Der richtige Boarding-Zeitpunkt: Früh oder spät ins Flugzeug einsteigen?

Manchmal bilden sich beim Boarding lange Warteschlangen. Foto: Sebastian

Direkt beim Aufruf des Fluges einsteigen oder doch warten, bis sich die Schlange bei der Bordkartenkontrolle deutlich reduziert hat? Das Priority Boarding nutzen oder warten, bis der eigenen Name beim „Final Call“ ausgerufen wird, wenn die Türen bald geschlossen werden. Über den richtigen Boardingzeitpunkt scheiden sich die Geister. Die Geschmäcker und Bedürfnisse sind da sehr unterschiedlich. In diesem Beitrag werfe ich einen Blick darauf, wann welcher Boarding-Zeitpunkt für mich Sinn macht.

Der richtige Boarding-Zeitpunkt | Da sind ja noch die Boardinggruppen

So ganz frei ist die Wahl des Zeitpunkt, an dem wir alle an Bord gehen dürfen, auch gar nicht. Boardinggruppen entscheiden, wann der früheste Zeitpunkt ist, zu dem Passagiere in das Flugzeug einsteigen dürfen. Später geht natürlich immer. Zumindest bis der Gate-Agent das Bordinggate oder die Flugzeugtür schließt.

Boarding nach Gruppen hat sich mittlerweile etabliert. Foto: Sebastian

Boardinggruppen haben sich mittlerweile bei fast allen größeren Fluggesellschaften etabliert. Im simpelsten Fall gibt es ein Pre- oder Priority-Boarding, bei dem berechtigte Fluggäste vor allen anderen einsteigen dürfen. Das Recht zum Priority Boarding könnt Ihr zum Beipsiel durch einen hohen Vielfliegerstatus, durch eingeschränkte Mobilität oder mit Kindern erhalten. Selbst käuflich erwerben lässt sich das Priority Boarding.

Richtige Auswüchse haben Boardinggruppen in den USA genommen. So hat beispielsweise American Airlines insgesamt zehn Gruppen, die nacheinander aufgerufen werden. Sogar Militärangehörige fallen in eine der bevorzugten Boardinggruppen, während Passagiere, die Priority Boarding gekauft haben, sogar erst ab Gruppe 4 einsteigen dürfen.

Gleich beginnt die Suche nach einem freien Gepäckfach. Archivfoto: Frankfurtflyer.de

Der richtige Boarding-Zeitpunkt | Vorteile und Nachteile

Doch was sind eigentlich die Vor- und Nachteile von frühem und späten Einsteigen in das Flugzeug?

Wann immer ich mit großem Handgepäck (konkret: einem Trolley) reise, versuche ich möglichst früh das Flugzeug zu boarden. Denn Handgepäck in der Kabine hat zu dem Zeitpunkt überhand genommen, als die Gepäckaufgabe als kostenpflichtiges Extra eingeführt wurde. Der Platz in den Gepäckfächern ist dadurch rar geworden. Um mir einen der begehrten Plätze im Gepäckfach über meinem Sitz zu sichern, muss ich daher häufig in den sauren Apfel beißen und früh einsteigen.

Saurer ist der Apfel natürlich, weil ich dadurch mehr Zeit an Bord des Flugzeugs verbringen muss, als ich eigentlich möchte. Die Sitze sind meist unbequem und jeder Viertelstunde weniger entlastet doch irgendwie den Rücken. Man wird ja auch nicht jünger.

Das ist vermutlich der wesentliche Grund, der gegen ein frühes Boarding spricht. Wobei die andere Seite natürlich auch nicht unbedingt der Traum ist. Am Gate abzuhängen und auf das Boarding zu warten, ist ein überschaubares Vergnügen. Daher sieht es ganz anders aus, wenn ich vor dem Flug Lounge-Zugang habe. In der Flughafen-Lounge lässt sich die Wartezeit bis zum Boarding deutlich besser ertragen. Da warte ich manchmal auch bis zur letzten Minute, um an Bord zu gehen. Wenn da nicht dieses nervige Sorge um das Handgepäck wäre.

Boarding des Eurowings-Fluges nach Palma de Mallorca. Foto: Sebastian

Doch es gibt Ausnahmesituationen, die mein Boardingverhalten beeinflussen. Habe ich keinen reservierten Sitz und die Sitzplatzlotterie hat mir 29E zugelost, versuche ich mit meiner Spät-Boarder-Strategie noch einen besseren Sitz abzugreifen.

All das ist natürlich für die Katz, wenn plötzlich ein Bus vor dem Gate steht und Euch zum Flugzeug bringt. Dann wird die gesamte Reihenfolge nochmals durcheinander gewirbelt. Und meist bewahrheitet sich der Spruch „Die Letzten im Bus werden die Ersten im Flugzeug sein.“ Wenn ein Boarding per Bus absehbar ist, versuche ich mit Handgepäck aber den ersten Bus zu nehmen.

