Flugzeugbauer erwarten, dass Flugzeuge noch enger werden

Die Luftfahrt wächst nach wie vor in einer sehr beeindruckenden Geschwindigkeit und insbesondere in Ländern wie Indien und auch China gibt es große Wachstumschancen. Alleine die Rekordbestellung von 500 Airbus A320neo der indischen Indigo zeigt, was in diesen Märkten passieren wird. Die Flugzeugbauer Airbus und Boeing sind sich hierbei recht einig und man erwartet in den kommenden 20 Jahren eine Verdoppelung der Flotten der Airlines.

Bis 2042 rechnet Boeing mit einem Bedarf von 48.600 neuen Passagierflugzeugen mit über 80 Sitzen bei allen Airlines weltweit, wobei vor allem größere Flugzeuge benötigt werden, um den weltweiten Bedarf befriedigen zu können. Davon werden wohl 42.600 neue Maschinen sein, wobei auch 2042 voraussichtlich noch 6.000 Flugzeuge fliegen werden, welche bereits jetzt in Dienst stehen.

Während die Erwartungshaltung der Flugzeugbauer extrem beeindruckend ist, haben sie leider auch eine recht unangenehme Annahme für die Passagiere getroffen, denn man geht davon aus, dass es in Flugzeugen enger werden muss als aktuell und dass man auch in bestehende Flugzeugtypen teils mehr Passagiere „quetschen“ wird.

Dies ist in den Augen von Boeing nötig, da sonst die Flotten der Airlines noch größer werden müssten und dies ist wohl nicht darstellbar.

Ohne solche Produktivitätsgewinne müsste die Flotte im Jahr 2042 noch etwa 20 Prozent größer sein.

Hierbei bezieht sich diese Prognose allerdings auch vor allem auf die Economy Class, wo Hersteller schon jetzt zeigen, wie man die Passagierkapazitäten der Flugzeuge erhöhen kann. So hat Airbus im A320 durch Verlegung der Toiletten vor das Druckschott einige zusätzliche Sitze in die Kabine bauen können, wenngleich hierdurch die Toiletten deutlich enger wurden.

Aber auch in der Boeing 777 sind inzwischen 10 Sitze pro Reihe üblich geworden, obwohl diese einmal für nur 9 Sitze konzipiert wurde, genau wie die Boeing 787, welche eigentlich vom Hersteller einmal in einer komfortablen 2-4-2 Bestuhlung in der Economy Class vorgesehen war, aber von quasi jeder Airlines (bis auf einer) in einer 3-3-3 Anordnung bestuhlt wurde, um mehr Passagiere in die Kabine zu bekommen.

Auch Airbus hat beim A350 inzwischen die Option eingeführt, dass man anstelle der 3-3-3 Bestuhlung, auch eine dichtere 3-4-3 Bestuhlung einbauen kann, was zur Folge hat, dass man um die 40 Passagiere mehr in die Economy Class bekommt, auf dem gleichen Raum. Angenehmer wird es für die Passagiere hierdurch aber nicht unbedingt.

Flugzeugbauer erwarten, dass Flugzeuge noch enger werden | Frankfurtflyer Kommentar

Flugzeugbauer erwarten eine extrem gute Zukunft, denn auch wenn man die Marktanteile bei 50/50 erwartet, werden Airbus und Boeing in den kommenden 18 Jahren beide über 21.000 neue Flugzeuge ausliefern. Darunter werden vor allem auch größere Jets sein, an welchen die Flugzeugbauer viel Geld verdienen können.

Die größte Herausforderung wird wohl sein, dass man nun die Auslieferung der Flugzeuge wieder hochfahren muss, denn beide Flugzeugbauer liefern aktuell deutlich weniger Flugzeuge aus, als sie eigentlich einmal geplant hatten, was Airlines vor ganz neue Herausforderungen stellt.

Für die Passagiere ist dies vielleicht keine gute Nachricht, denn es wird wohl in den hinteren Reihen noch einmal deutlich enger werden. Ob sich diese Prognose dann aber nur auf Billigflieger bezieht und es doch Airlines gibt, die es schaffen für erhöhten Komfort in der Economy Class auch mehr für die Tickets verlangen zu können, werden die Passagiere selbst entscheiden.

Danke: aero.de

16 Kommentare

  1. Aber Slots und Zeiten sind begrenzt. Also braucht man auch mehr Flughäfen / größere Flughäfen oder wieder größere Maschinen. Glaub die letzten drei Jahre haben gezeigt, dass die Branche genauso viel Ahnung haben in Sachen Zukunfstprogonse wie ein Otter mit einem Eimer Wasser 😄

    • Die Ausnahme bestätigt die Regel…. Die letzten 50 Jahre haben gezeigt, dass man mit Zukunftsprognosen und Vorhersagen des Wachstums ganz gut war, meist aber zu konservativ.

      Und ja es ist ganz klar, dass wir immer mehr MEGA Airports sehen werden. Vermutlich wird viel Verkehr nicht mehr über Europa gehen, da hier die Bedingungen zu ungünstig gestaltete werden, aber Indien, China, die Türkei oder auch der Mittlere Osten wird sich freuen.

