Mehrere hundert Menschen auf engstem Raum. Die verschiedensten Typen in unterschiedlichsten Stimmungslagen treffen aufeinander. Mancher Gast schaut vor dem Flug auch gerne zu tief ins Glas. Da sind Konflikte vorprogrammiert. Doch ein paar einfache Verhaltensmuster können darüber entscheiden, ob am Ende des Tages alle zufrieden ihr Ziel erreichen oder es an Bord brodelt. Damit ihr auf dem nächsten Flug der gute Passagier sein könnt, beschäftigen wir uns in diesem Beitrag mit der Etikette auf Flügen.
Viele Dinge sind in Richtlinien und Gesetzen festgeschrieben. Die hochgeklappte Rückenlehne oder der Verzicht auf das Rauchen von Tabakwaren an Bord sind nur zwei Beispiele, bei denen es keinen Spielraum für Abweichungen gibt. Aber dann gibt es noch die ungeschriebenen Gesetze. Verhaltensformen, die niemand erzwingen kann, die aber zum guten Ton gehören. Man könnte diese Verhaltensmuster „Airline-Etikette“ oder „Flug-Etikette“ nennen. Dazu gehören beispielsweise der Umgang mit dem Kabinenpersonal, die eigene Hygiene oder auch Essen und Trinken während des Fluges.
Überlebenstipps für harmonische Flugreisen | Verhalten beim Einsteigen
Es klingt wirklich trivial, ist aber für Flugbegleiter einer der frustrierendsten Momente des Tages. Der Flug wurde zum Boarding aufgerufen und die ersten Passagiere treten durch die Tür ins Flugzeug. Mit Kopfhörern im Ohr oder gesenktem Kopf steigen Fluggast um Fluggast ein, ohne auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen.
Nichts geht einfacher als eine freundliche Begrüßung. Und nicht nur kostet ein nettes „Hallo“ beim Einsteigen nichts, es entscheidet gerne auch darüber, was ihr während des kommenden Fluges an Service erwarten könnt.
Die Begrüßung habt ihr geschafft. Super, dann geht es schleunigst zu eurem Platz. Nehmt diesen so zügig wie möglich ein. Wenn ihr Handgepäck zu verstauen habt, dann macht das selbst und beeilt euch. Blockiert dabei nicht zu lange den Gang, damit auch die anderen Passagiere noch schnell ihren Platz finden können.
Übrigens, es ist ein „No-Go“, euer Handgepäckstück direkt in den Fächern in einer der ersten Reihen zu verstauen, wenn ihr dort nicht selbst sitzt. Ihr nehmt damit jemandem die Chance, sein Gepäckstück nahe bei sich zu verstauen.
Noch ein Wort zum Verstauen des Handgepäcks: Natürlich helfen euch die Flugbegleiter im Notfall beim Verstauen des Handgepäcks in den Gepäckfächern über euch. Aber ganz ehrlich, ihr habt das selbst gepackt und bis zum Flugzeug gebracht. Dann schafft ihr es auch noch selbst, den Handgepäckkoffer oben im Fach zu verstauen.
Überlebenstipps für harmonische Flugreisen | Sitzplatzverhalten
Ich weiß, die Gesellschaft ist gespalten und man redet nicht mehr so viel miteinander. Denkt jedoch daran: Der Typ oder die Lady in eurer Sitzreihe wird die kommenden Stunden euer Travelbuddy sein. Auch wenn ihr euch nicht unterhalten wollt, schafft ein freundliches „Hallo“ einen guten Start in den Flug.
Ihr habt euren Platz eingenommen und das Flugzeug ist gestartet? Jetzt könnte es schwierig werden. Je nach Sitzplatz, den ihr euch gesichert habt, gibt es unterschiedliche Herausforderungen.
Am Gang seid ihr die Könige. Ihr entscheidet, wer sich wann und wohin bewegen darf. Wenn ihr schlaft, kommen eure Sitznachbarn ins Schwitzen. Ihr benötigt schnell etwas aus dem Gepäckfach? Kein Problem, denn ihr könnt jederzeit aufstehen. Dafür ist derjenige mit dem Fensterplatz Herrscher über das Licht. Fensterblende offen oder geschlossen. Das entscheidet ihr. Nichts entscheidet hingegen der arme Tropf auf dem Mittelsitz. Daher stehen ihm zumindest zwei Armlehnen zu. Das ist zwar nirgendwo festgeschrieben, aber die Airline-Etikette ist da sehr deutlich.
Streits entbrennen auch bei der Rückenlehne. Wer seinen Sitz nach hinten verstellt, macht sich häufig keine Freunde. Der Grund ist klar: Bei einem zurückgelehnten Sitz reduziert sich der persönliche Freiraum des nächsten Passagiers. Ein guter Fluggast fragt vorab einmal nach, ob er den Sitz zurücklehnen darf. Hat die Person hinter euch etwas dagegen, könnt ihr es immer noch darauf ankommen lassen.
