Der schlechteste Sitzplatz bei Lufthansa

Der persönliche Lieblingsplatz ist bei jedem Passagier unterschiedlich. Während manche möglichst weit vorne sitzen wollen und dabei Fenster, Mitte oder Gang akzeptieren, spielt die Auswahl das Sitzplatzes bei anderen eine größere Rolle. Sitzkomfort und Beinfreiheit soll aber bei allen möglichst gut und großzügig sein. Heute werfen wir einen Blick auf eine Sitzreihe bei Lufthansa, die sich im Airbus A320 befindet und nichts dergleichen erfüllt- im Gegenteil.

Airbus A320ceo und A320neo „MAX Cabin“

Als der Airbus A320 im Februar 1987 zum Erstflug abhob, war die Fliegerwelt noch eine andere. In allen Klassen gab es kostenlose Verpflegung, manchmal sogar mit warmen Mahlzeiten und Spirituosen in der Economy Class. Damals wurden die Maschinen vom Typ A320 durchschnittlich mit 150 bis 160 Sitzplätzen bestückt.

Zum Vergleich werden in den nun eingesetzten Typen A320ceo (Current Engine Option) und A320neo (New Engine Option) bis zu 180 Sitzplätze zum Kauf angeboten. Die Größe und Länge des Flugzeugs hat sich allerdings nicht geändert. So wurden die Bordküchen und Toiletten modifiziert, Garderobenschränke entfernt.

Hauptsächlich haben neue und schmalere Sitze und auch die Verminderung des Sitzabstandes dazu beigetragen. Meist merkt man davon in den ersten Reihen noch wenig, der Abstand wird allerdings ab Reihe 14 merklich geringer. Dieser findet seinen (negativen) Höhepunkt in den Reihen 30-32. Dort ist dieser so gering, dass CabinMax Koffer (maximale zulässige Trolleygröße) kaum unter dem Vordersitz verstaut werden können.

Dies ist umso kritischer, da für die letzten vier Sitzreihen keine direkten Gepäckfächer über den Plätzen zur Verfügung stehen. Denn hier ist unter anderem die Bordnotausrüstung untergebracht.

Der schlechteste Sitz bei Lufthansa | Die Sitzreihe 32

Leider ist es mit dem immer geringer werdenden Sitzabstand nicht getan. Denn was einem in der Reihe 32 erwartet, hat nichts mehr mit dem zu tun was Lufthansa sein möchte: ein Premiumcarrier. Der Sitzabstand ist zwar der gleiche wie in den Reihen 30 und 31, allerdings gibts es in Reihe 32 nicht einmal mehr ein Fenster oder verstellbare Rückenlehnen. Eine große Ernüchterung für alle, die gerne die Landschaft beobachten wollen.

Schnell stellt sich in dieser Reihe ein beklemmendes Gefühl ein. Durch das fehlende Fenster und die Nähe der Lehne des Vordersitzes kann es durchaus zu Platzangst kommen. Hat man die Reihe für sich alleine, mag das noch kein Problem darstellen. Bei einem voll besetzten Flugzeug allerdings verschlimmert sich das Bild noch. Hierbei ist es egal, ob der vermeintliche Fensterplatz oder Mittelsitz eingenommen wurde. Man sitzt in etwa so komfortabel wie ein Huhn in einer Legebatterie.

Wenn man nun denkt, dass mit den Gangplätzen alles gut wäre – weit gefehlt. Natürlich besteht hier die Möglichkeit seine Beine in den Gang zu strecken und sich in selbige Richtung etwas Luft zu verschaffen, doch auch hier kommt es bald zur Ernüchterung. Da sich das Flugzeug an dieser Stelle schon verjüngt, rücken auch die Reihen 31 und 32 im Gang näher zusammen.

Da sich die Toiletten im Heck der Maschine befinden, herrscht häufig reger Verkehr durch vorbeilaufende Passagiere. Gerade auf längeren Flügen kann so eine „Toiletten-Schlange“ bis Reihe 25 reichen. Und hier bleibt zu erwähnen, dass das Gesäß der wartenden Passagiere genau auf der Höhe des eigenen Gesichts ist. Durch die Enge des Ganges kommt es hier auch zwangsläufig zu ungewollten Berührungen an diversen Stellen.

Einige der ersten Airbus A320-Maschinen sind (noch) mit zwei Reihen weniger bestuhlt und bieten daher nur 168 Sitze. Dort sind zwei normal geschnittene Waschräume direkt hinter der letzten Sitzreihe anstatt in der Bordküche. Den Unterschied kann man deutlich am Fenster in der letzten Reihe erkennen.

