Endlich: Lufthansa will auf Mittelstrecken breite Business Class Sitze einführen

American Airlines Airbus A319 First Class, Foto: Robert

Seit Jahren steht die Business Class auf Kurz- und Mittelstrecken bei den Airlines der Lufthansa Group in der Kritik. Reisende erhalten hier zwar mehr Service und vereinzelt auch etwas mehr Beinfreiheit, die Fluggäste in den ersten Reihen müssen dies aber auch teuer bezahlen. Am häufigsten wird die Hardware bemängelt, denn die Sitze sind baugleich mit denen der Economy Class. Immerhin bleibt der Nebensitz geblockt, dadurch können die Fluggesellschaften die Größe der Business Class entsprechend flexibel an die Nachfrage anpassen. Auf kurzen Strecken kann man das Produkt noch eher in Kauf nehmen, bei Flügen von vier Stunden und mehr wird es aber nicht nur ungemütlich, sondern auch unverschämt. Das soll sich bald ändern.

Das Wichtigste auf einen Blick:

✈️ Komfort-Offensive: Eurowings testet breitere Business-Class-Sitze auf der Mittelstrecke nach Dubai.
💼 Neue Sitze: 2-2-Anordnung mit mehr Komfort, inspiriert von der Domestic First Class in Nordamerika.
📉 Nur der Anfang: Lufthansa beobachtet Tests, bevor Konzernlösung auf breiterer Front folgt.

Folgt Frankfurtflyer auf GOOGLE NEWS

Mittelstreckenflüge nach Kairo, Tel Aviv oder Tiflis dauern mitunter fünf Stunden, vor einigen Jahren wurden hier noch vereinzelt Langstreckenflugzeuge mit entsprechenden Sitzen eingesetzt. Inzwischen kommen fast nur noch Maschinen der Airbus A320-Familie zum Einsatz und bieten auch der Kundschaft der Business Class einen Economy-Sitz. Die dort gebuchten Passagiere erhalten zwar Benefits wie Loungezugang, mehr Freigepäck, kostenfreies Catering und stellenweise mehr Meilen, dafür sind aber auch die Tarife entsprechend.

Beim Komfort hakt es, nach 1-2 Stunden wird es für viele ungemütlich. Zurücklehnen oder Schlafen ist fast nicht möglich, Fernseher, Internet und Steckdose werden auch nicht durchgehend angeboten. Das soll sich ändern, Lufthansa hat erste konkrete Schritte angekündigt, das Produkt auf längeren Mittelstreckenflügen zu überarbeiten.

Lufthansa: Neue Sitze mit echter Business Class Anmutung zunächst bei Eurowings

Im Rahmen eines Pressegesprächs am 29. April 2025 gab Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr bekannt, dass Eurowings als erste Airline innerhalb der Lufthansa-Gruppe ein neues Business-Class-Produkt auf Mittelstrecken testen wird. Dabei handelt es sich um breitere „Recliner Seats“ in einer 2-2-Anordnung. Spohr spricht von deutlich mehr Komfort und zieht Vergleiche zur Domestic-First Class, die die großen US-Carrier anbieten.

So sieht eine Business Class in der Boeing 737 bei United Airlines aus.

Weitere Details, die den Sitz betreffen, sollen später bekanntgegeben werden, fest steht aber wohl schon, welche Konzernairline das Produkt zuerst bekommt. Lufthansa-Tochter Eurowings soll die Tests durchführen, diese werden auf der erfolgreichsten Route des Carriers stattfinden. Die Flüge zwischen Berlin und Dubai gehören zu den längsten Flügen, die mit einem Airbus A320 bedient werden. Der aeroTELEGRAPH zitiert eine Sprecherin von Eurowings, die bestätigte, dass eine Aufwertung des Business-Class-Sitzes geplant ist. Ziel sei es, Fluggästen auf längeren Strecken mehr Komfort zu bieten. Eurowings vermarktet auf der langen Route von  und nach Dubai aktuell die „BIZclass“.

Fokus auf Mittelstrecken ab vier Stunden

Lufthansa verfolgt mit dem Vorhaben das Ziel, das Bordprodukt auch auf Linienverbindungen mit vier bis fünf Stunden Flugzeit aufzuwerten. Spohr betonte jedoch, dass bei Lufthansa selbst höhere Investitionssummen, Chancen und Risiken im Spiel seien. Deshalb werde zunächst die Erfahrung mit dem neuen Produkt bei Eurowings abgewartet.