Das sind natürlich Economy Class-Probleme. Denn wenn es in der Langstrecken Business Class oder First Class zum Ziel geht, ist der Sitz deutlich bequemer und häufig gibt es auch einen Welcome Drink, der die Wartezeit wie im Flug vergehen lässt. In dem Fall entscheidet die Qualität der Lounge, wann ich mich zum Gate begebe. Um mein Handgepäck muss ich mir in dem Fall keine Sorgen machen. Das wird schon frei sein.

I love Bus-Boarding… not. Foto: Sebastian

Der richtige Boarding-Zeitpunkt | Frankfurtflyer Kommentar

Ich liebe es auf einem Economy Class-Ticket spät ins Flugzeug einzusteigen, um die Wartezeit im Flugzeug zu verringern. Bis zum „Final Call“ warte ich dabei aber eher selten. Das ist mir dann doch zu riskant und passiert mir eigentlich nur aus Unachtsamkeit. Aber es gibt auch einen sehr guten Grund, frühzeitig an Bord zu gehen: Wenn ich keine Lust habe, mein Handgepäck unter dem Vordersitz zu verstauen und dadurch meine Beinfreiheit zu reduzieren, gehe ich lieber auf Nummer sicher.

Wie sieht es bei Euch aus? Seid Ihr Früh- oder Spätboarder? Und warum?

23 Kommentare

  1. Danke für den tollen Beitrag. Ich wünsche mir, dass beim Boarding darauf geachtet wird, dass nur das zulässige Handgepäck mit an Bord genommen wird. Ich habe es schon erlebt, dass bei Kurz-und Mittelstrecken auch die Gepäckfächer in der Businessclass vollgestopft werden, noch bevor die hierfür berechtigten Passagiere an Bord gekommen sind.
    Mit dem Warten auf die richtige Boardingzeit sollte man es nicht übertreiben, das nervt das Bodenpersonal manchmal extrem.

  2. Da ich aus bestimmten Gründen z.Zt. nur mit LH fliege möchte ich darauf hinweisen das es an den Gates in FRA und GRU so aussieht als ob das Personal noch nichts von Boardinggruppen gehört hat. Es ist einfach nur Chaos!

    • Dass in FRA Chaos herrscht mag zwar stimmen, das liegt aber nach meiner Beobachtung eher an den Passagieren und weniger am Gatepersonal. Wenn man Familien mit 30+ Kindern, über 10 Wheelchair Gäste etc. auf einem Flug hat und Passagiere einfach nicht darauf achten was auf ihrer Boardkarte steht und denken, sie könnten mit Gruppe 4 oder 5 schon bei der Gruppe 2 rein, dann ist es doch kein Wunder dass Chaos entsteht.

      • Wir leben in einer Welt, in der wir unter anderem KI-gestützt die komplexesten Probleme lösen können. Nur am Flughafen soll das nicht gehen. Glaub ich nicht dran. Ich glaube eher dran, dass wir es hier mit einer Branche zu tun haben, die noch nicht genug unter Druck steht, dass sie solche Herausforderungen lösen muss.

        Dass Leute mit der falschen Boardinggruppe aussortiert werden, sieht man in einem beschränkten Rahmen immer wieder. Die werden dann recht schnell zur Seite gestellt. Der Zeitaufwand ist m.E. überschaubar.

      • Dafür ist aber das Personal vor Ort um das zu regeln. Die Durchsagen werden einfach nur durchgenuschelt. Das versteht keiner. Bei Swiss funktionierts, weil auch mehr kontrolliert wird. LH muss sich langsam mal angewöhnen auch wieder auf die Kleinigkeiten zu achten. Damit kann man sich sehr einfach, ohne grossen Aufwand, von den anderen unterscheiden.

  3. Deutlich Frühboarder. Als LX Eco Light Surfer kann ich mir meinen Sitzplatz erst kurz vor dem on-line check-in kostenfrei reservieren. Meistens klappt das noch in den ersten 8 Reihen, „absolut“ gesehen (die ersten 2-5 sind meist Busi).
    Vordere Reihen = mehr Beinfreiheit = wärmere Kabinenluft = schnellerer Service (wenn ich denn was kaufe) = schneller draussen.
    Darum halt, wie Du Sebastian, in den sauren Apfel beissen, weil ein Trolley ist da dann schon dabei.
    Also Gehzeit von der Lounge zum Gate abschätzen, so dass ich gleich bei Boarding von Gruppe 1-2 dort bin.

  4. Den ersten beissen die Hunde: Kontrolle Handgepäck, einsammeln vom regelwidrigen etc

    Besser kurz vor Schluß ankommen, dann gibt’s keine Diskussion mehr.

