Swiss hat als erste Airline der Lufthansa Gruppe Unterstützung vom Staat zugesagt bekommen. Bis zu 1,5 Milliarden Franken an Kreditabsicherungen hat die Schweiz der Lufthansa Tochter Swiss zugesagt, um sie für den Neustart nach der Corona Zwangspause mit dem nötigen Kapital auszustatten und hier Liquiditätsengpässen vorzubeugen.
Dabei scheint der Deal zwischen der Swiss und dem Schweiz sogar deutlich besser als der zwischen Lufthansa und Deutschland zu sein, denn anders als bei Lufthansa, verzichtet die Schweiz auf eine Beteiligung an der Swiss und bürgt zu 85% für die Kredite, welche mit einem Zinssatz von 2,5% bis 3% sogar recht günstige Konditionen aufweisen.
Allerdings hat sich der schweizer Bundesrat auch eine Hintertür zur Absicherung des Investments gesichert, denn sollte Swiss nicht gewisse ökonomische Ziele in den nächsten Jahren erreichen, könnte die Swiss von der Schweiz verstaatlicht werden. So berichtete es zumindest die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) und beruft sich auf interne Regierungskreise.
Dabei macht die Option der Verstaatlichung von Swiss durchaus Sinn, denn der schweizer Staat kann so das Risiko für seinen Milliardenkredit absichern. So bürgen die Eidgenossen für 85% des Kredites, welcher für Swiss von privaten Banken bereitgestellt wird. Swiss wiederum sichert den Kredit mit der eigenen Airline, bzw. mit deren Aktien ab.
Sollte allerdings der Kredit ausfallen, was bedeuten würde dass Swiss pleite ist, sind auch die Aktien zur Absicherung nichts mehr wert. Daher hat sich die schweizer Regierung in dem Vertrag zur Staatshilfe von Swiss ökonomische Kennwerte festschreiben lassen, welche zu bestimmten Stichtagen erreicht sein müssen. Sollten diese nicht unterschritten werden, kann die Schweiz auf eine frühere Rückzahlung des Kredites oder den Bezug der Swiss Aktien fordern, was eine Verstaatlichung von Swiss bedeuten würde.
Geplant ist eine solche Verstaatlichung von Swiss allerdings nur im Notfall, denn seit Swiss eine rein private Gesellschaft ist und von Lufthansa übernommen wurde, ist die Airline extrem erfolgreich und man hofft natürlich, dass man dies auch nach der Krise sein wird. Auch ein Auslösen aus der Lufthansa Gruppe wäre sicher nicht unproblematisch, insbesondere wenn es gegen den Willen der Lufthansa geschehen sollte. Nachdem der deutsche Staat nun auch bei Lufthansa an Bord gekommen ist, wäre es vermutlich auch ein Politikum.
Die Schweiz könnte Swiss verstaatlichen | Frankfurtflyer Kommentar
Es ist durchaus interessant, dass man sich in der Schweiz eine Verstaatlichung der Swiss als Absicherung des Kredites gesichert hat. Allerdings wird kaum jemand bei Swiss, Lufthansa oder auch der schweizer Regierung wirklich eine Verstaatlichung der Swiss wollen. Die Insolvenz der Swiss Air, aus welcher anschließend die Swiss entstanden ist, gilt immer noch als das größte wirtschaftliche Trauma der Schweiz und ist auch entsprechend emotional belastet.
Auch wenn populistische Stimmen immer davon sprechen, dass die Schweiz die Swiss zurückkaufen solle, immerhin sei sie die Cash Cow der Lufthansa geworden und durch die Übernahme ein deutsches Unternehmen. Allerdings muss man immer bedenken, dass Swiss extrem von der Lufthansa Übernahme profitiert hat und es auch immer noch tut, denn vor der Übernahme war man nicht profitabel.
Auch gibt es sogar Analysten, die davon ausgehen, dass Swiss so stark von den Synergien mit der Lufthansa Gruppe profitiert, dass man ohne diese keine positive Weiterführungsprognose mehr erstellen könnte. Sicher ist, dass die Swiss, auch mit den hervorragenden Ergebnissen der letzten Jahren, es schwer am Markt haben würde, wenn man ganz alleine dasteht, denn die Airline ist auch mit dem besonderen Heimatmarkt verhältnismäßig klein.
Irgendwann ist hier einmal die Vermutung aufgetaucht, dass der Gewinn von Swiss zumindest teilweise aus einem Gewinntransfer rühren könnte. Keine Ahnung, inwieweit diese Vermutung zutrifft. Mir ist zumindest ein mittelständiger Betrieb mit Niederlassungen in Deutschland und der Schweiz bekannt, der eine solche Praxis betreibt. Das geschieht über interne Abrechnungen von Dienstleistungen zwischen den Niederlassungen. Verpackungsmaterial und dessen Rücknahme spielt dabei zum Beispiel eine Rolle.
Sollte so etwas Ähnliches auch auf Swiss zutreffen, dann wäre der hohe Gewinn unmittelbar an den Gesamtkonzern gebunden und eine Verstattlichung in der Hoffnung auf hohe Gewinne würde keinen Sinn ergeben.
Da zeigt sich mal wieder welch großer Vorteil es ist wenn man nicht Teil der EU ist. Kein extremer und bürokratischer Ärger und vertretbare Zinssätze. Da aber Deutschland – obgleich Hauptzahler der EU – komplett der EU unterwürfig ist, hat LH im Vergleich nur Schwierigkeiten damit.