Im Zuge der Coronakrise ächzt die gesamte Weltwirtschaft, aber besonders die Reiseindustrie ist hier doch extrem stark getroffen, denn ihr Geschäft ist fast komplett zum Erliegen gekommen. Die Betonung liegt auf fast, denn auch wenn viele Hotels ihre Türen geschlossen haben, teilweise auch aufgrund von behördlichen Auflagen, gab es eine Reihe von Hotels, welche auch in der aktuell schwierigen Situation ununterbrochen ihren Betrieb fortgesetzt haben und das aus gutem Grund.
In den vergangenen Wochen war die klare Devise, wenn es geht, soll man Zuhause bleiben und dies hat natürlich vor allem Reisen ausgeschlossen. Auch wenn die Hotellerie in vielen Bundesländern in Deutschland jetzt wieder öffnen darf, wird es wohl eine Weile dauern, bis man wieder bei einer normalen Buchungslage angelangt ist.
Allerdings gehen wir bei all diesen Diskussionen zu sehr davon aus, dass wir in Hotels übernachten, weil wir reisen wollen, allerdings ist dies nicht immer der Fall und viele Menschen brauchen einfach ein Hotel als Unterkunft, selbst oder gerade während Ausnahmesituationen wie wir sie gerade erleben. Daher kann man auch Hotels als systemrelevant ansehen, wie so vieles in unserer Gesellschaft, auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht.
Hotels werden immer gebraucht
Nicht nur für eintägige Dienstreisen braucht man auch innerhalb der Coronakrise Hotels, denn es gibt schlicht und ergreifend Reisen, welche sich auch während einer Pandemie nicht verschieben lassen. Ich selbst konnte diese Erfahrung schon machen und habe auch etwas darüber geschrieben. Genau so wie Flüge auch jetzt noch wichtig sind, sind auch Hotels immer noch entscheidend für die Aufrechterhaltung vieler Systeme.
Sehr interessante Einblicke haben neulich auch die Living Hotels gewährt, welche trotz COVID-19 je ein Haus in München, Berlin, Frankfurt, Nürnberg und Wien geöffnet hielten, um eine grundsätzliche Versorgung zu bieten. Hierbei waren auch die Zimmer und Apartments recht gut belegt.
Die Beispiele von wem und wofür die Zimmer gebraucht wurden machen auch klar, welche Probleme hier entstanden wären, wenn es keine Angebote von Hotels in der Krise geben würde.
Allein in den fünf geöffneten Living Hotels, gibt es folgende Beispiele:
- Eine indische Familie und die Familie aus Peking, die nicht nach Hause dürfen, weil die Einreise nicht erlaubt ist – und zwar auf unbestimmte Zeit.
- Eine Nürnberger Familie mit zwei Kindern, die für mehrere Wochen im Hotel wohnen, weil sie daheim einen Wasserschaden haben und sie während der Schulschließung für die Kinder noch ein separates Zimmer zum Lernen gemietet haben.
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Ein Puma Mitarbeiter aus Los Angeles, der seine neue Wohnung nicht beziehen kann, weil die Möbel nicht ankommen
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Ein Siemens Freelancer, der nicht vom Homeoffice in Mecklenburg Vorpommern arbeiten kann, weil dort das Internet per WLAN zu langsam ist
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Dazu kommen jede Menge Ärzte, Schwestern und Pfleger, die ihren Klinikstandort gewechselt haben oder vor der nächsten Schicht am nächsten Tag einfach zu weit nach Hause hätten, die Projektgruppen, die vor Ort sind sowie Businessgäste, die nicht in ihre Länder zurück können.
Gerade für solche nötigen Langzeitaufenthalte, bieten die Livinghotels besondere Pakete, welche ab 850 Euro pro Monat starten, an. Dabei sind die Living Hotels auch auf genau solche Langzeitgäste ausgelegt, da sie neben normalen Hotelzimmern auch Apartments und Studios mit Küchen bieten.
Home Office im Hotel wird immer beliebter
Ein weiteres Geschäftsfeld, welches auch andere Hotels nun für sich entdeckt haben, ist das Anbieten von Home Office Zimmern. Auch wenn wir wohl alle gelernt haben, dass es mit dem Home Office funktioniert, sind die eigenen vier Wände nicht immer gut für diese Situation ausgestattet.