Auch der Neuzugang ITA Airways betreibt Airbus A321neo mit einer entsprechenden Hardware, hier sind es sogar drei Klassen mit flachen Betten in der Business Class und einer Premium Economy. Die Italiener punkten auch beim Service und fliegen damit auch nach Afrika und in die Golfregion.

Lufthansa prüft echte Business Class auf Kurz- und Mittelstrecken

Endlich: Lufthansa will auf Mittelstrecken breite Business-Class-Sitze einführen | Frankfurtflyer Kommentar

Schon letztes Jahr hat man die ersten Glocken läuten hören, Lufthansa hat angekündigt, mehr Premium offerieren zu wollen. Auf dem europäischen Markt gibt es leider kaum Anbieter, die eine entsprechende Hardware anbieten. Selbst der freie Nebensitz ist nicht immer verfügbar, Air France und KLM vergeben im Embraer selbst in der Business Class alle Plätze.

ITA Airways macht es vor, die Italiener sollen insgesamt neun Schmalrumpfflugzeuge mit der komfortablen Bestuhlung erhalten. Im Rahmen der Übernahme durch die Lufthansa Group wäre es für Branchenkenner keine Überraschung gewesen, wenn der Kranich dieses Vorhaben gestoppt hätte. Eine Teilflotte mit unterschiedlicher Bestuhlung erhöht die Komplexität und birgt Risiken.

Ein solches Flugzeug soll nur für Mittelstrecken genutzt werden, ein Defekt oder kurzfristiger Flugzeugtausch bringt dann einiges durcheinander. Ein regulär bestuhlter Airbus A320 oder A321neo könnte dann auch nicht mehr so leicht eingewechselt werden. Zumindest nicht ohne die Kunden zu enttäuschen.

7 Kommentare

  1. Das bringt noch mehr Flottendiversität. Jetzt noch eine Subflotte für die Mittelstrecke?!

    Die Vielflieger schreien jetzt sicher auf: „Endlich!“ Ich hoffe aber für sie, dass der Flugpreis aufgrund der breiteren Sessel und der unflexiblen Kabinen (keine variable Abtrennung per Vorhang) nicht steigt und der Chef/Kunde nachher nur die Eco zahlt…

    Darüber hinaus sollte sich LH primär um die Nachrüstung der Langstreckenflotte kümmern. Die A380 sollen eine Business Class von der Stange bekommen – warum macht man das jetzt nicht?

  2. Ich behaupte mal, jeder, der sich jetzt für seinen künftigen Flug auf die Kanaren auf nen besseren Sitz freut, wird unweigerlich enttäuscht.

    LH folgt hier nur den zwingenden Erfordernissen des Marktes. Campingstühle als Business werden in absehbarer Zeit Richtung naher Osten unverkäuflich sein. Mit einer Verbesserung des Bordprodukts für Europareisende hat das rein gar nichts zu tun.

    • Volle Zustimmung.
      Das ist u..a. der Dubai-Hype und eine Antwort z.B. auf Codeshare Condor-Emirates sowie die neue 321 von Etihad. Die LHG möchte einfach in diesem Markt drin bleiben. Zahlungskräftige Influencer mit Steuer-Wohnsitz in Dubai werden es danken 🙂

      Meine Vermutung: Auf Strecken wie Frankfurt-Stockholm oder München-Dublin werden wir das Gestühl nicht sehen, ebenso wenig wie nach Teneriffa.

  3. „….neues Business-Class-Produkt auf Mittelstrecken testen wird“:
    Bei Lufthansa kann oder will man es nicht verstehen. Das Wort „testen“ scheint hier mittlerweile das Lieblingswort zu sein. Statt ständig zu testen sollte man endlich mal umsetzen und liefern!
    Das Pressegespräch hätte lauten sollen:“…..gab Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr bekannt, dass LUFTHANSA als erste Airline innerhalb der Lufthansa-Gruppe ein neues Business-Class-Produkt auf Mittelstrecken SOFORT EINFÜHREN WIRD“.
    Was hätte das für einen Schub gegeben!
    Aber gut….nach 5 Jahren Test wird es sicher eingeführt; als dann bereits wieder veraltetes Produkt. Oder der Test ergibt, dass Kunden lieber zu dritt in einer Reihe sitzen und daher der freie Mittelsitz wieder abgeschafft wird 😉

  4. Super! Angekündigt, erstmal testen….. so gehört sich das bei der LH, man ist ja ach so agile. Und so kennen wir das: Roll-out wird dann 2030 konkret angekündigt….und umgesetzt ab 2040….

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.