    Zu Zeiten als es keine Sitzplatz Reservierung gab, war das noch anders… (lange her)

    • Sind alle Business-Passagiere an Bord, so ist es mir egal, wenn Eco’s beim Vorbeigehen ihren Plunder in allf. leere Business Fächer verstauen.
      Was ich hingegen nicht ausstehen kann:
      Bereits volles Gepäckfach, obwohl ich in Gruppe 1 boarde. Ursache ist vermutlich ein Drängler aus der Eco, der seinen Hausrat nicht bis Reihe 28 und wieder zurück schleppen will.
      Ursache: Fehlende Handgepäckkontrolle und rigorose Durchsetzung derselben. Ebenso WÄRE auch strikt auf die Einhaltung der Gruppen zu achten!

      • Wo das so ist, ist die Reaktion einfach: Handgepäckstück aus dem Fach rausholen und in den Gang stellen. Ist nur blöd wenn es Gepäck der Crew ist. Aber das erkennt man meist und selbst dann ist es berechtigt.

        • Fach von Reihe 1 ist zu 90% durch Crew-Gepäck belegt. Die wissen doch, dass auf Platz 1A jemand sitzt—- aber man lässt es einfach mal drauf ankommen.
          Was ich tue? Stelle mein Gepäck demonstrativ in den Gang, die Crew soll sich darum kümmern. Ernte böse Blicke, ist mir jedoch schnurz.
          Sehr selten höre ich jedoch ein „Sorry“, und das auch nur, nachdem mein SEN.-Anhänger erspäht wurde.

        • Du machst deinem Namen mal wieder volle Ehre 😉 Und wer kümmert sich dann um das Gepäck, dass du in den Gang platziert hast?Die Crew, deren Aufgabe es eigentlich nicht ist das Gepäck der Gäste zu verstauen, zumal sie beim Boarden auf ihrer Position stehen bleiben müssen? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Crew mein Carry On auch gerne mal vorne bei sich verstaut, wenn ich freundlich frage. Außerdem fällt man dadurch weniger negativ auf ☺️

  5. Also ich bevorzuge es immer einer der Ersten zu sein denn oft schon erlebt das Gäste die weiter hinten sitzen einfach ihre Köfferchen vorne verstaut haben. Daher gilt für mich: je zeitigen ich drin bin umso besser.

  6. Jetzt mal im Ernst, zu jedem sitz gehört ein Fach über demselben. Und wenn ich zu meiner leeren Reihe komme und da ist Gepäck drin, dann räume ich das raus und stell es auf den Gang. Meist kommt dann schon irgendwer hysterisch schreiend angerannt.

  7. Airlines sollten eben nicht an alle Handgepäckstarife verkaufen und sich dann wundern, dass alle Hangepäck dabei haben 😮. Kann man ja ca. errechnen und wenn z.b. 75% Sitze inkl. Handgepäck verkauft sind, gibt es nur noch Aufgabegepäck. Fairerweise dann zum selben Preis. So sind nur Crew und Passagiere genervt und gestresst.

    • Lustig, bei mir ist Langstrecke in Biz/First immer möglichst spät, also so dass hinter mir die Tür zugemacht werden kann.

      Eco am liebsten pre Boarding, damit ich mich in Ruhe einrichten kann.

      Es ist halt doch jeder unterschiedlich.

  8. Ich finde die hinteren Reihen müssten zu erst borden, damit nicht schon vorne nichts mehr geht, weil ja erstmal alles verstaut werden muss und jeder noch seinen Platz einnehmen muss. Außerdem gehören richtig behinderte Menschen nach vorne, erst recht wenn Sie nur noch auf einem Bein laufen, habe gesehen wie mühsam das für Ihn war.

  9. Also aus meiner Erfahrung, das Handgepäck muss deutlich sichtbar kontrolliert werden.
    Was da manche Leute reinschleppen?
    Zur Zeit habe ich viele Flüge in der eco kontinental. Dass ich mit meinem Sen schon früher einsteigen kann, erachte ich als einen Vorteil, was das Handgepäck angeht. Persönlich möchte ich aber garnicht so viel mitschleppen, eine Umhängetasche genügt und ist auch problemlos verstaut.
    Bording nach Gruppen finde ich schon eine gute Sache, wenn manche Leute das nicht raffen und noch warten müssen ist das nicht das Problem der Bodencrew.

    • Ist es eigentlich immer noch so, dass man mit „Priority Boarding“ auch nach vorne gehen darf, wenn das Einsteigen schon läuft und bereits hintere Gruppen zum boarden aufgerufen wurden? Auf der LH-Seite finde ich hier nichts. Ging beim letzen Mal, als ich ca. zur Hälfte der Boarding-Zeit kam, nach vorne, wurde auch durchgelassen, jedoch nur mit leichtem murren und dem Hinweis „aber beim nächsten Mal bitte früher kommen“ ?! Danke!

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