicht mehr bei den Airlines, wie es der Fall ist, wenn alles auf einem Ticket gebucht wurde.
Dabei ist dies natürlich genau in der Absicht von Lufthansa, denn man will natürlich, dass Passagiere und Veranstalter die Kurzstrecken mit Lufthansa Langstrecken kombinieren.
Condor legt Kartellbeschwerde gegen Lufthansa ein | Frankfurtflyer Kommentar
Lufthansa lässt keinen Zweifel daran, dass man sich auf einen harten Wettbewerb auf den touristischen Strecken einzustellen hat und auch dass man wohl keine Hemmungen hat, auch die ehemalige Tochter massiv unter Druck zu setzen. Wie gut die Chancen sind, dass Condor mit der kartellrechtlichen Beschwerde Erfolg hat, ist schwer zu bewerten, denn grundsätzlich gibt es keine Verpflichtung in einer freien Marktwirtschaft, einen Konkurrenten (und genau das ist Condor für Lufthansa) zu beliefern und zu unterstützen.
Die Frage, welche sich vermutlich noch am ehesten stellt ist, wie schnell Lufthansa die Zubringerflüge für Condor einstellen darf. Hierbei ist die kurze Frist mit Mai sicher so gewählt, dass es für Condor fast unmöglich ist, selbst Alternativen zu schaffen, zumal dies für Condor generell sehr schwer werden wird, denn eigentlich kann es sich der Ferienflieger nicht leisten, auch noch ein innerdeutsches Kurzstreckennetz aufzubauen.
Grundsätzlich finde ich es aber sehr charmant, wenn Condor auch innerdeutsch in Konkurrenz zu Lufthansa fliegt, denn dies führt sehr zuverlässig dazu, dass die Preise massiv sinken. Allerdings ist eine Preisschlacht auf Kurzstrecken wohl das Letzte, was sich Condor aktuell leisten kann.
Danke: aero.de
Wären überhaupt Slots verfügbar, so dass Condor könnte, wenn sie liquide genug ist, um ein domestic Netzwerk aufzubauen? Es würden ja nicht nur 2 oder 3 Slots gebraucht?!
Gruß
Alex
Irgendwie Interessant. Ich bin das letzte mal 1998 mit Condor geflogen. OK, damals war es IMHO noch LH (Catering war auf jedenfall noch von LH). Und damals sind wir von CGN nach MUC Geflogen und von dort weiter ans Ziel in Ägypten. Und ich weiß, das es noch Flüge aus anderen Deutschen Städten gab. So hatte die Maschine aus Frankfurt nämlich Probleme weswegen wir warten müssten.
Was ich damit eigentlich sagen will: An sich gab es so ein Netz schon einmal. Man hat aus verschiedenen Städten die Passagiere mit den eigenen Fliegern zum Hub (in dem Fall München) gebracht, die Passagiere neu verteilt und ist dann weiter geflogen. Was spricht also dagegen, dieses Konzept wieder auf leben zu lassen?