Erneutes Grounding: Alle Boeing 737MAX9 erhalten Flugverbot nach dramatischem Zwischenfall

Nach dem Alaska Airlines-Vorfall trennt sich Boeing von einem hochrangigen Mitarbeiter. Archivfoto

Am Freitagabend ereignete sich auf einem Flug von Alaska Airlines (AS1282) der eigentlich von Portland nach Ontario fliegen sollte ein dramatischer Zwischenfall, als kurz nach dem Start in etwa 4.000 Metern Höhe die Crew einen plötzlichen Druckverlust in der Kabine meldete. Dabei ist eine Tür aus der Kabinenwand gerissen worden, aus noch ungeklärter Ursache. Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hat daher nun ein Flugverbot für alle Boeing 737MAX9 erteilt und verlangt die sofortige Überprüfung aller Flugzeuge.

Die 171 Passagiere und 6 Crew Mitglieder an Bord der Alaska Airlines Boeing 737MAX9 sind zum Glück glimpflich davon gekommen und es gab keine schwereren Verletzungen. Die meisten Passagiere des Fluges konnten ihre Reise sogar einige Stunden nach der Notlandung in Portland mit einem Ersatzflugzeug, unter der selben Flugnummer, nach Ontario in Kalifornien fortsetzen.

Vermutlich hat hierbei auch geholfen, dass die Passagiere kurz nach dem Start noch alle angeschnallt waren, denn bei einem solch plötzlichen Druckverlust und einem großen Loch im Rumpf, ist es bei ähnlichen Zwischenfällen in der Vergangenheit schon vorgekommen, dass Menschen aus dem Flugzeug gesogen wurden.

Die Szenen auf dem Flug von Alaska Airlines sind auf jeden Fall recht dramatisch:

Nach wie vor unklar ist, warum sich die Tür überhaupt im Flug hat öffnen können. Der Notausgang in den Boeing 737MAX9 von Alaska Airlines ist deaktiviert, sodass man ihn eigentlich nicht verwenden kann. Die Airline hat deutlich weniger als die maximale Anzahl an Sitzen in dem Flugzeug verbaut, sodass man diesen Notausgang nicht benötigt.

Die FAA hat nun alle US Airlines aufgefordert, die Notausgänge der Boeing 737MAX9 zu überprüfen und die Flugzeuge bis zur erfolgten Überprüfung nicht einzusetzen. Dabei sind besonders Alaska Airlines mit 65 Flugzeugen und United Airlines mit 79 Maschinen des Typs betroffen.

Die Untersuchung würde pro Flugzeug nur 4 bis 6 Stunden dauern teilte die FAA mit, sodass das Grounding der Boeing 737MAX9 nur von kurzer Dauer sein sollte.

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Die Boeing 737MAX nur als Pannenflugzeug zu bezeichnen wäre wohl den dramatischen Unfällen der Vergangenheit nicht gerecht, aber es ist tatsächlich so, dass Boeing hier einfach nicht zu Ruhe kommt mit der Boeing 737MAX. Dieser erneute Zwischenfall wird das Vertrauen der Passagiere in das Flugzeug sicherlich nicht stärken, auch wenn die FAA hier nun richtig handelt und eine Überprüfung aller Maschinen des Typs angeordnet hat. Hier soll nun sicher gestellt werden, dass es sich um einen Einzelfall und nicht um ein systematisches Problem handelt.

Interessant wird nun sein, was die Ursache dafür war, dass sich der eigentlich deaktiviert Notausgang im Flug geöffnet hat. Eigentlich sind diese Türen so festgelegt, dass man sie auch nicht versehentlich öffnen kann, weshalb der Zwischenfall durchaus Fragen aufwirft.

An das Ende des Boeing 737 Programms ist aber auch durch diesen Zwischenfall nun wohl nicht zu denken, denn auch schon zu Beginn der Boeing 737 kam es zu einem deutlich dramatischeren, wenn auch ähnlichen Unfall. Die Boeing 737-200 von Aloha Airlines Flug 243 verlor Ende der 1980er Jahre gleich ganze Teile des Rumpfes aufgrund von Materialermüdung und auch danach wurde das Boeing 737 Programm weiter geführt. Auch dieser Unfall wurde aber sehr gewissenhaft aufgearbeitet, um die Sicherheit in der Luftfahrt weiter zu verbessern.

14 Kommentare

  1. Ich gehöre auch zu denen, welche dieses (best getestetes Flugzeug ever!) Modell zu 100% meiden und hoffe, dass LH ihre Entscheidung bzgl. 737Max9 überdenkt, bzw. es nur LH Verhandlungstaktik ist)

    Trotzdem würde mich interessieren, ob wir bei dem 737Max9 Modell besonders empfindlich sind oder ob die ganzen Vorfälle ähnlich auch bei anderen Herstellern/Modellen vorkommen, man dies aber gerne überliest – im Gegensatz zur 737 Max9 ?
    Oder spart Boing evtl. bei der Produktion um die Kosten der ganzen Vorfälle einigermaßen zu kompensieren?

