Ich habe mir vor zwei Wochen ganz blauäugig überlegt heute alle Vor- und Nachteile aufzuzählen, die es aus meinen Augen beim Zusammenleben, oder Zusammensein mit einem Vielflieger gibt. Nun finde ich es aber ganz schön eigenartig, einen Menschen den man liebt auf Vor- und Nachteile zu reduzieren. Deshalb vorweg: Natürlich sehe ich nicht nur die folgenden Punkte in meinem Mr. Lufthansa. Er hat noch ganz ganz viele Vorteile, wie z.B., dass wir wunderbar zusammenpassen und uns sehr gut ergänzen. Er macht mich jeden Tag aufs neue glücklich und bringt mich zum Lachen. Das ist doch viel wichtiger, als beruflich bedingte Vor- und Nachteile.
Erst Zuckerbrot, dann Peitsche 😉
Wie die Überschrift vermuten lässt, starte ich mit den Vorteilen.
- Natürlich (und das wird niemand abstreiten), ist der vorreitende Vorteil das Reisen. In der Zeit vor Christoph bin ich auch schon sehr viel gereist, es waren auch sehr vereinzelt Flüge in der Business Class dabei. Seit ich mit Christoph zusammen bin reise ich in den seltensten Fällen in der Economy Class. Meistens ist es ein Mix aus Business und First, je nach Dauer des Fluges. Für Cash würden wir das beide wohl eher nicht machen, dafür sind wir dann tatsächlich zu geizig. Ob man unbedingt einen First oder Business Class Flug braucht? Ganz klar Nein, nicht unbedingt. First Class ist absoluter Luxus. Da er aber genug Meilen hat – warum nicht?! Angenehmer, vor allem auf Langstrecken, ist es alle Mal, sich hinlegen zu können, leckeres Essen zu bekommen und ein wenig Entertainment zu haben.Nun gibt es natürlich nicht nur die Flüge, die das Reisen mit einem Vielflieger zu einem wahren Erlebnis werden lassen, die Reise beginnt ja schon am Boden, mit diversen Lounges. Bei uns ist es meistens das First Class Terminal in Frankfurt, oder die ziemlich identische First Class Lounge.Ich weiß das sehr zu schätzen und mir ist ebenso bewusst, dass diese Art zu reisen irgendwann ein Ende haben wird, wenn Christoph sich beruflich umorientiert (und das wird früher oder später definitiv der Fall sein). Das macht mir allerdings nichts aus, sondern es lässt mich den aktuellen Luxus umso mehr genießen. Anschließend setze ich mich mit ihm in die engsten Büchsen, die es in der Luft gibt, wir halten Händchen und werden gemeinsam etwas leiden und an die schöne Zeit zurückdenken ;). Auch hier muss man generell mal erwähnen, was wir in der Zeit, in der wir leben für ein Glück haben, überhaupt so viel reisen zu können. Unsere Großeltern konnten bei weitem nicht so viel von dieser Welt sehen. Somit leidet man auch in der Economy Class auf hohem Niveau.
- Man sieht die Welt. Wie gesagt, bin ich auch ohne Christoph schon viel gereist. Trotzdem ist jetzt mehr möglich. Wir reisen zusammen sehr gerne und viel. Gerne auch mal etwas „durcheinander“, wie in unserem Urlaub letztes Jahr, in dem wir halb Asien in 9 Tagen besucht haben. Diese ganzen Städte und Orte hätte ich wahrscheinlich vorher in mehreren Urlauben besucht. Und ich weiß nicht, ob ich alleine und vor Christoph sehr viel mehr gesehen hätte, als bei den kurzen Aufenthalten, da ich nach einem 12 stündigen Flug in der Economy nicht gerade ausgeschlafen bin, bzw. erst mal drei Tage Jet Lag habe.
- Man weiß die Zeit zu zweit umso mehr zu schätzen. Gerade, wenn etwas eher rar ist, weiß man die Dinge sehr zu schätzen. Ich genieße jede Minute, die ich mit Christoph habe. Mir kommt die Zeit, die wir miteinander verbringen mehr vor, als sie eigentlich ist. So war ich leicht schockiert, als ich im Januar Christophs Beitrag zu seinem Vielfliegerjahr 2016 gelesen habe. So „schlimm“ ist es mit bei weitem nicht vorgekommen. Ein Grund mehr die Zeit zu zweit gut zu nutzen!
