Die nächste Miles & More Airline? | Lufthansa setzt bei airBaltic einen Fuß in die Tür

Die Lufthansa Group baut ihre strategische Partnerschaft mit der lettischen Fluggesellschaft airBaltic weiter aus. Der Frankfurter Airline-Konzern hat Wandelaktien im Wert von 14 Millionen Euro gezeichnet, die sich im Zuge eines geplanten Börsengangs in einen Anteil von bis zu zehn Prozent an der lettischen Airline umwandeln können. Darüber hinaus sichert sich Lufthansa einen Sitz im Aufsichtsrat von airBaltic.

Das Wichtigste auf einen Blick:
  • Lufthansa sichert sich Anteile an airBaltic: Wandelaktien im Wert von 14 Millionen Euro könnten nach dem geplanten Börsengang bis zu 10 % Beteiligung bringen.
  • Strategische Partnerschaft vertieft: airBaltic bleibt ein wichtiger Wet-Lease-Partner, mit bis zu 21 A220 im Sommer und 5 im Winter für Lufthansa.
  • Potenzial für engere Kooperation: Codeshare-Abkommen und Vielflieger-Partnerschaft mit Miles & More könnten die Zusammenarbeit weiter ausbauen.
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Passt airBaltic zur Lufthansa Group?

Eine Zusammenarbeit zwischen Lufthansa und airBaltic besteht schon länger. Die Letten sind ein wichtiger Wet-Lease Partner, mehrere Kranich Töchter nutzen diese Kapazitäten flexibel, um saisonale Nachfragespitzen auszugleichen. Die Airline aus Riga betreibt eine Flotte von derzeit 50 Airbus A220-300, die als effizient und treibstoffsparend gilt.

Erst vor wenigen Wochen wurde der bestehende Wet-Lease-Vertrag um weitere drei Jahre über den Sommer 2025 hinaus verlängert. Die Vereinbarung umfasst bis zu 21 zusätzliche A220 im Sommer und fünf im Winter, die an verschiedenen Drehkreuzen der Lufthansa Group zum Einsatz kommen. „Mit dieser Investition stärken wir unsere kommerzielle Zusammenarbeit mit airBaltic und sichern langfristig wertvolle Kapazitäten“, so Lufthansa in einer Mitteilung.

Die Maschinen sind im Durchschnitt unter 5 Jahre alt, eine homogene Flotte bietet zahlreiche Vorteile und erzeugt Synergien. Die Airlinegruppe hat den Flugzeugtyp schon bei SWISS im Einsatz, der Airbus A220 ist auch bei dem Neuzugang ITA Airways unterwegs. Für City Airlines sind 40 neue Maschinen bestellt, der Jet hat also definitiv eine Zukunft in der Lufthansa Group.

Die Flugzeuge haben in der airBaltic-Bestuhlung eine Kapazität für 145-148 Passagiere und eine hohe Reichweite. Diese Parameter passen zu gut zu dem Kranich Streckennetz in Europa. Ob und in wie weit sich der Flughafen Riga (RIX) als Drehkreuz eignet, muss sich noch herausstellen.

Ein weiterer Schritt zur engeren Zusammenarbeit könnte der Ausbau von Codeshare-Abkommen sowie eine verstärkte Kooperation der Vielfliegerprogramme sein. Der airBaltic Club, ein relativ kleines Treueprogramm, ermöglicht seinen Mitgliedern das Sammeln von Punkten auf ihre Umsätze. Zukünftig wäre auch eine Kooperation mit Miles & More denkbar. Derzeit werden Meilen und Statuspunkte nur auf Wetlease-Flügen von airBaltic gutgeschrieben – nicht jedoch auf regulären Flügen der lettischen Airline.

Ein Wetlease und ein Codeshare-Abkommen sind zwei verschiedene Modelle der Zusammenarbeit zwischen Fluggesellschaften. Eine Fluggesellschaft stellt einer anderen Airline ein Flugzeug inklusive Besatzung, Wartung und Versicherung zur Verfügung. Der Flug wird unter der Flugnummer der Leasingnehmerin durchgeführt. Ein Beispiel hierfür sind die von airBaltic für Lufthansa, Eurowings oder SWISS durchgeführten Wetlease-Flüge. Diese gelten als reguläre Verbindungen der Lufthansa Group, auch wenn das Flugzeug und die Crew von airBaltic gestellt werden.

Bei einem Codeshare-Abkommen verkaufen zwei oder mehr Fluggesellschaften ein und denselben Flug unter ihrer jeweiligen Flugnummer. Die Durchführung des Fluges obliegt jedoch nur einer Airline. Ein Beispiel ist die bestehende Partnerschaft zwischen airBaltic und Lufthansa auf bestimmten Strecken z.B. ins Baltikum. Flüge von airBaltic können unter einer LH-Flugnummer gebucht werden, obwohl sie von airBaltic durchgeführt werden.

airBaltic Club Miles & More
Reguläre airBaltic-Flüge mit BT Flugnummer (und LH Codeshare Nummer) ✅ Punkte sammeln ❌ Keine Meilengutschrift
airBaltic-Flüge im Wetlease für Lufthansa, Eurowings oder Swiss mit regulärer LH, EW oder LX Flugnummer ❌ Keine Meilengutschrift ✅ Meilen und Statuspunkte sammeln (wenn unter LH/EW/LX-Flugnummer gebucht)
Codeshare-Flüge mit airBaltic (durchgeführt von einer anderen Airline) ❌ Keine Punktegutschrift ❌ Keine Meilengutschrift

Lufthansa beteiligt sich vor geplanter Börsennotierung

Lettland hält derzeit noch 98 Prozent der Anteile an airBaltic, plant jedoch den schrittweisen Rückzug über einen Börsengang im Jahr 2025. CEO Martin Gauss sieht großes Interesse am Markt, es wird der ersteBörsengang einer Airline in Europa seit Wizz Air vor zehn Jahren. Dies kann für eine Firma mehrere Vorteile haben, das Unternehmen erhält Mittel für Wachstum, Investitionen und / oder Schuldenabbau. Zudem genießt ein börsennotiertes Unternehmen oft mehr Vertrauen am Markt. Investoren oder Gründer können später Anteile verkaufen und Gewinne realisieren.

Im airBaltic Airbus A220, Foto: Robert

Im Fall von airBaltic plant die lettische Regierung, durch den Börsengang ihren Anteil zu reduzieren und neue Investoren zu gewinnen. Sollte der Marktwert von airBaltic steigen, könnte sich der Anteil von Lufthansa verringern, jedoch nicht unter fünf Prozent fallen.

Lufthansa setzt bei airBaltic einen Fuß in die Tür | Frankfurtflyer Kommentar

Die Partnerschaft zwischen Lufthansa und airBaltic geht über ein klassisches Wet-Lease-Abkommen hinaus. Mit der Kapitalbeteiligung sichert sich Lufthansa auch ein Mitspracherecht in der zukünftigen Entwicklung der Airline. Sollte airBaltic erfolgreich an die Börse gehen und weiter wachsen, könnte Lufthansa von einer noch engeren Zusammenarbeit profitieren oder sich später sogar eine größere Beteiligung sichern.

Für airBaltic bedeutet die Partnerschaft Stabilität und einen starken Partner an der Seite, der bereits bewiesen hat, dass er langfristig auf die lettische Airline setzt. Die grün lackierten Jets sind und waren auch schon für Lufthansa selbst, SWISS, Eurowings und Austrian Airlines unterwegs.

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