Gäste müssen tagelang in einem verlassenen Dortmunder Flughafenhotel übernachten

Das Ibis Budget am Flughafen Dortmund musste tagelang ohne Personal auskommen. Foto: Accor

Stellt Euch vor Ihr habt einen Flug am frühen Morgen und bucht Euch extra in einem Flughafenhotel ein. Doch bei der Anreise stellt Ihr fest, dass das Hotel zwar geöffnet ist, aber weit und breit kein Personal zu sehen ist. Willkommen im Ibis Budget Dortmund Airport!

Eine ziemlich verstörende Situation scheint sich da Mitte September 2023  im Ibis Budget Flughafen Dortmund in Holzwickede abgespielt zu haben. Plötzlich brannte kein Licht mehr im Hotel. Die Rezeption war nicht besetzt. Und die tägliche Reinigung der Zimmer fand auch nicht mehr statt. Gäste, die bereits eingecheckt waren, mussten sich selbst mit Frühstück und Toilettenpapier versorgen. Neu anreisende Gästen konnten nicht mehr einchecken und schliefen teilweise in der Lobby, da in umliegenden Hotels keine Zimmer mehr frei waren. Dieses Bild zeichnet der WDR in einem Bericht der Sendung „Lokalzeit aus Dortmund“.

„Das Frühstück war seit Samstag nicht mehr serviert worden. Die Zimmer waren auch seit drei Tagen nicht mehr gereinigt worden und es war kein Mitarbeiter vor Ort, der sich irgendwie verantwortlich fühlte“, zitiert der Sender einen 28-jährigen Berliner Hotelgast. Weiter schildert er die Situation: „Ich habe von Leuten gehört, die Toilettenpapier selber einkaufen waren, weil es im Hotel keines mehr gab. Und zwei Gäste haben wohl auch in der Lobby geschlafen, weil sie am nächsten Tag einen Flug hatten und kein anderes Hotel mehr bekommen hatten, wegen dem Länderspiel.“

Rezeption gibt es scheinbar auch besetzt im Ibis Budget Holwickede. Foto: Accor

Doch was war der Grund dafür, dass zahlreiche Gäste in einem „Geisterhotel“ hausen mussten? Bisher wissen wir, dass offenbar eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Hotelmanagement und einem Subunternehmer für die Situation verantwortlich war. Das Subunternehmen, welches für Service und Rezeption verantwortlich war, wurde laut eigenen Aussagen nicht korrekt bezahlt. Es gab offene Rechnungen und daher zog die Chefin die Reißleine und zog das eigene Personal ab.

So war das Ibis Budget Dortmund Flughafen-Hotel in Holzwickede seit Samstag, 9. September 2023 ohne Personal. Erst am Mittwoch (13. September 2023) soll sich die Situation im Hotel so langsam wieder normalisiert haben, nachdem der von der Situation überraschte Hotelmanager selbst anfasste, um das Chaos zu beseitigen.

Gäste müssen tagelang in einem verlassenen Dortmunder Flughafenhotel übernachten | Frankfurtflyer Kommentar

Nun ist ein Ibis Budget natürlich alles andere als ein Luxus-Hotel. Aber wenn ich schon Subunternehmer höre, stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Das erinnert mich sofort an unprofessionell gemachte Betten, die so aussehen, als hätte schon jemand drin gelegen. Dann aber nicht nur das Housekeeping sondern auch das Frühstücks-Personal und die Rezeptionisten über einen Dienstleister zu beschäftigen, ist schon krass. Aber vermutlich auch gelebte Praxis, die eine Antwort auf die „Geiz ist geil“-Mentalität vieler Gäste ist.

Übel ist auf jeden Fall, dass das Management scheinbar erst nach mehreren Tagen im Blick hatte, was da in seinem Hotel vor sich geht.

Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es ein paar Kilometer weiter stadteinwärts noch das Holiday Inn Express Dortmund gibt. Von dem kann man zwar nicht zum Flughafen laufen, aber ich habe mich dort beim letzten Besuch doch recht wohl gefühlt, obwohl es in etwa die gleiche Kategorie wie ein Ibis Budget ist.