Ein weiteres „No-Go“ ist es jedoch, den Sitz zurückzulehnen, während der Passagier hinter euch noch mit seinem Essen beschäftigt ist. Das Essen im Flugzeug ist aufgrund des beschränkten Platzes sowieso schon eine Geschicklichkeitsprüfung. Wenn der Vordermann den Sitz auch noch nach hinten verstellt, wird das Essen zur Qual.
Überlebenstipps für harmonische Flugreisen | Geräuschpegel
Ihr habt sie doch auch schon erlebt, die wichtigen Business-Kasper, die noch nach dem Start in ihr Mobiltelefon blöken. Oder Tante Gertrud, die es nicht schafft, das Video auf ihrem Mobilfunkgerät lautlos oder über Ohrhörer abzuspielen.
Das persönliche Unterhaltungsprogramm sollte auch persönlich bleiben. Nutzt Kopfhörer, um den Geräuschpegel für andere Mitreisende zu reduzieren. Und schaut auch zur Sicherheit noch einmal nach, ob der Kopfhörer auch wirklich korrekt gekoppelt oder eingesteckt ist. Sonst kann es auch mal peinlich werden.
Doch nicht nur bei Musik und Filmen gilt Zurückhaltung. Auch bei Gesprächen empfiehlt die Airline-Etikette, dass ihr nicht unnötig laut werdet. Insbesondere, wenn ihr euch dazu entschlossen habt, durch die Kabine zu laufen und mit dem Teil eurer Reisegruppe in Reihe 5 zu quatschen.
Auch euer Ballermann-Sommerhit kommt wahrscheinlich beim Großteil der Fluggäste nicht so gut an.
Überlebenstipps für harmonische Flugreisen | Hygiene und Sauberkeit
Es ist schon traurig genug, dass der Punkt Hygiene und Sauberkeit hier eine eigene Rubrik hat, aber die Erfahrung zeigt, dass diese Themen nicht selbstverständlich sind. Nicht jeder schafft es, vor dem Flug noch zu duschen.
Aber was ihr auch tut, holt die persönliche Hygiene nicht während des Fluges nach. Fingernägel knipsen, Bart rasieren, das gab es alles schon an Bord von Flugzeugen, gehört dort aber nicht hin. Weder am Sitzplatz noch auf der Flugzeugtoilette.
Apropos Flugzeugtoilette: Bitte, bitte, bitte hinterlasst die Lavatories so, wie ihr sie auch gerne benutzen würdet. Es ist unglaublich, was sich scheinbar so auf Flugzeugtoiletten ereignet. Natürlich wird so ein WC von vielen Passagieren genutzt. Aber leider hat nicht jeder das nötige Maß an Anstand und putzt die eigenen Hinterlassenschaften weg.
Wenn es um Sauberkeit geht, dann seid damit nicht nur ihr gemeint, sondern auch euer Platz. Meistens werden Flugzeuge zwischen den einzelnen Flügen nur grob gesäubert. Schmiert daher möglichst nicht die Marmelade vom Frühstück auf den Sitz, klebt das Kaugummi nicht in das Bordmagazin und krümelt auch nicht den kompletten Platz voll.
So ein Flugzeugsitz ist schon unhygienisch genug. Um den Wohlfühlfaktor für euch zu erhöhen, habt ihr im Idealfall ein paar Feuchttücher dabei, um das zu reinigen, was das Cleaning zwischendurch sowieso nicht macht.
Überlebenstipps für harmonische Flugreisen | Respektiere persönliche Freiräume
Es gibt Orte im Flugzeug, die sind nur schwer ohne Interaktion mit anderen Menschen erreichbar. Das beste Beispiel ist dafür der arme Fluggast am Fenster, der auf die Toilette muss, während seine zwei Sitznachbarn schlafen. Eine schwierige Situation, aber was will man machen. Ein Bedürfnis ist ein Bedürfnis. Wenn ihr euren Platz verlassen könnt, ohne jemanden wecken zu müssen, super. Aber beachtet dabei einen gewissen Abstand zu euren Nachbarn. Geht das nicht, dürft ihr natürlich eure Sitznachbarn wecken.
Aber wie ist es, wenn ihr einfach nur an das Gepäckfach wollt, um euch einen Snack oder das Notebook zu holen? Auch in dem Fall ist es völlig okay, eure Sitznachbarn zu wecken. Nur weil ihr am Fenster sitzt, müsst ihr dort nicht gefangen sein.
Sonst solltet ihr die Menschen, die mit euch fliegen, aber schlafen lassen und auch nicht durch lautere Gespräche stören. Auch dann nicht, wenn sie mit ihrem Schnarchen selbst den Geräuschpegel auf ein hohes Niveau halten.
Eines meiner persönlichen Highlights ist das Aufstehen aus der Sitzreihe. 90 % aller Fluggäste schaffen es nicht, aufzustehen, ohne am Sitz des Vordermanns zu reißen. Gehört bitte zu den übrigen 10 %.
