Das Coronavirus könnte Alitalia retten

Alitalia kehrt zurück - doch anders als von Vielen erhofft. Archivfoto: Frankfurtflyer.de

Alitalia geht es schon einige Jahre schlecht und seit über drei Jahren fliegt die Airline in der Insolvenz und kann sich nur noch mit staatlichen Krediten über Wasser halten. Nachdem Italien eines der aktuelle Zentren der Coronavirus Pandemie ist, trifft dies natürlich auch Alitalia sehr hart und inzwischen musste man Alitalia verstaatlichen, um sie vor der Insolvenz und der Liquidation zu retten.

Vermutlich war Alitalia nicht die letzte Airline, welche in Europa im Rahmen dieser Krise verstaatlicht wird, jedoch könnte dieser eigentlich dramatische Schritt nun als Befreiungsschlag herausstellen. Durch diese außergewöhnliche Situation könnte Alitalia nun in eine Form gebracht werden, in welcher sie bald für neue Investoren höchst interessant wird. Das Coronavirus könnte nun Alitalia wirklich retten.

Alitalia Restart mit nur 30 Flugzeugen

Als Lufthansa das erste Angebot für Alitalia abgegeben hat, wollte man die Flotte um etwa 30 Maschinen auf 80 Flugzeuge reduzieren und den aufgeblähten Stamm an Mitarbeitern wollte man um 6.000 Stellen streichen, um eine schlanke und wirtschaftlich erfolgreiche Airline zu kreieren. Dieser Vorschlag ist allerdings in Italien auf derartigen Widerstand gestoßen, dass Lufthansa hiervon wieder Abstand genommen hat und Alitalia mit dem Hub in Rom als neue Airline in der Lufthansa Group aufstellen wollte. Man wollte sogar auf Entlassungen verzichten und unter Umständen auch Stellen an anderer Stelle in der Lufthansa Group anbieten.

Das Coronavirus hat nun alles verändert, denn die Regierung in Italien spricht bei der neuen staatlichen Airline Alitalia von massiven Einschnitten für den Restart, sobald dies möglich ist. So will man wohl mit einer „neuen Alitalia“ und nur 30 Jets an den Start gehen. 11.500 Mitarbeiter sollen Ihren Job verlieren und weniger als 4.000 Angestellte soll Alitalia bald haben. Damit könnte man nach der Krise wieder erfolgreich durchstarten.

Wird Alitalia hübsch gemacht für eine Übernahme?

In mehreren Bieterrunden ist man bis jetzt nicht zu einem Ergebnis gekommen und jede potenzielle Alitalia Übernahme ist gescheitert. Eigentlich sollte es im März eine letzte Frist für eine Übernahme geben, jedoch ist diese nun aufgrund des Coronavirus abgeblasen und Alitalia wurde verstaatlicht.

Vermutlich ist inzwischen auch der Regierung in Rom aufgefallen, dass Alitalia in ihrer jetzigen Form ein Fass ohne Boden ist, jedoch hat man unpopuläre Entscheidungen zur Restrukturierung der Airline bisher immer gescheut. Dies könnte sich nun ändern, denn aufgrund des Ausnahmezustandes wird wohl fast alles akzeptiert und besonders der Einfluss der mächtigen Gewerkschaften schwindet.

Auch wenn 30 Flugzeuge deutlich kleiner ist, als dass was Lufthansa einmal vorgeschlagen hat, könnte dies nach der Coronakrise eine durchaus interessante Größe sein. Es wird vermutlich eine Weile dauern, bis die Luftfahrtindustrie wieder auf einem normalen Level fliegt. Auch der immer wieder kritische, deutlich zu große Mitarbeiterstab der Airline wäre dann massiv reduziert, was natürlich Kosten reduziert und insbesondere auch sehr unpopuläre Maßnahmen, wie einen Stellenabbau, für einen neuen Investor unnötig machen würde.

Die neue Alitalia hätte dann eine Größe, welche vermutlich sehr zügig auch wieder ein gezieltes Wachstum ermöglichen würde, was für eine Airline Gruppe als Investor fast der Idealzustand ist.

Wer könnte Alitalia überhaupt noch kaufen?

Das wohl größte Problem für jede Übernahme von Alitalia dürfte wohl sein, dass in der aktuellen Situation bei kaum einer Airline daran zu denken ist, eine andere Airline zu übernehmen. Die große Frage ist daher, ob es überhaupt eine Airline nach der Krise gibt, welche Alitalia noch übernehme kann und will. Vielmehr muss man sich wohl eher vorrangig darum kümmern, die bestehenden Airline durch die kommende Krise zu manövrieren.

Denkbar ist allerdings durchaus eine Übernahme durch einen Finanzinvestor. Diese haben hier zwar mehr Möglichkeiten, sind allerdings durch den Börsensturz aktuell auch getroffen. Hinzu kommt, dass man eigentlich in der gesamten Branche davon ausgeht, dass Alitalia als alleinstehende Airline nicht überleben kann und einen starken Partner benötigt.

Die große Frage ist daher für Alitalia, wie lange es dauern wird, bis sich die Luftfahrt wieder annähernd erholt hat und wie lange Alitalia als staatliche Airline weiterfliegen kann und darf.

Eine wirklich zuversichtliche Zukunftsaussicht haben in Europa aktuell nur die drei Großen Gruppen, Air France/KLM, IAG(British Airways, Iberia) und die Lufthansa Gruppe. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Alitalia früher oder später von einer der drei großen Airline Gruppen übernommen wird.

Das Coronavirus könnte Alitalia retten | Frankfurtflyer Kommentar

Schon vor dem Coronavirus stand es um Alitalia schlecht und in der aktuellen Situation war die einzige Möglichkeit für Alitalia eine Verstaatlichung. Hier scheint man nun aber wirklich gewillt zu sein, Alitalia in einen Zustand zu versetzen, in welchem die Airline einen durchaus vernünftigen Zustand hat, um nach der Krise wieder zu fliegen. Wenn man sieht, dass 11.500 Stellen abgebaut werden sollen, schreckt man hier offensichtlich auch von ernsten Maßnahmen nicht zurück.

Wie es mit Alitalia weitergeht ist nun sehr spannend, jedoch wird man vermutlich noch über ein Jahr unter dem Schutzschirm des Staates fliegen müssen, auch wenn sich die Krise schnell wieder beruhigt. Danach hat man in einer deutlich schlankeren Form durchaus Chancen für eine positive Entwicklung der Airline und auch für eine Übernahme, denn in einer großen Gruppe hat Alitalia wesentlich bessere Zukunftsaussichten.

1 Kommentar

  1. Das ist jetzt erst einmal nur die Verhandlungsgrundlage. Wer die italienische Streik-Bereitschaft, insbesondere bei quasi-staatlichen Alimentierungs-Betrieben wie Alitalia kennt, wird niemals glauben, dass 11500 Leute einfach mal auf ihre bequeme staatliche Alimentierung verzichten.

    Es wird daher wohl darauf hinauslaufen, dass die Flotte merkbar verkleinert wird, die Mitarbeiterzahl aber nur unwesentlich.

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