Sei es weil man plötzlich mit Partner und/ oder Kindern 24 Stunden pro Tag unter einem Dach ist und hier auch der Platz für mehrere ruhige Büros zu Hause fehlt oder auch, da man in einer Büroatmosphäre einfach besser arbeitet, als in der eigenen Wohnung, in der man auf dem Esstisch sein neues Büro auf Zeit eingerichtet hat.
Viele Hotels, besonders in großen Städten, bieten daher die Möglichkeit, Zimmer für das Home Office zu mieten. Dabei bekommt man quasi ein Tageszimmer, welches man als Büro nutzt (auch wenn dann ein Bett im Büro steht) und von morgens bis abends bezieht, bevor man wieder nach Hause geht, um dort zu schlafen.
Dabei bietet lustigerweise ein Homeoffice Zimmer in einem Hotel vieles, was auch ein Büro bietet, denn neben einem ruhigen Schreibtisch hat man hier schnelles WLAN. Einige Hotels bieten auch einen Kaffee und Wasser Service, sowie einen Druck und Fax Service an.
Neue Hygienekonzepte sind nötig
Das Wort Hygienekonzepte ist in Deutschland inzwischen ein geflügeltes Wort, denn alle Betriebe müssen solch ein Konzept vorlegen. Dies gilt auch für Hotels und hierbei hat man sich einiges überlegt.
Die Living Hotels gehen z.B. wie folgt vor:
- Ein Kontaktloser Check-In Vorgang
- Mitarbeiter tragen alle Masken
- Die Temperatur von Gästen wird bei der Ankunft kurz gemessen
- Es gibt UV Desinfektion für Handys und Laptops
- Die Zimmer werden aufwändiger als sonst gereinigt und gezielt desinfiziert.
Mit diesen Konzepten will man sicherstellen, dass die Chancen auf eine Infektion mit dem Coronavirus auf ein Minimum reduziert sind.
Hotels während des Shut Downs | Auch sie sind systemrelevant | Frankfurtflyer Kommentar
Nicht reisen zu können wird immer mit in Urlaub fahren in Verbindung gebracht und daher wird die Tatsache, dass Hotels den Betrieb teilweise weitestgehend eingestellt haben immer wieder als Luxusproblem gesehen. Allerdings gibt es immer wieder viele Gründe, warum wir nicht einfach pauschal auf diese Industrie verzichten können.
Das Vermieten von Gästezimmern, was das Geschäftsmodell von Hotels im Grunde sehr passend beschreibt, ist kein Phänomen der Neuzeit, vielmehr ist es eine der ältesten Industrien, welche wir auf der Welt haben. Immerhin gibt es Gasthöfe und Hotels, welche auf eine Geschichte von mehrere Hundert Jahren zurückblicken und gerade in Ausnahmesituationen wie dieser wird deutlich gezeigt, wie wichtig Hotels für unsere Gesellschaft sind.
Die Bedeutung wird auch noch einmal dadurch unterstichen, dass die Hotels, welche geöffnet blieben, oft auch gut ausgelastet waren. So sagte Tim Düysen, CMO der Living Hotel Kette:
„Noch vor vier Wochen mussten wir in Betracht ziehen, alle unsere Häuser vorübergehend zu schließen, ist für uns doch oberstes Ziel, dass alle Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten. Jetzt aber haben wir je ein Haus in München, Berlin, Frankfurt, Nürnberg und Wien weiterhin geöffnet, denn wir haben schnell gemerkt, dass es gerade auch jetzt Menschen gibt, die ein echtes „Wohin“-Thema haben und die wir mit unserem Hotel-Wohnkonzept bestmöglich unter- stützen können.“
gut eingebaute Schleichwerbung für Living Hotels.
Es gab in den meisten Hotels ein paar Gäste, auch im Ibis oder kleinere Familienhotels, die fast nur nicht-touristische Gäste haben
Kurze Frage: darf man als Privatperson wieeer Hotelzimmer buchen? Mir wurde der Aufenthalt in Frankfurt verwehrt, da Privatreisen verboten sind/waren – nur auf Namen und Rechnung eines Arbeitgebers wäre es möglich gewesen angeblich