Wie würdet Ihr mit der Situation umgehen, wenn Ihr ein Hotel gebucht habt, aber vor Ort niemand arbeitet?

Review: Holiday Inn Express Hotel Dortmund

Quelle: WDR via OMAAT

8 Kommentare

  1. Mit Ibis Budgets habe ich persönlich gute Erfahrungen. Gut in Nähe der Autobahn, sauber und nicht zu teuer. Ungeplante Übernachtungen durch Müdigkeit oder zu lang gewordene Tage sind unkompliziert für ein paar Euro – meine habe immer zwischen 33 und 60€ gezahlt.
    Hat Ibis denn nicht mehr diese Automaten zum Checkin neben dem Eingang stehen?

    Was nicht geht: überhaupt kein Personal und kein Zimmer. Von Leistungen wie Frühstück ganz zu schweigen…

    Hat der Dienstleister hier schlicht das Personal ohne Rücksprache abgezogen oder vor diesem drastischen Schritt das Management auf die Arbeitsniederlegung hingewiesen? Nach deutschem Recht könnte es hier zumindest problematisch sein, je nach Lage um die laufenden Verträge.

      • Ich habe selbst jahrelang am Empfang in der Hotelerie gearbeitet. Mein vollstes Verständnis für jeden der dort nicht / nicht mehr arbeiten will. Arbeiten an Wochenenden und Feiertagen, im Drei-Schicht-System. Gäste denen bei Anreise um 21 Uhr einfällt, dass sie für ihre Kinder sofort ein Zustellbett brauchen, weil das Kind ja jetzt müde ist und sofort ins Bett muss, aber das Zustellbett nie vorher angegeben haben – egal wenn noch zwanzig weiter Gäste hinter einem einchecken wollen. Gäste die man dreimal fragt ob die Rechnungsadresse korrekt ist und nach dem Druck auffällt, dass es doch auf die Firma laufen muss um sich dann zu beschweren warum es so langsam geht. Oder Gäste welche über einen günstigen Drittanbieter buchen, dass beste Zimmer erwarten und am Ende nicht verstehen zu wollen, dass die Rechnung eben von genau diesem Drittanbieter kommt. Nicht Danke und nicht bitte sagen, aber sich selbst über das „unfreundliche Personal“ auf Bewertungsportalen beschweren. Und das alles für ein Gehalt, mit welchem man nach allen Abzügen mit Harz4 besser gefahren wäre.

  2. „Aber vermutlich auch gelebte Praxis, die eine Antwort auf die „Geiz ist geil“-Mentalität vieler Gäste ist“

    Sind eurer Meinung nach die Gäste, die gerne wenig für eine Übernachtung bezahlen möchten Schuld daran?

      • Meine These: Gelebter Kapitalismus. Die Reinigung wird doch in nahezu jedem Hotel an Drittanbieter vergeben. Dem Hotel gibt es Sicherheit: Er bezahlt Betrag x und bekommt dafür gereinigte Zimmer. Das ist planbar. Personalausfälle sind hingegen nicht mehr planbar, kommen so aber auch nicht mehr vor: Das Hotel hat ja kein Personal, sondern die Reinigung der Zimmer eingekauft. Folglich trägt der Subunternehmer das Risiko.
        Ich gehe fest davon aus, dass die Verträge auch Regeln dafür enthalten, was passiert, wenn der Subunternehmen nicht (die Säuberung der Zimmer) liefert. Aufgrund der kurzen Reaktionszeiten – so wird es im Vertrag stehen – darf das Hotel auch ohne lange Fristen zur Selbstabhilfe greifen und ein teures Unternehmen beauftragen, das kurzfristig übernimmt und dessen Kosten von der nächsten Rechnung des Subunternehmers in Abzug gebracht werden.

        Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das soll keine Kapitalismuskritik sein. Aber wer in einem System erfolgreich sein will, der muss es auch zu nutzen wissen. Und dazu gehören bisweilen auch so unschöne Wege. Sie sind legal, effizient und vor allem planbar. Dass sie für den ausführenden Arbeitnehmer vielleicht nicht die beste Lösung sind, ist elementarer Teil der reinen Kapitalismuslehre.

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