Im Cockpit eingeschlafen | ITA-Pilot darf nach Entlassung wieder fliegen

ITA (Symbolbild)

Letztes Jahr kam es an Bord eines ITA-Jets zu einem Vorfall, der dem Kapitän der italienischen Airline die Kündigung einbrachte. Dieser ist während des Langstreckenfluges eingeschlafen, obwohl der stellvertretende Kopilot bereits ein Nickerchen gemacht hat. Auf solchen Flügen bzw. längeren Schichten ist dies nichts Ungewöhnliches, währenddessen übernimmt der jeweils andere Pilot die Kontrolle und trägt volle Verantwortung.

Bei dem ITA Flug AZ609 haben sich die Flugzeugführer des Airbus A330 für das Napping entschieden und sich mit den Ruhepausen abgewechselt. Die Route führte von New York an das Drehkreuz in Rom, der Flug ging durch die Nacht. Als der Copilot die Augen zugemacht hat, ist auch der Kapitän eingeschlafen, die Flugsicherung war alarmiert.

Der Vorfall ereignete sich in der letzten Flugphase, der Jet war bereits über Frankreich. Die zuständigen Lotsen wollten Kontakt zu den Piloten des Jets aufnehmen, doch es kam keine Antwort. In solchen Situationen werden Abfangjäger losgeschickt, die Lotsen der Sicherung in Marseille hatten die Flugbereitschaft entsprechend informiert, die Kampfflugzeuge machten sich auf den Weg zum ITA-Airbus.

Etwa 10 Minuten waren nach dem erfolglosen Kontaktversuch vergangen, dann gab es Entwarnung- die Besatzung meldete sich bei der Flugsicherung. Der Fall ging damals durch die Presse, die Airline reagierte schnell und entließ den Piloten noch im Mai 2022. Der Kapitän zog jedoch vor das Arbeitsgericht und wehrte sich, er war erfolgreich und darf bald wieder für ITA arbeiten.

Das Gericht hat die Kündigung nun aufgehoben, da ITA als Arbeitgeber selbst einige Regeln nicht eingehalten hatte. Wie aero.de schreibt, hatte der Mann keine ausreichende Gelegenheit zur Verteidigung. Das Portal beruft sich auf die Zeitung „Corriere della Serra“. Demnach hat der Mitarbeiter auch Anspruch auf die Nachzahlung seines Gehalts und die sofortige Wiedereinstellung.

Foto: Swiss (Symbolbild)

Im Cockpit eingeschlafen | Frankfurtflyer Kommentar

Kurzen Schlafpausen in der Pilotenkanzel sind normal – in der Zeit trägt einer der Flugzeugführer die Verantwortung. Gerade auf längeren Flügen passiert im Cockpit phasenweise aber sehr wenig, die Müdigkeit wird dann zur großen Gefahr. Dem ITA-Kapitän wurde dies zum Verhängnis, der Jet war mehrere Minuten unkontrolliert unterwegs.

Der Mann hatte Glück, denn scheinbar hat auch ITA geschlafen und einige Fehler bei der Kündigung gemacht. Die Airline muss nun das volle Gehalt inklusive Zulagen auszahlen und den ehemaligen Mitarbeiter wieder einstellen. Seit Mai 2022 dürfte sich ein stolzes Sümmchen angesammelt haben.

 

12 Kommentare

  1. Ohje das Arbeitsrecht ist wichtiger als die Sicherheit; man erinnere sich an den Germanwings Flug, vielleicht hätte er streiken sollen; dann hätte es bestimmt 4 Faches Gehalt als Rückzahlung gegeben .

    • Hier wurde nicht Arbeitsrecht gegen Sicherheit abgewogen. Das Gericht hat nicht entschieden, dass das Arbeitsrecht wichtiger wäre, als die Sicherheit. Es hat nur entschieden, dass die Kündigung so nicht in Ordnung war. Dadurch ist die Sicherheit der Fluggäste nicht beeinträchtigt (nicht einmal indirekt, da der Pilot ja nicht mehr als Pilot eingesetzt werden muss).

      Und dass Gerichte unabhängig entscheiden und nicht auf Zuruf irgendwelcher Menschen das geltende Recht (des jeweiligen Rechtskreises) ignorieren, bloß weil es ein Pilot gibt, ist wohl eher ein Merkmal von Sicherheit. Auf den Rechtsstaat muss Verlass sein. – Nicht nur, wenn ein Martin das für angemessen erachtet.

  2. Eine Airline, die solche verantwortungslosen Piloten wieder einstellt, wird von mir gemieden. Mir ist egal ob die Kündigung formal korrekt war, so ein Pilot hat im Cockpit als Kapitän nichts aber auch gar nichts zu suchen. ITA ist für mich gestorben.

    • Das ist genau die Art von Schnellschüssen, aufgrund der der Pilot rechtswidrig entlassen wurde. Hättest du den Artikel verstanden, wüsstest du, dass ITA den Piloten NICHT wieder einsetzen wollte und deswegen gekündigt hat. Die können also nichts dafür.

