Finnair lotet Tiefpunkt aus: Neue Sitzplatzgebühren

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Airlines sind ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, zusätzliche Erträge zu generieren. Das Aufbrechen von ehemals zusammengehörigen Leistungen ist dabei sehr beliebt. Wer einen Flug kauft, hat eben nur diesen bezahlt. Essen, Getränke und Gepäckbeförderung kosten häufig extra. Finnair führt ab Juni neue Sitzplatzgebühren ein und lotet damit den Tiefpunkt aus.

Finnair neue Business Class Foto: Sebastian

Neuer Tarif bei Finnair

Ab dem 1. Juni 2023 wird es bei Finnair einen neuen Basistarif geben. Er heißt „Superlight“ und wird zunächst auf Europastrecken eingeführt. Bucht Ihr diesen Tarif, dürft Ihr nur noch ein Mini-Handgepäck (40x30x15cm) mitführen. Großes Handgepäck, Aufgabegepäck und eine freie Sitzplatzwahl sind in diesem Tarif kostenpflichtig.

Das wäre an und für sich nicht schlimm und bemerkenswert, aber Finnair schraubt noch an fast allen anderen Tarifen. Dort werden für die meisten Reisenden die Daumenschrauben angezogen.

Finnair – sehr alter Business Class Sitz

Sitzplatzwahl bei Finnair ab Juni fast immer kostenpflichtig

Dass Sitzplatzreservierungen vor dem Check-in kostenpflichtig sind, gehört heute bei fast allen Airlines in der Economy Class dazu. Bei British Airways kosten Sitzplatzreservierungen sogar in der Business Class gutes Geld.

Diese Idee hat in Finnland verfangen. Also werden ab dem 1. Juni Sitzplatzreservierungen in allen Reiseklassen (Economy Class, Premium Economy Class und Business Class) grundsätzlich kostenpflichtig.

Des Weiteren bekommen Reisende beim Check-in zumeist einen Sitzplatz zugewiesen. Dieser kann dann häufig kostenfrei geändert werden. Allerdings sind auch beim Online Check-in besondere Sitzplätze bei Airlines wie KLM und Air France mit Gebühren versehen. Viele Low Cost Airlines lassen Reisende nur auf dem zugewiesenen Sitzplatz fliegen. Jede Sitzplatzänderung kostet dann Geld.

Da Finnair offensichtlich Geld verdienen möchte, orientiert man sich hier an den Low Cost Airlines. Sitzplätze werden ab Juni zugewiesen und können nur gegen eine Gebühr geändert werden. Das betrifft wieder alle Reiseklassen bei der nordischen Airline.

Finnair alter Business Class Sitz (im Eurowings Discover Wetlease) Foto: Alexander

Sitzplatz erst im Flugzeug sicher

Reisende bei Finnair können bis kurz vor Abflug Sitzplätze kostenpflichtig reservieren. Dadurch kann es sogar passieren, dass der beim Check-in gratis zugewiesene Sitzplatz beim Boarding verloren geht. Nämlich dann, wenn ein anderer Passagier genau diesen Platz später noch gekauft hat. Ob man dann im Flugzeug freiwillig Sitzplätze tauschen darf, ist noch eine der offenen Fragen…

Freigepäck in der Business Class wird gekürzt

Bei Finnair gibt es schon lange einen Business Class Tarif (Light) ohne Gepäck. Im Classic-Tarif, in den z.B. auch Prämienflüge gebucht werden, reduziert sich ab Juni das Freigepäck von 2x32kg auf 1x23kg.

Einziger Ausweg: Teuer buchen

Wer diesem stückchenweisen Griff ins Portemonnaie entkommen möchte, hat bei Finnair genau noch eine Option: Gleich bei Flugbuchung tief in die Tasche zu greifen. Wer nämlich die teuren Flextarife wählt, ist von den neuen Sitzplatzgebühren ausgenommen.

Finnair lotet Tiefpunkt aus: Neue Sitzplatzgebühren | Frankfurtflyer Kommentar

Wenn man schon schlechte Presse hat, dann kann man das auch ausnutzen und in kurzer Zeit alle schlechten Nachrichten raushauen. So oder so ähnlich scheint man in Helsinki zu denken. Jedenfalls schockt Finnair gerade alle Flugreisenden mit der Abwertung des Meilenprogramms, des Status im Vielfliegerprogramm und nun den neuen Sitzplatzgebühren, die rabiat umgesetzt werden.

Die Sitzplatzgebühren gelten übrigens auch für Meilenflüge bei der Airline, da diese nicht als Flex-Buchungen gelten.

Es bleibt nur zu hoffen, dass das Vorgehen von Finnair nicht Schule macht. Sicherlich buchen im Augenblick mehr Urlaubsreisende Flüge in der Business Class. Viele von ihnen kennen die Zusatzgebühren aus ihren vergangenen Flügen in der Economy Class. Finnair möchte diesen Reisenden sicherlich ein klassenübergreifend konsistentes Erlebnis bieten und sah sich deshalb aufgefordert, diese Gebühren einzuführen. Allerdings haben es die neuen Gebühren in sich. Bis zu 300 Euro möchte Finnair für Sitzreservierung in der Business Class auf einem Return-Flug einsammeln.

15 Kommentare

  1. Es muss halt immer zum Business-Modell passen.

    Bei Low Cost-Carriern die sozusagen privaten ÖPNV in der Luftfahrt anbieten und somit vielen Menschen zu günstigen Preisen das Reisen von A nach B ermöglichen innerhalb Europas oder hier in den USA, bei diesen finde ich sowas absolut in Ordnung. Ich war grad selbst erst 2 Nächte in Vegas, 3 Stunden-Flug von Houston, 80 Dollar Return und da reicht mir auch der Laptop-Rucksack mit 2 Ersatzschlüppis.

