Im Mai hat Lufthansa mit einer Aufstockung von bestehenden Bestellungen bei den beiden Flugzeugbauern Airbus und Boeing überrascht. So wurden jeweils fünf zusätzliche Airbus A350 sowie Boeing 787 Dreamliner geordert. Während die besagten A350-Jets erst 2027 ausgeliefert werden sollen, kommen die Dreamliner noch in diesem Jahr.
Dabei handelt es sich um bereits fertig produzierte Flugzeuge, die vom ursprünglichen Kunden nicht übernommen werden konnten. Die fünf zusätzlichen Jets kommen zu den 20 bestellten Boeing 787-9 der Lufthansa Gruppe, diese werden bei der Konzernmutter in Frankfurt stationiert. Die folgenden Maschinen werden sehr wahrscheinlich teilweise zu den Töchtern Austrian Airlines, Swiss oder Edelweiss gehen.
Ein einzelnes Flugzeug ist für Langstrecken nicht ideal
Lufthansa rechnet mit der Auslieferung des ersten Dreamliners noch Ende 2021. Aktuell befinden sich alle Exemplare in den USA und werden für den anstehenden Einsatz vorbereitet. Einige Modifikationen werden nach der Überführung in Deutschland erfolgen, dann kann es losgehen.
Für eine Netzwerkairline wie LH wird es allerdings schwierig werden, einen einzelnen Dreamliner in den Flugplan einzubinden. Das Problem sind zum Einen die Unterschiede zur bestehenden Flotte, Piloten und Flugbegleiter müssen auf dem Typen geschult und lizensiert werden.
Ein Teil des erforderlichen Trainings sind reale Starts und Landungen. Um eine Mindestanzahl an Piloten auszubilden, erfordert es also eine gewisse Anzahl an Flügen. Im Idealfall löst man das mit kurzen Strecken und kann dann so an einem Tag entsprechend viele Mitarbeiter schulen. Der Einsatz auf der Kurzstrecke gilt daher für den ersten Jet als sichere Sache.
Zum Anderen erwartet man beim Kranich die Auslieferung der einzelnen Jets mit einem Abstand von jeweils 1-2 Monaten. Demnach wird die erste Tranche voraussichtlich im Frühjahr 2022 vollständig sein. Eine Einbindung in den Langstreckenflugplan eines Netzwerkers wie LH ist allerdings erst ab der zweiten Maschine optimal. Andernfalls würde ein Reserveflugzeug fehlen, unplanmäßige Wartungen hätten ein großes Durcheinander zur Folge.
Zunächst nur Kurzstrecke
Ab der zweiten Maschine könnte dann der Einsatz auf der Langstrecke erfolgen, allerdings würde man dann nur kürzere Fernstrecken bedienen. Ähnlich lief die Einflottung des Airbus A350 bei Lufthansa in München, der in den ersten Monaten nur nach Boston bzw. Mumbai eingesetzt wurde.
Denkbare erste Destinationen des Dreamliners im LH-Langstreckennetz wären also ebenfalls Ziele an der US-Ostküste oder in Indien. Bei dem dichteren Portfolio in Frankfurt würden aber auch Nahost-Strecken oder Destinationen in Mittelafrika in Frage kommen.
Würde man hingegen die erste B787 beispielsweise von Frankfurt nach Los Angeles einsetzen, hätte man schnell ein Problem. Die Rotation des Flugzeuges würde für einen Hin- und Rückflug länger als 24 Stunden dauern, am zweiten Tag müsste der FRA-LAX Flug von einem anderen Flugzeugtypen übernommen werden.
Die sich in L.A. befindliche Besatzung wäre in dem Fall nicht (zumindest nicht vollständig) berechtigt und qualifiziert den Rückflug durchzuführen. Hinzu kommt dass Parameter wie Vermarktung oder auch die Abfertigung deutlich komplexer werden.
Daher benötigt man idealerweise zwei Maschinen des gleichen Typs, wobei eine z.B. täglich Frankfurt-Miami-Frankfurt fliegen würde und die andere auf Kurzstrecken unterwegs ist und gleichzeitig als Reserve dient. Bis die zweite B787-9 in Frankfurt eintrifft und einsatzbereit ist, wird das erste Flugzeug fleißig innerhalb von Europa unterwegs sein.
Eine Ausnahme könnte ein einmaliger Sonderflug sein um das neue Flottenmitglied vorzustellen.
Der erste Lufthansa-Dreamliner wird keine Langstrecke fliegen | Frankfurtflyer Kommentar
Die Einführung eines neuen Flugzeugtyps ist immer sehr interessant, hinzukommt noch die Tatsache dass uns im LH-Dreamliner eine neue Kabine erwarten wird. Noch bevor die langersehnte neue Business Class in der B777X kommt, wird es in dem Dreamliner ein Upgrade des bestehenden Produktes geben.
Wenn alles glatt läuft, wird die erste Boeing 787 mit Kranich am Heck noch vor Weihnachten abheben. Die Destination ist noch unbekannt, außer einem Promo-Flug zum Einstand wird es wohl bei Berlin, München, Paris, London oder einer anderen interessanten Stadt im Europa-Netz bleiben. Ab dem zweiten Flugzeug sind kurze Langstrecken möglich, lange Strecken können schätzungsweise ab dem vierten Jet optimal bedient werden.
Laut vorläufiger Lufthansa-Interna werden von der ersten und der zweiten B787 nach Eintreffen hier in Frankfurt erstmal London Heathrow sowie Paris CDG bedient. Ab dem 01.02.2022 soll es dann täglich nach New York und viermal die Woche nach Boston gehen, also wie im Artikel angesprochen kürzere Langstrecken.
Die Interna sind uns zwar nicht bekannt, aber die Vorgehensweise ist naheliegend.
Die aufgewertete Business Class will man auch lieber nach JFK, BOS … oder auch DXB promoten anstatt nach Lagos oder Addis Abeba.
Ich verstehe nicht, warum hier so ein Bohei um den „Dreamliner“ gemacht wird. Bin schon viele Male, speziell in Asien, 787 geflogen. Ja, nice – aber auch nicht mehr. Das Gleiche gilt für den B777XXX. Diese Typen fliegen weder Überschall, noch auf 18.000 Meter noch kopfüber … :-)))
Hm aber ganz richtig erscheinen einige Details nicht: auch ein einzelnes Flugzeug kann sinnvoll auf der Langstrecke eingesetzt werden. War bei der 747-8 nach IAD so, weil Return-Trip <24h. Das genannte Beispiel mit LAX stimmt auch nicht ganz, weil Layover an der Westküste (nach meinem Kenntnisstand) 2 Nächte sind. Das bedienen dieser Strecke mit einem Flugzeugtyp jeden zweiten Tag also gut funktionieren würde…
Dass im Moment nicht so viel Bedarf ist und das Training durch Kurzstrecken enorm erleichtert wird, ist natürlich richtig und deswegen macht der Plan auch Sinn.