    • Na ja, die Max 9 hatte bisher noch nicht so viele „Accidents“, eher die ueblichen Incidents, wie Tail Strike, Reifen geplatzt oder so. Die beiden Abstuerze waren mit einer Max 8 und auf MCAS System bezogen.
      Hier geht es um eine Max 9, die hat einen laengeren Rumpf und wird auch fuer die Billigfliegervariante Max 200 verwendet (wie z.B. von Ryanair). Dann (also ab einer bestimmten Sitzzahl) braucht man mehr Notausgaenge und dann wird an der Stelle an der nun die „Blindtuere mit Fenster“ rausgeflogen ist, ein Notausgang eingebaut, den man auch nutzen kann. Bei Alaska Airlines war diese Blindtuere von Innen wie der Rest der Flugzeuges vergleidet, man kann das im Flieger aber erkennen, da der Abstand zu dem jeweils linken und rechten Fenster groesser ist. Einfach mal Bilder von der Max 9 googlen, dann sieht man das schoen.

  2. Diese habgierige Firma mit den raffgierigen Managern hat den vorher guten Ruf verspielt. Niemand vertraut Boeing! Das ist nur noch eine Profitmaximierungsorganisation! Ohne Rücksicht auf Passagiere!

  3. Die 737 dürfte das älteste Baumuster am Himmel sein. In allen Versionen zig Tausend mal gebaut und bei x Fluggesellschaften im Einsatz. Manche nach 25 oder mehr Jahren immer noch. Dass es wieder eine Panne gab weckt den Verdacht, dass ihm Hause Boeing etwas nicht stimmt wenn es um die Qualität der Fertigung geht. Egal ob 737, 787 oder die nicht fertig werden wollende 777-X….. Ich flieg nun mehr als 50 jahren, aber ob Boeing oder die Probleme mit den Triebwerken bei Airbus-Neo und EMB…. Ähnliches habe ich noch nicht erlebt

  4. Ich gehöre auch zu denjenigen, die in keine 737Max einsteigen würde. Leider hat sich LH auch für dieses Modell entschieden. Ich glaube kaum, dass LH die Bestellung stornieren wird. Mich würde mal interessieren, ob ich einer Flugbuchung/einem Bording widersprechen kann, wenn bei der Buchung z.B. ein A320 eingesetzt werden soll und am Tag des Flugs dann auf eine 737Max gewechselt wird. Wie sehen hier eigentlich die Fluggastrechte aus? Kann hier jemand dazu Info geben?

    • Das sieht mE recht eindeutig aus: man hat keinen Anspruch auf ein bestimmtes Flugzeug oder einen bestimmten Flugzeugtyp (bestes Beispiel sind die Aircraft-Changes bei Qatar, die schon manchen QSuites-Flug vermasselt haben…). Die persönlichen Präferenzen oder das subjektive Sicherheitsgefühl sind nicht Vertragsgegenstand…

  5. …… und ich fliege nächstens in diesem Modell voller Zuversicht sage und schreibe 2x mit AC und 1x mit UA.
    Der Sensemann kann schliesslich ebenso gut auf dem Weg zum Flughafen auf mich warten —- oder es fällt mir ein Satellit auf den Kopf.
    Das Leben ist per se gefährlich.

    • Nun, ich springe als Skydiver aus Flugzeugen und fahre Motorrad.

      Die Boeing 737 MAX werde ich definitiv meiden. Nicht aus Angst, sondern aus Prinzip. Die Arroganz von Boeing im Umgang mit den zwei Abstürzen und 346 Toten ist unglaublich. Einen solchen Konzern werde ich nicht unterstützen und insbesondere diesen Flugzeugtyp nicht buchen.

      Und ja, dass es Änderungen beim Fluggerät geben kann, ist mir als langjähriger Senator bekannt.

      Über die Entscheidung der Lufthansa, diesen Typ offenbar zu bestellen, bin ich sehr enttäuscht. Klar – Risikodiversifizierung im Vergleich zu einer reinen Airbus-Flotte, und günstig zu haben dürfte der Vogel auch sein.

      Auch wenn es sich um das vielleicht mittlerweile am meisten untersuchte und überprüfte Flugzeug handelt – ich bin raus.

  6. Untersuchungsbericht abwarten. Momentan kann man nur aus dem Klingelgeräusch des Weckers am Bett auf die Pünktlichkeit des nächsten Busses schließen. Entschuldigung für diese ironische Formulierung.

    Hier muß nicht notwendigerweise eine ursächliche Verbindung 737max Unfallursache vorliegen. Vor kurzem hatte ich schon einmal die detaillierten Unfalberichte in aero erwähnt. Die sind wirklich lesenswert, insbesondere die teilweise abenteuerlichen Kausalketten.

    Und natürlich Glückwunsch an alle Passagiere zu diesem glimpflichen Ausgang. In 10 000 Metern Höhe wäre das sehr viel dramatischer abgelaufen.

    • Offenkundig sind die Probleme bei Boeing struktureller Natur:

      Profit vor Sicherheit und dadurch/zudem Qualitätsmängel. Das sieht jedenfalls (auch) die FAA so.

      Ja, der Vogel gehört m. E. in allen Max-Varianten boykottiert.

      Und ja, es wird immer Airlines und Passagiere geben, denen egal ist, was Boeing so treibt und die nur auf den Preis schauen.

      Durch meinen Boykott freuen sich andere über potenziell bessere Verfügbarkeiten und potenziell bessere Preise für Flüge mit diesem Fluggerät. Sollen sie halt.

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