Vor den Lavatories bilden sich gerne Warteschlangen. Besonders nach dem Essen und vor der Landung. Nur weil der Typ da in der Nähe der Toiletten mehr Beinfreiheit hat, heißt das nicht, dass ihr diesen Bereich als Warteraum nutzen sollt. Ausdrücklich kein Warteraum ist auch der Arbeitsbereich der Crew. Galleys und Co. sind beim Warten auf ein freies WC tabu.
Überlebenstipps für harmonische Flugreisen | Frankfurtflyer Kommentar
Wenn wir über die Etikette an Bord eines Flugzeuges sprechen, sind viele Dinge völlig selbstverständlich. Warum führen wir sie also noch einmal explizit auf? Ganz einfach: Täglich beweisen tausende Flüge weltweit, dass Dinge, die für uns völlig trivial zu sein scheinen, von vielen anderen Passagieren nicht berücksichtigt werden.
Ich würde darin gar nicht mal Boshaftigkeit vermuten. Denn mir kommt es häufig so vor, als würden viele Fluggäste am Eingang des Flughafens ihr Gehirn abgeben. So zieht sich das an Bord dann wieder durch und plötzlich wird der eigene Flug zu einem nervenaufreibenden „Vergnügen“.
Das war der erste Teil unserer Etikette an Bord von Flugzeugen. Im zweiten Teil widmen wir uns noch weiteren Themen, wie dem Umgang mit dem Bordpersonal und mit Kindern. Außerdem schauen wir uns das Thema Essen und Trinken an.
Das mit den Kopfhörern und Telefonaten auf Lautsprechern, sowie WhatsApp Töne ist der wichtigste Punkt. Nicht nur im Flugzeug. In der Bahn und im Bus ist das genauso schlimm. Die Respektlosigkeit wird da immer größer. Egal, ob man die anderen Leute stört. Jetzt komme ich.
Und ja, waschen und Deo schadet auch nicht. Aber bitte nicht gleich wie eine Parfümerie riechen. Und das geht vor allem an Männer, die inzwischen da in größerer Zahl unterwegs sind.
Ist das jetzt meine selektive Sicht, oder nimmt generell die Rücksichtslosigkeit zu. „Hand“ gepäck im Flugzeug ist nur ein Beispiel. Ist jetzt nur entfernt verwandt mit dem Thema reisen… Beim letzten Aufenthalt in Japan ist mir eine stark ausgeprägte Kultur des gezielten Wegschauens aufgefallen. Alle Sitzplätze im Bus oder der Bahn belegt, Frau mit Kind auf dem Arm steigt zu. Allseits intensives gnadenloses Wegschauen.
Wie auch immer. Dank an diesen und ähnliche Blogs. Es gibt erstaunlich viele Möglichkeiten für einen vertretbaren Aufpreis dem Gedränge (Handgepäck, Arm und Rückenlehne) in der Economy zu entgehen. Man muss halt rechtzeitig die nötigen Informationen erhalten …
Ich habe Japan (Tokio) als eine sehr frauenfeindliche Kultur erlebt. Da wurde mir keine Tür offengehalten, ganz im Gegenteil…
Von asiatischer Höflichkeit habe ich nichts gespürt. Ich hatte nur mit Männern zu tun.
Der Punkt mit dem Aufstehen,, ohne dabei den Sitz des Vordermannes/der Vorderfrau fast aus der Verankerung zu reißen, gefällt mir persönlich am besten.
wofür hat man eigentlich die Armlehnen am eigenen Sitz?
Und die Beschallung des ganzen Flugzeugs mit seinem Handy 8st auch herrlich.
Ebenso wie Kinder, deren Eltern es egal ist, wenn sie wie wild durchs Flugzeug laufen und andere Passagiere nerven oder ungefragt auf deren Geräten rumtippen. Alles geschilderte leider bereits erlebt
„Nichts geht einfacher als eine freundliche Begrüßung…“ gilt natürlich auch umgekehrt.
Viel zu oft durfte ich schon FB erleben, die alles andere „zu tun“ hatten als die Gäste zu begrüßen. Sei es ein Schwätzchen mit dem Kollegen, die angestrengte suche nach irgendwas oder die augenscheinliche Kaffeepause.
Ein schöner Artikel, den man immer mal wieder neu veröffentlichen sollte – und ganz besonders mit den prima passenden Cartoons. So muss ein Travel-Blog sein, danke!
Super, Artikel auch Teil 2.
Ich freue mich immer über Nachbarn, die die Sitzlehne in Beschlag nehmen oder welche, die 150 kg wiegen. Rücksicht hilft immer und ein freundliches Wort zum Kabinenpersonal auch.
Wenn etwas an Board nicht so toll war, kann man es ja mit etwas Abstand über die Feedback-Angebote mitteilen.
Top!