    Aber Helsinki ist ja nun nicht unbedingt das, wo die Menschen Europas alle hin wolllen – das funktioniert ja nur als „Hub“ für Fernstrecken.

    Und da sind solche Mätzchen wohl eher etwas deplaciert.

  2. Man kann nur hoffen, dass viele diese Airline nun boykottieren ansonsten dauert das keine 2 Jahre bis Spohrhansa sich daran ein Beispiel nimmt wenn es läuft.

  3. Finnair wird nur noch fuer geschaeftsreisende intettesant sein.Ich meide Lufthansa Emirates Qatar Airlines und dann eben noch Finnair. Mal sehen was die anderen machen.Werde wohl privatreisen einschränken muessen.Mir zahlt weder der Staat noch ein Arbeitgeber

  4. Solange es noch Alternativen gibt, sollten Airlines mit diesem Geschäftsmodell gemieden werden. So handhabe ich das. Und hoffentlich viele andere Reisende auch.

  5. Wenn in schlechten Zeiten gespart wird, dann ist dies nachvollziehbar. Am Produkt zu sparen, sollte in einem gut geführten Unternehmen immer die Ultima Ratio sein und eine solch massive Abwertung zu Lasten des Kunden erscheint mir sehr drastisch und lässt auf den aktuellen Zustand der Firma schließen. Es dürfte auf lange Sicht sehr teuer und aufwändig sein, diesen Imageschaden zu kompensieren. Ich bin gespannt, wie die Kunden dieses Downgrade annehmen und wäre nicht überrascht, wenn die Finnair in nächster Zukunft als Sanierungsfall verkauft würde.

  6. Ich verstehe zwar den Unmut, da das recht unsympathisch wirkt, insbesondere bei einem Angebot, was der Airline keine direkten Kosten verursacht, wie eben die Sitzplatz Wahl.
    Am Ende Ist es doch aber reine Arithmetik. Wenn der Flug mit Finnair genau so gut passt wie der eines anderen Anbieters und dabei inklusive der Gebühren günstiger ist, kann es mit eigentlich egal sein, ob der Gesamtpreis in viele Einzelkomponenten aufgeteilt wurde. Ist Finnair teurer, fliege ich halt wo anders. Und wenn es mir egal ist, wo ich sitze, kann ich noch etwas sparen.
    Einzig bei Google Flights etc. muss man halt etwas genauer hinsehen.
    Hab ich etwas übersehen?

    • das ganze „Aufbrechen von Einzelleistungen“ wie es der Autor nennt, dient letztlich dazu, eine Transparenz und Vergleichbarkeit von Flugdienstleistungen zu unterbinden!

      So was macht man im professionellen Einkauf („cost engineering“) aber genau aus dem Grund MERHR Transparenz zu schaffen, weil man dann sich das rauspicken kann, was man der Kunde wirklich braucht bzw. halt nicht. Das ist Verhandlungsmasse!

      Der Endkunde von Fluggesellschaften („Pax“) verhandelt aber keine Preise aus, sondern der sucht für einen bestimmten Termin einen Flug von A nach B und entscheidet dann. Hier Transparenz zu schaffen wird praktisch unmöglich – oft sind die extra-Kosten gar nicht eindeutig veröffentlicht.

      Was ich aus Finnland höre, verliert dieses Land immer mehr die ursprüngliche Ehrlichkeit und Transaprenz: Taxifahrer, die dort seit Jahrzehnten mit dem Betrag vom Taxameter zufrieden waren, wollen plötzlich „Tip“, immer ofter wir berichtet wie Kunden von Händler betrogen werden. wo kein Kläger da kein Richter. Sowas gab es früher in Skandinavien nicht!

      Jetzt versucht Finnair auf diesen „Trend“ aufzuspringen! Welche ein Negativbeispiel! Wie sich ein Land in 20 Jahren verändern kann…

  7. Damit ist dann auch der letzte Grund weg Finnair zu fliegen. Wsr mal prima in Richtung Asien aber dank Ukraine Krieg und dem Umweg und jetzt noch der Superlight Tarif.. Vielleicht zerlegt sich Finnair von selbst.

  8. erstes ist nicht der Sitzplatz sondern die Reservierung(Auswahl) des Sitzplatzes kostenpflichtig – genauso wie „dieser Zug endet hier“ der DB seit Jahrzehnten falsch ist! Der Zug endet mit dem letzten Wagon, es „endet die Zugfahrt hier“!!

    Was kostet denn die Reservierung?

    Wie bereits im anderen Fred gesagt man will dem Corona verblödeten Gästen unterschwellig weiss machen, dass es sein könnte, dass sie ohne bezahlte Reservierung gar nicht fliegen können. Dass das Unsinn ist, spielt bei Marketing (oder Corona Massnahmenen) keine Rolle: man will verkaufen! Alles anderer ist egal!

      • wer alle klein schreibt ist in meinen Augen der größere Egoist!

        Ich wollte nicht DICH beleidigen sondern verdeutlichen, wie manipulativ die Bergründuug für die Corona Massnahmnen in Deutschland und vielen anderen Ländern gemacht wurden: „wenn du auf die Strasse gehst steckst du dich an und stirbst“ – mit diesen Gebühren, vorallem dem großen Ankündigen und so Kleinigkeite wie „zugewiesene Plätze können sich ändern, wenn nach der Zuweisung ein Mitreisender genau den Platz haben will“

        Diese pontentiellen Ereignisse erzeugen beim Empfänger ähnliche Panik wie die Begründung der Corona Massnahmne.

        Weiter Beispiele für manipulative Kommunikation mit Erfolg:
        – „Flugschämen“
        – „Diesel fahren“
        – „Fleisch essen“:

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