Der schlechteste Sitz bei Lufthansa | Frankfurtflyer Kommentar

You get what you pay for. So lautet ein Spruch, den man eigentlich ganz gut auf diese Sitzplätze anwenden könnte. Leider ist es in diesem Fall aber gar nicht so einfach. Diese Plätze werden in der Regel zwar als letztes vom Check in-System vergeben, bei kurzfristiger Umbuchung oder Wechsel des Flugzeugs kann man durchaus auch mit einem teuren FullFlex-Ticket auf diesen Plätzen landen.

In der Fliegerei geht es heutzutage weniger um den Luxus, sondern viel mehr um die Effizienz. Daher ist es verständlich so viele Sitzreihen wie möglich in die Flugzeuge einzubauen. Dass man dabei aber auch über das Ziel hinaus schießen kann, hat Lufthansa hier bewiesen. Für eine Gesellschaft, die sich als einzige europäische Airlines mit 5 Sternen bei Skytrax schmückt, ist die gegenwärtige Konfiguration des A320 (MAX Cabin) eine Frechheit. Hier ist nicht nur die ungemeine Einschränkung des Reisekomforts für Passagiere sondern auch die für Flugbegleiter zu erwähnen, welche im hinteren Teil der Kabine arbeiten. Sie beklagten sich deutlich über die sehr beengten Platzverhältnisse in der Bordküche.

Bei der Einführung der sogenannten „MAX-Kabine“ war die maximale Flugzeit der Jets auf kurze Flüge beschränkt. Mittlerweile werden diese Maschinen auch auf Flügen mit Flugzeiten weit über drei Stunden eingesetzt! Da kann die Reise zu einer wahren Tortur werden und der Begriff „Holzklasse“ erscheint schon fast lächerlich.

19 Kommentare

  1. Normalerweise müssten solche „Ramschplätze“ zu Ramschpreisen angeboten werden. Stattdessen werden sie zum Normalpreis verkauft. Gut dass an dieser Stelle über solche Frechheit gegenüber dem Kunden berichtet wird. Aus eigener Erfahrung mit Sitzplatzumbuchungen durch Mitarbeiter der LH kann ich nur jedem empfehlen die reservierten Plätze abzugleichen mit den Plätzen auf einer aushändigten Bordkarte. Da wird dann plötzlich aus A+C B+C. Solche Linkmicheleien sollte sich die LH verkneifen. Es gibt auch andere Mütter die schöne Töchter haben.

  2. Quizfrage: Was suche ich auf Sitz 20 in der Boeing 777-300ER von SWISS in Premium Economy vergebens? Antwort: Das FENSTER !!!
    Kann das wirklich sein, oder ist der Sitzplan falsch abgedruckt ?

    • Ist leider bei Emirates (!) genauso. Dort ist in Reihe 18 allerhöchste Vorsicht geboten, zumal Fenster auf den Sitzplänen leider nicht mehr eingezeichnet werden. Früher konnte man das bei seatguru und so noch genau erkennen, heute leider nirgendwo mehr. Seatguru hat nicht einmal mehr eine Warnung in Form einer anderen Farbe.

    • Ach, kennt die noch jemand. 😊
      Klaustrophobisch habe ich die allerdings nicht in Erinnerung, eher großzügig im Vergleich zur heutigen Economy, nur sehr laut.
      Kann aber nach so vielen Jahren auch etwas mit der zwischenzeitlich um einige Gramm gestiegenen eigenen Körpermasse zu tun haben…

  3. Das eigentlich traurige ist, dass LH nicht mehr zwischen Kurz- und Mittelstrecke unterscheidet. Was für MUC-HAM oder andere 1-2h Flüge völlig ok ist (eng, kein Service, …) ist auf Flügen von über 3h wie FRA-LIS deutlich unangenehmer.
    Und mittlerweile fliegt LH mit Narrowbodies auch auf die Kanaren oder nach Nahost. Besonders hier wäre eine Differenzierung nach oben,um sich von Ryanair, easyJet, Condor und Co abzuheben wünschenswert.

    Noch eine Ergänzung:
    In den 320/321neo sind die Rückenlehneb der Eco nicht mehr nur in der letzten Reihe starr, sondern lassen sich in der gesamten Eco nicht verstellen.