  2. Wenn das so kommt, wird es viel Ärger mit den Passagieren geben.
    Darunter können dann auch „Bewertungen“ wie beste Airlines oder die Premium
    Auszeichnung mit 5 Sternen fallen. Ich kann mir nicht vorstellen, das Passagiere
    die sich da reinquetschen müssen, diese Airline dann noch positiv bewerten.

    • Das sehe ich genauso. Ich vermute es wird dann auch früher oder später von der EU zu einer Regulierung kommen müssen, wahrscheinlich spätestens wenn Ryanair oder sonst wer in Europa versucht Stehplätze einzuführen. Wobei innerhalb Europas wird das Problem mit den engen Sitzen am Ende auch in Business die Passagiere betreffen; irgendwann ist ein freier Nebensitz halt auch kein Mehrwert mehr, wenn man die Knie nur noch schräg sitzen verstauen kann.

      • Das ist alles tatsächlich ein Thema… IN den USA gibt es schon jetzt öffentliche Diskussionen ob man nicht regulieren sollte wie groß der Platz pro Passagier im Flugzeug mindestens sein muss…..

        Eine Beschränkung gibt es aber auch für Ryanair: Stehplätze wird man wohl nicht zugelassen bekommen und die Maximale Anzahl der Passagiere pro Flugzeug ist auch in der Zulassung definiert und Ryanair nutzt diese aktuell schon voll aus. Mehr geht also vorerst hier nicht.

    • Als Qatar Airways die Boeing 777 von 9 auf 10 Sitze in der Economy Class umgestellt hat, sagte der CEO damals, dass 90% der Passagiere nicht wüssten, dass es mal besser war und sie es daher nicht stört. Leider hatte er recht.

      Mit der echt engen Eco in der Boeing 777 hat Qatar aber weiterhin 5 Sterne, sind damit aber auch die einzige der 5 Sterne Airlines die das so machen.

  3. Der Bottleneck dürfte zukünftig sein, dass sich das Flugzeug binnen 90 sec wenn ich mich recht erinnere durch die Notausgänge evakuieren lassen muss. Das war bspw. der Grund, dass die Condor ausschließlich Boeing 767 mit zwei Notausgängen über dem Flügel beschafft hatte und von denen gab es nicht besonders viele. Oder aber man weicht diese Sicherheitsregel auf, so wie man es bspw. bei den ETOPS Regeln getan hat, dann ETOPS 330 gibt es noch nicht besonders lang.

    • “ Oder aber man weicht diese Sicherheitsregel auf, so wie man es bspw. bei den ETOPS Regeln getan hat, dann ETOPS 330 gibt es noch nicht besonders lang.“

      Die Triebwerke werden aber auch zuverlässiger und damit sicherer. Das führt zu höheren ETOPS-Zeiten.

  4. Das verfolgt alles dem Prinzip „Weiter so, wie bisher und noch höher hinaus.“

    Ich gehe jedoch davon aus, dass in spätestens 10 Jahren die Klimaveränderung und damit einhergehend Gesetze zum Klimaschutz dieser Entwicklung Einhalt gebieten werden.

  5. In der Eco wird gespart ohne Ende, aber Business muss es ein 1-2-1 sein …

    Das für mich beste Kabinenprodukt, gesehen aus der (Doppel)Perspektive der Airlines (Wirtschaftlichkeit) und der Kunden (Komfort und Preis) hat für mich mit Abstand Oman Air mit seiner 2-2-2 Anordnung !

    Jene Business sollte ein Lehrbuch-Beispiel für alle Airlines sein. Allerdings hat Qatar mit seiner firstclasslike 1-2-1 den Standard vorgegeben, an dem sich dummerweise fast alle Airlines dann gehalten haben.

    • Auf meinen Flügen in der A330 ab Frankfurt hatten die in Business auch 1-2-1. War 2015 – 2017, laut Seatguru sollte das heute auch noch so.

    • Da irrst du aber gewaltig, dass Oman da mehr Sitze in den Flieger bekommt, mit der Apex Suite. Nur ein kleines Beispiel: Boeing 787-8, United verbaut 20 Sitze in 1-2-1 und Oman Air 18 Apex Suiten.

      Das Prinzip, die Füße unter den Vordersitz zu verfrachten, ist schon sehr platzsparend.

  6. Inzwischen meinen einige Airlines, dass sie noch bei unter 0,3 qm Platz pro Passagier gut bewertet werden
    Würden Tiere so über 10 ode 12 Stunden sp befördert, gäbe es längst ein Gesetz, das dies verbietet.

    • Das Problem ist schlicht und ergreifend, dass auch die Mehrzahl der Kunden in der Eco minimale Preise erwartet und selbst bei geringen Preisunterschieden abwandert, auch wenn die Gegenleistung dann deutlich schlechter wird. Ich habe das auch nie wirklich wahrhaben wollen, aber Studien bestätigen dies. Wir haben Freunde, die für 25k € zwei Wochen auf die Malediven geflogen sind, aber beim Flug war dann nur dass billigste Angebot in der Eco (wimre Eurodisco) gut genug. Vielleicht ein krasser Einzelfall, aber in gewisser Weise dann doch repräsentativ.

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