      Wenn du dich ein wenig mit dem Thema Arbeitsrecht beschäftigt, wirst du auch feststellen, dass ITA den Piloten durchaus nicht wieder fliegen lassen muss. Man kann ihn auch im „Innendienst“ einsetzen. – Das taugt aber natürlich nicht für so einen polemischen Kommentar, an deren Vorsatz du dich übermorgen schon nicht mehr erinnern wirst.

  3. Warum wird hier alles so aufgespielt? Das ist sicher kein Einzelfall. Der Autopilot ist ja auch immer im Betrieb und kann sogar selbständig landen! Also den Ball flach halten!

    • Auch wenn ich deine Einstellung „den Ball flach halten“ prinzipiell teile, hat der Pilot sich selbst, aber vor allem auch mehrere hundert andere Menschenleben durch sein fahrlässiges Verhalten in Gefahr gebracht. Zu deiner Aussage:“ der Autopilot war ja auch immer in Betrieb und kann sogar selbständig landen“. Der Autopilot bei modernen Verkehrsflugzeugen kann ziemlich viel, dies kann er aber nur nach vorheriger Eingabe im sog. Bordcomputer, oder über die Einstellungsmöglichkeiten am für den Autopiloten zuständigen Panel. Wenn hier nichts getan wird, fliegt das Flugzeug auf der aktuell eingestellten Höhe dem vorher selektierten Kurs, oder der im FMS eingegebenen Route nach. Dies tut es so lange, bis die Triebwerke aufgrund von Treibstoffmangel ausfallen. Dies kam schon einmal vor, nur war hier der Sauerstoffmangel aufgrund einer kaputten Druckkabine Ursache für die nicht vorhandene Reaktion der Piloten (Siehe Helios Airways Flug 522).
      Was ich damit sagen möchte: Ein Flugzeug ist nur so schlau wie der der es bedient. Ist wie bei jedem anderen Computer. Schläfst du auf der Arbeit am PC ein, macht dein Computer die Arbeit trotzdem nicht allein, auch wenn er das könnte.
      MfG

      • Danke für Ihre ausführliche Antwort. Sie haben mir Zeit erspart.
        Ohne die Eingaben in das FMS und Einstellungen am AF/MCP geht nichts automatisch. Selbst für „Autoland“ muss noch das STAR im FMS gewählt werden und der zweite-dritte Autopilot eingekuppelt werden!
        Was ich allerdings nicht ganz verstehe ist: Es gibt doch eine sogenannte „Totmannschaltung“: Wenn nicht in bestimmten Zeitabständen bestimmte Tasten-Knöpfe betätigt werden, erfolgt eine Masterwarnung.
        Ev. können hier Foristen etwas dazu mitteilen?
        Ich habe weiterhin volles Vertrauen zu den Piloten: Sie wollen bestimmt heil zu ihren Liebsten zurückkommen. Ansonsten sind sie die ersten an der Unfallstelle.
        Einen schönen Tag noch.

        • Stimmt, den hatte ich nicht bedacht, nach einer gewissen Zeit ohne Eingabe erfolgt bei den meisten Flugzeugen eine sog. „Master Caution“ wenn dann immer noch nichts eingegeben wird eine „Master Warning“ durch diese akkustischen Signale sollte der Pilot dann auch im schlafenden Zustand hoffentlich mitbekommen, dass er etwas machen sollte.
          MfG

    • …… und nähert sich ein anderes Flugzeug, so schreit die Computerstimme dann schon: „traffic, traffic“.
      Beim Flug Richtung Land/Berg ertönt: „terrain, terrain“.
      Sollte der Flieger wider Erwarten dann doch zu langsam werden, hat der Computer noch „stall, stall“ auf Lager.
      Nur bei Schnarchgeräuschen im Cockpit fehlt jedoch noch: „wake up, wake up“!

  4. Das ist natürlich nicht sonderlich glücklich. Sowas darf nicht passieren. Hier halte ich die Gefahr aber auch für gering. Abfangjäger hätte ja gesehen das in der Kabine normaler Betrieb herrscht und die Kabinenbesatzung steht ja auch im regelmäßigen Kontakt mit dem Cockpit. Daher hätte spätestens die die Piloten geweckt.

    Absichtlich wird er nicht eingeschlafen sein, was es natürlich nicht besser macht.
    Ich glaube wenn die Leistung des Piloten ansonsten einwandfrei ist, hätte man ihn schon mit einer Abmahnung als deutlichen Schuss vor den Bug davonkommen lassen können.

    Aber war es damals nicht so, dass der Pilot auch noch gelogen hat und alles abstritt und das eigentlich dazu geführt hat, dass er sofort gekündigt wurde?

  5. Alle die hier von „fahrlässig“, usw. schreiben ignorieren geflissentlich, dass ma nicht absichtlich einschläft, sondern üblicherweise weil man zu müde ist, wach zu bleiben. Die gesetzlich zulässigen Arbeitszeiten verhindern nicht zuverlässig, dass man zu müde wird. Es ist außerdem wissenschaftlich erwiesen, dass man die eigene Müdigkeit eher unterschätzt als überschätzt.

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