- Vertrauen. Bei Berufen, die vor allem im Ausland stattfinden ist Vertrauen das A und O. Ich weiß, dass ich Christoph blind vertauen kann und er mir ebenso. Das ist nichts Selbstverständliches. Ganz am Anfang war ein gewisses Misstrauen da, aber mittlerweile kenne ich ihn so gut, dass ich mir zu 100% sicher bin, dass er mir immer treu war, ist und sein wird.
- Zeit für Freunde. Natürlich habe ich auch Zeit für Freunde, wenn er da ist. Aber ich bin einfach, was die Tagesplanung angeht ungebundener und kann vieles sehr spontan machen. Auch wenn er mal ungeplant da ist (ja tatsächlich, das kommt auch mal vor ;D), hat er nichts dagegen, wenn ich schon verplant bin. Er bleibt dann auch gerne zuhause und arbeitet z.B. am Blog, oder macht mal alleine den Haushalt.
- Wir sparen Geld! Man glaubt es kaum, wenn man unsere Urlaubsfotos betrachtet, aber es ist so. Auch wenn wir bezahlt nicht so luxuriös reisen würden, würden wir drauflegen. Dadurch, dass wir die meisten Flüge und die meisten Hotels mit Meilen, bzw. Punkten bezahlen, sparen wir Geld. Dazu kommt auch noch, dass wir uns in Hotels der Hiltonkette oft komplett in der Lounge ernähren. sprich wir haben oft recht geringe „Nebenkosten“. Die Ausflüge, die wir machen, würden wir auch auf einer komplett mit Cash bezahlten Reise genau so machen, das macht also keinen Unterschied. Das gesparte Geld kann man auf Dauer z.B. in ein kleines Häuschen stecken.
Suiten und First Class Flüge auf der ganzen Welt zum Preis eines Mallorca Pauschalurlaubs! Meilen und Punkte machen es möglich.
- Ein etwas lustigerer Vorteil: Man muss nie kleine Kosmetika fürs Handgepäck kaufen :D. Auch, wenn wir nicht Business, oder First fliegen, bzw. wir einfach auf Grund der kürzeren Flugdauer kein Amenitykit bekommen, haben wir weiß Gott genügend „Stoff“ zuhause. Das hat ganz lustig angefangen… Am Anfang unserer Beziehung haben sich nach und nach ein paar verpackte Zahnbürsten, Mundspülung und Ohrstöpsel angesammelt. Ich habe natürlich gleich gesagt „Das heben wir auf, das können wir noch mit auf unsere Reisen nehmen und benutzen – wegschmeißen wäre ja auch schade“. Christoph hat natürlich brav auf mich gehört und seitdem immer diese kleinen Döschen und Tütchen eingesammelt und in die Schublade getan. Mittlerweile könnten wir alleine dafür fast anbauen ;).
Nach Zuckerbrot folgt die Peitsche
Nachteile… Ein sehr negatives Wort. Keiner dieser Punkte stört mich wirklich, dennoch gibt es Sequenzen, in denen ich es mir anders wünsche.
- Leider auch der vorreitende Nachteil ist die Zeit. Christoph ist sehr viel unterwegs. Er verdient sein Geld in der Luft und im Ausland. Das impliziert leider etwas weniger Zeit für uns als Paar, die wir zusammen verbringen. Aktuell kann ich damit sehr gut umgehen, da ich durch Studium, Beruf, Freunde und dem ein oder anderen Hobby ganz gut ausgelastet bin. Irgendwann kommen (hoffentlich) ein oder zwei Kinder dazu, dann ist er hoffentlich mehr da. Ich weiß nicht, ob ich das in diesem Pensum dann noch so gut akzeptieren könne. Wenn er länger als 3-4 Tage weg ist, ist es auch jetzt trotzdem manchmal schwer, weil ich ihn natürlich auch vermisse.
