Condor Schwester Marabu vermasselt Start

Der Ferienflieger Condor wurde vom Finanzinvestor Attestor übernommen. Eben dieser Finanzinvestor hat Ende 2022 dann mit Marabu eine neue Airline gegründet, um ausgewählte Strecken von Condor zu übernehmen. Das soll natürlich kostengünstiger geschehen. Leider scheint Marabu den Start zu vermasseln. Die Airline hat immer noch keine ausreichende operative Stabilität erreicht.

Kleine Flotte

Marabu selbst verfügt nur über zwei eigene A320neo mit jeweils 180 Sitzplätzen. Soweit so unspektakulär. Allerdings möchte Marabu ca. 20 Ziele bedienen. Das ist mit den beiden Flugzeugen nicht zu schaffen und so bedient sich Marabu mehrerer anderer Fluggesellschaften im Wetlease. Das kennt man auch von Lufthansa, Swiss und Eurowings Discover, bei denen u.a. Air Baltic oder Finnair Flugzeuge und Crews zum Einsatz kommen.

Bei Marabu werden jedoch eine Vielzahl von anderen Airlines eingesetzt. So kann es Euch passieren, dass Ihr einen Flug bei Condor gebucht habt, Condor die Strecke dann an Marabu weitergereicht hat und Marabu dann an Heston Airlines, Chair Airlines, Sundair, Fly Air41 Airways, Privilege Style, White Airways, Plus Ultra, Lumiwings, Fly2Sky oder Leav Aviation. Oder es könnte sich um Flüge mit GetJet Airlines, Danish Air Transport, Condor, ALK Airlines, SkyUp Europe oder Hello Jets handeln.

Wenn Ihr den Überblick verloren habt, seid Ihr nicht alleine.

Technische Probleme führen zu Flugzeugausfällen

Immer wieder kommt es bei Marabu zu Flugausfällen infolge von technischen Schwierigkeiten bei den eingesetzten Flugzeugen. Und wenn das passiert, scheint das System häufig zusammenzubrechen. So häufen sich Beschwerden von auf Marabu Gebuchten (von Reisenden mag man nicht zu sprechen), deren Flüge 12 und mehr Stunden Verspätung haben.

Ebenso berichten Betroffene, dass es seitens Marabu keine nennenswerte Unterstützung gäbe. Flüge würden lediglich als verspätet gekennzeichnet, aber es gäbe keine Möglichkeiten, umzubuchen oder zu stornieren.

Erforderliche Hotelnächte müssen sich Gebuchte dann selbst organisieren und die gesetzlich vorgegebenen Verpflegungsleistungen am Flughafen fallen nach deren Angaben sehr spärlich aus. Lediglich ein 8 EUR Gutschein für über 12 Stunden Wartezeit.

Mögliche Gründe

Technische Schwierigkeiten können und werden immer wieder auftreten. Davor ist keine Airline geschützt und zumeist führt es zu Verspätungen für die Passagiere. Nur macht es für Reisende einen großen Unterschied, ob ein A320 der Lufthansa in Frankfurt ein technisches Problem hat, das entweder zügig behoben wird oder den Gästen ein Ersatzflugzeug gestellt werden kann oder ob es bei einer Airline wie Marabu geschieht. Denn Marabu hat keine eigenen Kapazitäten, um solche Ereignisse abzufangen. Dann müssen in Windeseile Wetleasing-Abfragen gestartet werden und bis dann alle Formalia bis zum Geschäftsabschluss eingeholt sind, kann einige Zeit vergehen.

Und dann steht zumeist noch der Positionierungsflug an, denn das angemietete Ersatzflugzeug mit Crew ist meist nicht direkt dort verfügbar, wo Gebuchte auf ihren Abflug warten.

Und selbst dann ist längst nicht alles in Butter, denn manchmal sind nur noch kleinere Flugzeuge verfügbar. Dann können zwar die allermeisten Passagiere mitfliegen, aber einige bleiben zurück.

So kann es Euch treffen

Am 25.05. war z.B. ein Flug von München nach Korfu um 5:55 Uhr angesetzt. Am Abend rückte dann die Bundespolizei an, um im Gatebereich wieder Ordnung herzustellen. Erst um 21:30 Uhr konnte dann der Ersatzflug in einem kleineren Jet starten. Die Gebuchten, die nicht ins Flugzeug passten, wurden dann über Nacht in Taxis und Bussen ins ca. 400km entfernte Graz gekarrt. Von dort ging es dann mit Eurowings um 7:30 Uhr Richtung Griechenland.

Condor Schwester Marabu vermasselt Start | Frankfurtflyer Kommentar

Der Start von Marabu wirkt wie ein Desaster. Keine ausreichende operative Stabilität bei Abwesenheit eines kompetenten und hilfsbereiten Kundenservices. Es ist eigentlich unverständlich, wie ein einigermaßen erfahrenes Management dem frühen Start und Roll-out der Fluggesellschaft zugestimmt hat. Für viele Beteiligte wäre es wohl besser gewesen, wenn die Wachstumspläne für Marabu nicht so aggressiv gewesen wären. Vielleicht hätte die Airline auch als Wetleasing Anbieter für Condor fliegen können.

Für Gebuchte verheißt das bisher Gezeigte für den Sommer nichts Gutes. Am besten tretet Ihr Reisen mit Marabu gut vorbereitet an. Nehmt etwas zu Essen mit an den Flughafen bzw. plant für Verpflegung dort zusätzliches Budget ein. Wenn Ihr einen Loungezugang (z.B. über eine Kreditkarte habt) könnte das ebenfalls helfen. Außerdem solltet Ihr Euch vorab informieren, unter welchen Umständen Ihr eine alternative Beförderung buchen könnt und wie Ihr von Marabu an das Geld kommt. Checkt, ob Eure Rechtsschutzversicherung auch Reiserecht mit abdeckt. Und vergesst nicht, die pauschale Entschädigung nach EU261 einzufordern. Pauschalreisende sollten sich auch um Entschädigung für entgangene Urlaubszeit am Zielort kümmern, wenn der Abflug deutlich verspätet war.

Es ist immer wieder schade, wenn „Profitabilitätsexperimente“ auf dem Rücken von Urlaubsreisenden durchgeführt werden. Eigentlich sollte EU261 solche Praktiken für Airlines finanziell unattraktiv machen. Aber anscheinend verspricht sich Attestor (der Eigentümer von Condor und Marabu) zukünftig so hohe Einsparungen, dass dieser organisatorisch und finanziell holprige Start in Kauf genommen wird.