Eurowings-Chef Jens Bischoff hatte in einer Videokonferenz keine guten Nachrichten zu verkünden. Die Reisewarnung für den wichtigen Auslandsmarkt Spanien ist bereits deutlich bei den Buchungen zu spüren. Es gibt auch keine Hoffnung auf eine schnelle Erholung, die Planungen für den Winterflugplan sind entsprechend zurückhaltend.
Reisewarnung zeichnet sich bei den Buchungen ab
Fast ein Drittel der Kapazitäten von Eurowings sind Routen von und nach Spanien. Die Reisewarnung für das Festland und die Balearen hat den Lowcoster daher schwer getroffen. Die Auslastung der Flugzeuge ist innerhalb weniger Tage um 25% zurückgegangen. Die Zahl der Pauschaltouristen von Reiseveranstaltern ist auf diesen Strecken normalerweise besonders hoch.
Noch sieht man von Streichungen im Flugprogramm ab, viele Gäste müssen jetzt aus den betroffenen Regionen wieder zurückgeholt werden. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit bis Anpassungen erfolgen. Aktuell sind bei Eurowings 51 Maschinen im Einsatz, es wird immer wahrscheinlicher, dass es zunächst bei dieser Flottengröße bleibt. Im September sollten ursprünglich 5-10 weitere Flugzeuge reaktiviert werden.
Letztes Jahr waren im Sommer mit insgesamt 130 Jets weit mehr als doppelt so viele unterwegs wie in diesem Jahr. Die Aussichten auf das kommende Jahr seien laut dem CEO der Lufthansa-Tochter „trüb“. Mit unmittelbaren Folgen für die zukünftigen Planungen. Alle geleasten Maschinen der Partner TUIfly, Brussels und Sunexpress sind inaktiv, alle eigenen Airbus A319 stehen ebenfalls am Boden. Die Auslieferung der bestellten Airbus A320neo wurde verspätet, der erste Jet wird nicht vor 2022 erwartet. Insgesamt sind 20 Einheiten des Maschinentyps für EW vorgesehen.
Mittelsitz wird online buchbar
Immerhin gab es auch etwas Positives zu verkünden. Mit dem Verkauf freier Mittelsitze hat man sich jetzt auch offiziell sehr zufrieden gezeigt. Das Angebot wurde – obwohl es nicht aktiv beworben wurde – gut genutzt und bei der Hotline zum Flug dazugebucht. Künftig ist der Nebensitz schon im Vorfeld online verfügbar. Der Preis orientiert sich an der Nachfrage und beträgt mindestens 18€. Bei hoher Buchungslage kann dieser Betrag auch dreistellig werden.
Eurowings betont dieses Angebot als erste deutsche Airline schon im Vorfeld bei der Buchung anzubieten. Andere Gesellschaften offerieren dies – wenn überhaupt – nur am Check-In bei ausreichender Verfügbarkeit. Generell sieht man bei solchen Zusatzangeboten noch mehr Potential für zusätzliche Erlöse. So denkt man über Pakete nach, die Passagieren mehr Flexibilität erlauben. Darunter fallen eine oder mehrere kostenlose Umbuchungen.
Eurowings hat schon mehr als 4.000 freie Mittelsitze verkauft | Nur telefonisch buchbar
Eurowings: Auslastung bricht ein, nur noch 50 Jets im Einsatz | Frankfurtflyer Kommentar
Eurowings leidet erheblich unter den Auswirkungen der Pandemie. Das Sommergeschäft ist bei der Airline um einiges wichtiger als bei klassischen Airlines und fällt dieses Jahr noch schlechter aus als befürchtet. Die Perspektive für die Angestellten ist dunkel. Zahlreiche Mitarbeiter von Eurowings, Eurowings Europe, Germanwings oder den von der Gesellschaft beauftragten Wetlease-Partner werden sich wohl einen neuen Job suchen müssen.
MUC-FLR war ganz ohne Reisewarnung auch erstaunlich leer. Vielleicht 40% Auslastung.