- Planung? Keine Chance. Man kann mit uns, vor allem mit Christoph, leider sehr schwer planen. Wir wohnen nicht weit von unseren Elternhäusern entfernt, was regelmäßige Treffen anbietet. Christoph ist wie im Eingangspost bereits erwähnt oft sehr spontan weg, was das Ganze nicht so einfach macht. Anfangs waren die Kommentare und der Fakt, dass man sich immer und überall erklären muss schwer. Fragen wie „Wo ist er denn schon wieder?“, „Ach, der ist ja nur unterwegs…“ waren sehr anstrengend. Mittlerweile weiß jeder, was er für einen Job hat und dass er eben nicht nur Montag bis Freitag zu festen Zeiten arbeitet und alle akzeptieren es. Natürlich nimmt sich Christoph wichtige Termine, wie runde Geburtstage, Hochzeiten, Weihnachten etc. frei. Aber für jedes spontane Sonntagsfrühstück, oder jeden Grillabend im Sommer geht das einfach nicht. That’s the Job! Ich komme damit erstaunlich gut klar. Wenn er dabei ist, ist er dabei. Wenn er nicht dabei ist, ist er eben nächstes Mal dabei. So lange er für die wichtigen Termine da ist, ist alles im Lot. Und für Wichtige Events fliegt er auch mal schnell aus Australien nach Hause, was dann in einem Tripreport getarnt wird!
- Wenig Routine. Ein gemeinsamer Haushalt funktioniert normalerweise so, dass beide regelmäßig mit anpacken. Wenn Christoph weg ist, mache ich das Meiste alleine. Das ist nicht unbedingt schlimm, denn so ist der Haushalt erledigt, wenn er da ist und wir haben die Zeit komplett für uns und müssen nicht erst noch anfangen Staub zu saugen, oder die ganze Wohnung zu putzen. Manchmal, vor allem, wenn ich neben dem Studium noch Nachtdienste mache, ärgert es mich es alleine machen zu müssen. Um Nachtdienste herum bin ich einfach nur k.o und habe wenig Motivation aufzuräumen. Wenn Christoph ein paar Tage länger da ist, funktioniert unser Haushalt, wie bei jedem anderen Paar auch. Er kann wunderbar und auch unaufgefordert 😉 einen Staubsauger bedienen und kocht leidenschaftlich gerne und gut – was mir entgegenkommt, denn ich esse leidenschaftlich gerne…. Aber alles dies funktioniert nunmal nur, wenn er auch da ist!
Tatsächlich waren das für mich schon die Nachteile. Für mich ist sein Job eigentlich ein Job wie jeder andere, nur eben ohne feste Zeiten und an jedem Ort der Erde. Trotzdem sehe ich seine Arbeit insgesamt eher positiv, da wir ja auch, gerade was das Reisen angeht sehr davon profitieren und die Zeit im Urlaub zu zweit umso mehr genießen können.
How to date a frequent flyer – Vor und Nachteile | Fazit
Wie gesagt, war es für mich schwer diesen großen Teil unserer Beziehung auf Vor- und Nachteile zu reduzieren. Trotzdem hoffe ich, habe ich nichts elementares vergessen. Falls Ihr auch Partner oder Partnerin eines Vielfliegers seid, schreibt mir doch gerne mal Eure Vor- und Nachteile in die Kommentare, das wäre für mich super interessant!
Eigentlich wäre meine Reihe hier und heute zu Ende, aber ich werde nächste Woche Sonntag noch etwas zu der Sammelleidenschaft der meisten Vielflieger schreiben. Euch noch einen schönen Sonntag und bis spätestens nächsten Sonntag 🙂
Toll geschrieben, Eine Frage stellt sich mir aber schon einige Zeit, was arbeitet dein Mr. Luthansa?
Ich reise beruflich ja auch relativ viel aber bei Chrstoph ist es schon sehr viel.
Hallo Thomas,
zu aller Erst mal Danke! Leider darf ich dir das nicht verraten. Christoph ist hier anonym unterwegs, was den Job angeht und das möchte er leider auch bleiben.
