Eurowings Passagiere müssen in den USA von Polizei befreit werden | 225.000 Euro Strafe für die Airline

Foto: Eurowings

Das Kapitel der Eurowings Langstrecken hat man inzwischen beendet und wirklich erfolgreich war es für den dezentralen „Low Coster“ von Lufthansa nicht wirklich. Auch wenn Eurowings (nicht zu verwechseln mit Eurowings Discover, was eine eigene Airline ist), inzwischen keine Langstrecken mehr anbietet, kocht jetzt für die Airline ein Vorfall aus Juli 2019 wieder hoch wo sie nun 225.000 Dollar Strafe in den USA bezahlen muss.

Dabei hat der Vorfall in Florida interessanterweise damals kein öffentliches Interesse erregt, was vermutlich daran liegt, dass das sechs stündige Warten am Boden im Flugzeug für die damalige Eurowings fast schon eine gute Performance war, wenn man bedenkt, dass es Berichte von 72 stündigen Verspätungen und tausender gestrandeter Passagiere gab.

Bei dem Eurowings Flug von Düsseldorf nach Miami hat Eurowings aber gegen US Gesetze verstoßen, was nun zu der Strafe vom US Department of Transportation (kurz DOT) geführt hat. Eurowings selbst hat die Strafe von 225.000 Euro zwar akzeptiert, ist aber nach wie vor der Meinung, dass sie alles in ihren Möglichkeiten getan hat. Die Möglichkeiten von Eurowings waren offenkundig begrenzt.

Was ist eigentlich passiert?

Der Flug aus Düsseldorf landete außerplanmäßig in Fort Lauderdale, da der Flughafen in Miami geschlossen war. Hier war der ursprüngliche Plan, dass die Passagiere in Fort Lauderdale die US Einreise absolvieren und dann mit Bussen nach Miami gefahren werden, was je nach Verkehr weniger als eine Stunde Fahrt sind.

Da Ft. Lauderdale aber keine Eurowings Station war, hatte man hier kein Bodenpersonal um den Flug abzufertigen und anders als in Deutschland gibt es nicht an jedem Flughafen leistungsfähige Drittanbieter, welche man ad hoc beauftragen kann. Eurowings wollte daher andere Airlines vor Ort um Hilfe bitten und Personal aus Miami holen, denn besonders das Ausladen des Gepäcks wäre problematisch gewesen.

Nach etwa zwei Stunden hätte man das Aussteigen der Passagiere und das Entladen der Koffer auch organisiert gehabt, hier hat man aber den Plan für den Flug geändert und hoffte auf eine baldige Öffnung des Flughafen in Miami. Der Airbus A330 wäre dann von Ft. Lauderdale nach Miami mit den Passagieren geflogen und hätte sie so an das Endziel gebracht.

Leider hat sich das Wetter in Miami nicht verbessert und der Flughafen blieb geschlossen, weshalb die Passagiere im Airbus weiter am Boden ausharren mussten.

In den USA gibt es allerdings recht strikte Regeln wann Passagiere ein Flugzeug verlassen müssen und bei internationalen Reisen müssen die Passagiere spätestens vier Stunden nach der Landung das Flugzeug verlassen dürfen.

Den Passagieren an Bord von EW 1182 war die Wartezeit mit ungewissen Ausgang in Ft. Lauderdale wohl auch nicht ganz geheuer, denn nach kapp fünfeinhalb Stunden am Boden haben Passagiere den Notruf 911 gerufen, welcher recht zügig einschritt und das Flugzeug in Ft. Lauderdale räumen ließ. Dieser Vorfall hat für Eurowings nun noch ein teures Nachspiel.

Eurowings Passagiere müssen in den USA von Polizei befreit werden | Frankfurtflyer Kommentar

Die Eurowings Langstrecken haben nie wirklich zuverlässig funktioniert, weshalb man bei Lufthansa hier auch irgendwann die Reißleine gezogen hat und dieses Projekt beendet hat. Der Vorfall in Florida zeigt leider wieder wie hemdsärmelig man die Operation hier betrieben hat, denn eigentlich ist die vier Stunden Regeln jeder Airline die in die USA fliegt bekannt. Dass hier erst die Polizei einschreiten muss um diese Durchzusetzen, könnte man sich vielleicht bei einer Airline aus einer Bananenrepublik vorstellen, aber bei einer Airline aus der Lufthansa Gruppe ist dies schon starker Tobak.

Tatsächlich finde ich es gut, dass das DOT hier eine Strafe verhängt hat, denn nach einem Langstreckenflug 5,5 Stunden auf dem Vorfeld rumstehen, ist alles andere als lustig und drückt keine Wertschätzung gegenüber den Passagieren aus.

15 Kommentare

  1. Finde das es „keine Wertschätzung ausdrückt ggü. den Passagieren“ ist noch extrem beschönigend formuliert. Mal 1h bei extremem Wetter, oke. Aber 5 1/2 h grenzt schon an den Tatbestand der Freiheitsberaubung. Gab es in dem Fall erfolgreiche Schadensforderungen der Passagiere ggü. Eurowings?

    • Ich hatte auch schon solche Fälle bei denen man sehr lange auf dem Vorfeld ausgeharrt hat, immer in der Hoffnung, dass es doch noch voran geht. Hier ist wichtig, dass man sehr gut mit den Passagieren kommuniziert und in den USA ist nach 3 oder 4 Stunden Feierabend und das ist auch einzuhalten.

      Wenn die Passagiere den Notruf gewählt haben, kann man davon ausgehen, dass auch die Kommunikation schlecht war.

  2. Leider geht das Chaos weiter, nur unter anderem Namen. Anders kann man das nicht beschreiben, wenn ein Flug über Wochen so gut wir nie auch nur einigermaßen pünktlich abhebt. Und ich habe nur den Flug nach MCO beobachtet, weil das meine Strecke war.

    Ich finde die Strafe gerecht. Zumal ja wohl schon alles bereitstand nach 2 oder 3 Stunden und man sich dann entschieden hat, doch nicht aussteigen zu lassen.

        • Sehe ich auch so. Das Gesetz ist ja nicht für die verstauten Koffer ins Leben gerufen worden, sondern für die Menschen dazwischen.
          Ich würde sogar noch etwas weiter gehen, Strafe an den Staat und Zahlung an die Pax.

          • Ja wobei es natürlich auch so ist, dass die Airline das Ausladen der Koffer organisieren muss, denn Ohne Koffer keine Einreise in die USA und wenn man Stunden lang von von der CBP festgehalten werde, weil die Koffer nicht da sind und man damit den Zoll nicht passieren kann, ist auch niemanden geholfen.

            Wie es so oft ist, sind hier einige Regeln miteinander Kollidiert ABER (und das ist der Punkt) Eurowings hätte sie alle einhalten müssen!

  3. „… und anders als in Deutschland gibt es nicht an jedem Flughafen leistungsfähige Drittanbieter, welche man ad hoc beauftragen kann.“

    Warum das nicht? Und wer soll die Flugzeuge ausladen, die außerplanmäßig landen?

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