    • Aus meiner Sicht vollkommen richtig. Also die Rückenlehne zu fixieren. Niemand muss auf einem drei Stunden Flug seinen Sitz nach hinten lehnen und den Freiraum des Hintermannes einschränken.

      • Depends…
        Wir sind in einer 321 (ceo) auch schon bis Amman geflogen.
        Grundsätzlich gebe ich Dir aber selbstverständlich Recht. Mit den Rückenlehnen gab es mitunter ähnliche „Kriegshandlungen“ wie um die Handgepäckfächer.

      • Ich brauche den „Freiraum“ nicht. Viel wichtiger ist mir, mich im zurückgelehnten Sitz erholen zu können. Ganz egal ob der Flug 1h oder 6h dauert.

        Essen gibt’s in Y eh keins mehr, und die wenigsten arbeiten hinten mit einem Laptop während des Fluges. Für alles andere braucht man keinen Freiraum.

  4. Wer in unserem tristen Winter etwas Sonne will, muß mindestens 4 Stunden fliegen (Kanaren). Aber bevor ich mir 4 h in der Sardinenbüchse antue, fliege ich lieber noch 2-3 Stunden länger nach Dubai etc. richtig Business. Zumal die Differenzen in den Hotelpreisen etc. den Kohl auch nicht mehr fett machen. Letztendlich wird wie überall mit den Füßen abgestimmt.

  5. Ich würde LH als maximal 3* bewerten. Man sollte endlich analog der Hotelklassifikation verbindliche Kriterien festlegen. z.B. 4* nur wenn man immer kostenloses Gepäck, Sitzplatzreservierung und Getränke und ab 1h ein Premium Sandwich und ab 2 Stunden ein warmes Essen anbietet. 5* dann z.B. nur mit freiem Gangzugang in der Business.

    • „Kostenloses“ Gepäck geht nicht, da dafür immer Handling Kosten entstehen welche dann in den Preis einberechnet werden. Man muss ja nicht zwingend Eco Light buchen…

  6. Mit der A319 Ceo ist der Kranich mit Tankstop sogar mangels Alternative in der Flotte bis nach Pune in Indien geflogen, wenn auch nicht besonders lange, nachdem die PrivarAir seinerzeit pleite war. Das muss ein Riesenspass gewesen sein – Europa Business vorne, Eco Melkschemel ohne Entertainment hinten. Und das ganze zu ähnlichen Preisen, die für Flüge in das 150 km entfernte Mumbai aufgerufen wurden.

  7. Ich hatte auch schon mal das Vergnügen, in Reihe 32 auf einem Nicht-Fensterplatz zu sitzen. Nach meiner Erinnerung war es zum Glück ein kurzer Flug. Trotzdem fühlte ich mich, wie in einem Frachtflieger. 🙂

  8. Das ist der sog. Katzentisch. Ich finde es ehrlich gesagt eine Frechheit von LH sowas als „Sitz“ anzubieten und noch Geld dafür zu verlangen! Ryanair & Co. würde ich das eher zutrauen. Zu denen passt das. Es müssten sich viel mehr Leute bei LH beschweren.

    • Wir hatten nur einmal so einen fürchterlichen Platz und das weitestgehend selbstverschuldet. Das war auch nicht Lufthansa, das war Air Garuda.

      In Jakarta warteten wir im theoretisch richtigen Pvaillon (das sind so eine Art Gartenhäuschen) auf den Weiterflug nach Jogjakarta. Gemessen an der Zahl der Wartenden schien das ein wenig gebuchter Flug zu werden. Irgendwelche genuschelten Durchsagen – vermutlich in Landessprache – gab es auch.

      Es wurden nicht mehr Reisende und eine hilfesuchende Frage ergab, dass der Flug aus einem anderen Pavillon abging. Vermutlich für uns unverständlich angekündigt. Einen Sprint später kamen wir dann noch in das keinesfalls leere Flugzeug, in die letzte Reihe mit nicht verstellbaren Rückenlehnen und bekamen natürlich die vom Vordermann (oder -frau, weiß nicht mehr) vor den Kopf.

      Nun ja, 30 Minuten, es gibt sehr viel Schlimmeres.

      In Erinnerung geblieben ist mir ein kurzer Film, freundlicherweise in Englisch, in dem in etwa eine Szene mit dem Tenor „what can we do, to glue you to your seat“ vorkam. Aus dieser Zeit kommt die Vermutung, dass die Bordverpflegung wohl eher ein Teil des Unterhaltungsprogrammes ist.

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