Das war der Deal für den Beitrag. Nicht, dass das zum ersten Ehestreit führt :D.
In der Tat fliegt er unglaublich viel. Mich hat sein Beitrag Anfang des Jahres auch ziemlich erschreckt, in dem mir erst mal bewusst geworden ist, wie viel er letztes Jahr weg war -> https://frankfurtflyer.de/das-war-mein-vielfliegerjahr-2016/
Liebe Grüße
Nicole
Die selbe Frage wie Thomas kam mir auch gerade nach dem Lesen des dritten Beitrags dieser Serie. Wenn jemand seinen Beruf in der Luft nicht preisgeben möchte, würde ich auf Air Marshall tippen, andererseits bekommt man dann meines Wissens keine Meilen.
Sei es drum, es ist schön, dass Ihr Eure Touren so genießen könnt und Euch vor allem bewusst ist, dass es ein uglaubliches Privileg ist, selbst in der Economy zu Reisen – geht mir genauso und ich freue mich auch jedes Mal wieder, egal ob es eng und stinkig ist oder ein Upgrade in die Premium Eco o.ä. gibt. 🙂
Hallo Chris,
ja, zu schätzen wissen wir das auf jeden Fall. Christoph fliegt die meiste Zeit auch Economy und trotzdem liebt er es. Die Meilen lösen wir dann ein um möglichst entspannt in den Urlaub zu starten. Vor allem mir ist auch bewusst, dass das nicht ewig so bleiben wird. Spätestens mit Familie wird das nochmal eine ganz andere Nummer.
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
mein Freund hat mir den Link zu deinem Beitrag geschickt und ich finde es so super interessant! So viele Parallelen. Zufällig bin ich auch Krankenschwester, studiere nebenher und habe einen Vielfliegerfreund!
Mein Freund hat es zwar bislang nur zum SEN geschafft, trotzdem ist er ebenso wie dein Freund/Mann viel (und vor allem oft spontan) unterwegs. Manchmal bin ich ziemlich enttäuscht, wenn es heißt „Schatz, ich fliege heute Abend doch noch weg“ und das Wochenende gecrashed wird.
Dafür bekomme ich dann aber zumindest immer das schöne Amenitykit für Frauen sobald er zurück ist 🙂 Und natürlich hat er mir auch schon den ein oder anderen Trip auf Meilen „geschenkt“.
Was ich mich frage: fandest du Eure Situation einfacher, nachdem ihr zusammen gezogen seid!?
Gelegentlich kommt es bei uns doch mal zu Diskussionen (weil er wieder spontan weg ist und ich nie planen kann usw.)
Nun möchten wir zusammen ziehen und fragen uns, ob es dann einfacher wird, wenn man eine gemeinsame Base/Heimathafen hat….
würde mich freuen, wenn du antwortest und erzählst, wie das für euch war!
Viele Grüße
Louisa
Liebe Louisa,
Christoph und ich haben circa eine Dreiviertel Stunde auseinander gewohnt. Dementsprechend habe ich ihm irgendwann nach der 5./6. Übernachtung bei mir einen Schlüssel unter die Nase gehalten, weil ich es 1. unmenschlich fand ihn morgens um 5 vor die Tür zu setzen und ich 2. nicht wollte dass die Tür einfach nur zugezogen wird.
Heißt, wir haben ziemlich schnell „zusammen gewohnt“. Er hat bei mir gewaschen, wir waren zusammen einkaufen und haben gemeinsam gekocht. Das ging so weit, dass er teilweise in einem halben Jahr nur drei Mal in seiner Wohnung war 😀
Ich finde es nach wie vor absolut machbar, weil ich es nicht anders gewöhnt bin. Schwer fällt mir das ganze wie du sagt nur, wenn Termine anstehen und ich ihn ständig entschuldigen muss. Aber auch die Familie hat sich mittlerweile daran gewöhnt. Die kennen es ja von mir nicht anders, ich konnte ja auch wegen der Arbeit nicht an jedem Wochenende bei Familienfesten teilnehmen.
Liebe Grüße
Nicole