
Es gibt wirklich nicht viele Airlines, die in der Business Class eine Bar anbieten. Bekanntester Carrier ist wohl Emirates, beim Golfcarrier gehört die Bordbar zum Aushängeschild des Airbus A380. Außer Etihad und Qatar Airways hat auch noch Virgin Atlantic eine solche Bar in ihrer Boeing 787 Flotte, die Briten wollen sich aber bald von diesem Markenzeichen verabschieden. Statt Cocktails und Geselligkeit gibt es künftig mehr Sitze und die Hoffnung auf bessere Umsätze.
🍸 Virgin Atlantic verabschiedet sich ab 2028 von der ikonischen Bar in der Upper Class.
💺 Neue Suiten und mehr Sitze ersetzen das Lounge-Konzept an Bord der Boeing 787-9.
📶 Investitionen in Premiumprodukt, Digitalisierung und kostenfreies Starlink-WLAN geplant.
Goodbye, Glamour in 40.000 Fuß Höhe
Einst wurde Virgin Atlantic als hippe, freigeistige Alternative zu British Airways gegründet, nun scheint der Carrier erwachsen zu werden. In den kommenden Jahren wird die Flotte weiter erneuert, die Kabinen bekommen eine andere Ausstattung. In diesem Zuge verabschiedet man sich nicht nur von den nicht von allen geliebten Sitzen in der sonderbaren Anordnung, sondern auch von der Bordbar in der Upper Class.

Der umfassende Kabinenumbau der Dreamliner-Flotte soll ab 2028 umgesetzt werden. Dann bekommen die Boeing 787-9 von Virgin Atlantic ein komplett neues Innenleben. Die bisher eher beengte Business Class wurde sogar intern oft spöttisch als „coffin class“ bezeichnet. Die Zukunft sind luxuriöse Suiten, die bereits in den Airbus A330neo verbaut wurden. Dazu zählen auch die neuen Retreat Suites, eine Art Business-Class-Plus mit mehr Platz und höherer Privatsphäre. In Zukunft sollen acht dieser Suiten die vordersten Reihen der Upper Class einnehmen.
Insgesamt steigt die Anzahl der Upper-Class-Sitze auf 44, aktuell sind es nur 31. Generell setzt man künftig mehr auf die zahlungskräftigeren Kundinnen und Kunden, denn auch die Premium Economy Class wächst. Um dies zu ermöglichen und den notwendigen Platz zu schaffen, muss die reguläre Economy Class um ganze 65 Sitze schrumpfen.
Bye bye Bordbar
Virgin Atlantic führte die Bordbar in den frühen 2000er-Jahren auf Langstreckenflugzeugen wie dem Airbus A340 und der Boeing 747 ein. Die Umgebung war violett beleuchtet, es gab Lederhocker und echte Cocktails, die von geschulten Barkeepern zubereitet wurden. Die Bar wurde zum Treffpunkt und war ein Statement gegen Langeweile und für persönlicheren Service mit britischem Charme.
Vor 20 Jahren sparten die anderen Airlines an allen Ecken, Virgin Atlantic wagte gleichzeitig einen Schritt in Richtung Luxus über den Wolken. Doch die Zeiten ändern sich weiter und die Verantwortlichen mussten sich entscheiden, ob die Bar in die nachfolgenden Modelle eingebaut werden soll. Für die neuen Airbus A350-1000 und A330-900neo hat man dann „The Loft“ entwickelt. Statt Hockern gibt es dort Loungesofas, Bildschirme und eher dezente Gesprächsnischen.
Wenn die Dreamliner umgerüstet werden, soll nicht einmal dieses Konzept übernommen werden. Der freigewordene Raum am zweiten Türpaar wird schlicht zur Bordküche umfunktioniert. Hinter dieser Entwicklung steckt ein klarer wirtschaftlicher Kurs: Virgin Atlantic investiert 17 Milliarden Dollar in eine umfassende Premium-Offensive. Der Umbau betrifft nicht nur das Kabinenprodukt, sondern auch die IT, das Vielfliegerprogramm und die Digitalisierung an Bord. Bald kommt das kostenfreie Highspeed-WLAN via Starlink, KI-basierte Reiseassistenten und ein neues Konzept für das Treueprogramm Flying Club.
Für viele Fans der Airline ist der Verlust der Bordbar aber mehr als eine Designentscheidung. Es ist das Ende eines Markenversprechens, mit dem sich Virgin über Jahre von anderen Linien abgehoben hat. Richard Branson selbst, Gründer und Gesicht von Virgin, hatte die Bar einmal als „unnötig, aber großartig“ bezeichnet. In einem Interview im Jahr 2023 nannte er die Abschaffung der Bar sogar einen „schrecklichen Fehler“. Die neue Generation rechnet aber anders, und nun haben diese das Sagen.
Review: Virgin Atlantic Upper Class | Im Dreamliner nach Seattle
Ende einer Ära: Virgin Atlantic entfernt die Bar aus der Business Class | Frankfurtflyer Kommentar
Mit dem Ende der Bar in der Upper Class geht bei Virgin Atlantic eine Ära zu Ende. Die Airline verabschiedet sich von einem zentralen Element ihrer Identität. Man folgt gezwungenermaßen oder vielleicht auch aus Überzeugung dem Trend zu mehr Privatsphäre, weniger Show und maximaler Monetarisierung.
Was bleibt, ist ein Produkt, das objektiv besser sein mag. Es gab nicht viele Fans von der Anordnung der Sitze in den Dreamlinern. Nach dem Umbau wird aber auch ein bisschen weniger Virgin übrig bleiben. Wer also noch einmal an der Bar in 12.000 Metern Höhe Champagner schlürfen will, hat noch ein paar Jahre Zeit. Ab 2028 wird dann auch dieses Kapitel geschlossen.
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