Was den Deutschen der Streik, ist in Österreich die Betriebsversammlung. Während diverse Lufthansa-Bereiche derzeit regelmäßig in den Arbeitsausstand gehen, ist auch die Situation bei Austrian Airlines (AUA) angespannt. Am Freitag, den 8. März 2024 sollte eine Betriebsversammlung der österreichischen Lufthansa-Tochter den halben Flugverkehr lahmlegen. Doch die Betriebsversammlung wurde kurfristig wieder abgesagt. Die Begründung klingt kurios.
Auch in Österreich ist das Verhältnis zwischen Crews und Arbeitgeber angespannt. Bei den Tarifverhandlungen von Austrian Airlines werden seit geraumer Zeit keine Fortschritte gemacht. Das Einstiegsgehalt von Flugbegleitern liegt bei nur rund 2.000 Euro monatlich. Und seitens der rot-weiß-roten Lufthansa-Tochter gibt es weiterhin kein für die Mitarbeiter zufriedenstellendes Angebot.
Daher hatte der Betriebsrat kurzfristig für Freitag, den 8. März 2024 zu einer Betriebsversammlung eingeladen. Ganz zum Unmut der Airline, die an dem Tag vorsorglich 150 von 300 geplanten Flügen absagte. Darunter auch einige Flüge nach Deutschland.
Das Austrian Management kündigte jedoch rechtliche Schritte gegen die kurzfristig einberufene Betriebsversammlung an. Doch das erledigte sich noch am Dienstag, den 5. März 2024. Wie Austrian Wings berichtet, wurde die Betriebsversammlung durch die Personalvertreter wieder abgesagt. Die offizielle Begründung des Betriebsrates klingt etwas wild. Es habe sich am Flughafen kein verfügbarer Saal für die Veranstaltung gefunden.
Flugausfälle abgewendet: Kuriose Absage der Betriebsversammlung bei Austrian Airlines | Frankfurtflyer Kommentar
Obwohl es gerade erst eine Betriebsversammlung bei Austrian Airlines gab und seitdem scheinbar nicht wirklich etwas Neues in den Verhandlungen passiert ist, wollte der Betriebsrat die Mitarbeiter erneut zu einer Zusammenkunft bewegen. Die Beweggründe dafür scheinen sehr offensichtlich. Mit einer derartigen Maßnahme, die kein offizieller Streik ist, kann der Flugbetrieb ebenfalls stark eingeschränkt werden. Und so rechnet Austrian Airlines auch damit die Hälfte der Flüge streichen zu müssen.
Nun wurde mit einer dubiosen Begründung das Event abgesagt. Ob es wirklich ein fehlender Raum am Flughafen Wien (VIE) war oder die Personalvertreter den Rechtsstreit nicht eingehen wollten, bleibt an dieser Stelle ein spekulatives Objekt.
Quelle: Austrian Wings
Alternatives Erklärungsmodell: Wenn Mitarbeiter streiken bzw. zu einer BV gehen, werden sie nicht vom Arbeitgeber bezahlt. Das gleicht i. d. R. die Streikkasse der Gewerkschaft aus.
Austrian hat den Flugplan geändert, der Schaden für das Unternehmen ist entstanden. Sagt die Gewerkschaft die BV nun ab, erscheinen die Arbeitnehmer zum Dienst und müssen bezahlt werden (sofern der Arbeitgeber sie nicht aussperrt; dann müsste er aber alle aussperren und könnte die restlichen 150 Flüge auch nicht durchführen).
Ende vom Lied: Die Gewerkschaft erreicht ihr Ziel der Aufmerksamkeit und des betriebswirtschaftlichen Schadens, ohne eigene Mittel angreifen zu müssen. Solange man das nicht allzu oft macht, hält auch eine fadenscheinige Begründung wie der fehlende Saal, damit Austrian recht machtlos dasteht.
Wer bezahlt dich?
Die öffentliche Hand, genaugenommen das Bundesland, für das ich arbeite.