Stark diskutiert wurde Anfang Januar 2023 auf Frankfurtflyer die Ankündigung eines Airline-Startups. Bavarian Airlines hat sich zum Ziel gesetzt noch in 2023 den Flugbetrieb aufzunehmen und gegenüber Lufthansa mit einer echten Business Class sowie besserem Service zu punkten. Viele Leser wünschten sich ein derartiges Produkt als Alternative zum Low-Service-Produkt der Lufthansa. Andere Leser zeigten sich skeptisch. Diese Skepsis wird nun durch einen Bericht von bild.de befeuert.
In einem Bild+ Artikel wirft das Nachrichtenportal die Frage auf, ob es sich bei der Fluggesellschaft „Bavarian Airlines“ um einen Start-Up-Traum oder einen Wirtschaftskrimi handelt. Und diese Frage dreht sich primär um den 18 Jahre alten Gründer Adem Karagöz. Um seinen Lebensstil und seine bisherigen unternehmerischen Tätigkeiten. Denn von Erfahrung in der Airline-Branche gibt es keine Spur.
Und dennoch will Karagöz bereits Ende 2023 innerdeutsche und innereuropäische Flüge ab München aufnehmen. Ein Unterfangen, was selber für Aviation-Experten mehr als sportlich ist. Zwar wurde bereits im Dezember 2022 ein Antrag auf Erteilung eines AOC (Luftverkehrsbetreiberzeugnis) gestellt, doch die Hürden dafür sind hoch. Innerhalb von sechs Monaten muss ein Finanzierungsplan vorgelegt, entspreche Versicherungen und zahlreiche weitere Unterlagen vorgelegt werden. Bild hat dazu den Experten für Luftfahrtrecht Professor Elmar Giemulla befragt, der das Timing selbst dann für „sehr ambitiös“ bewertet, wenn es keine Nachbesserungsforderung des Luftfahrtbundesamtes gibt.
Ist „Lufthansa-Konkurrent“ Bavarian Airlines doch nur eine Luftnummer? | Dubiose Firmen
Auch zwei Monate nach dem ersten großen Medienrummel taucht die „Bavarian Airlines GmbH“ noch nicht im Handelsregister auf. Eher dubios wirken die bisherigen unternehmerischen Aktivitäten von Karagöz. So habe Karagöz im Alter von 17 Jahren eine Immobilienfirma als Limited in England eintragen lassen, die bis heute im Zusammenhang mit keinem Immobiliengeschäft auftaucht. Seine nächste Firma Extoro beschäftige als ein „führendes deutsches Finanzunternehmen“ 40 Angestellte und betreut 200 Kunden. Neben dem Airline-Gründer finde sich mit Natanel Pretzel jedoch nur eine reale Person auf der Webseite. Alle anderen genannten Personen ließen sch nicht eindeutig überprüfen und führen im Internet zu mehreren Identitäten mit unterschiedlichen Job-Bezeichnungen. Auch Karagöz IBG Finanzgesellschaft mbH wirke wenig seriös: Es verfügt über keine Erlaubnis der BaFin, obwohl die Website damit werbe.
Adem Karagöz scheint – schaut man auf sein Instragram-Profil – recht freigiebig mit seinem Geld umzugehen. Neben teuren Geschäftsessen fällt dort insbesondere eine 3 Millionen Euro-Luxuswohnung im Frankfurter Bankenviertel auf.
Nicht weniger spannend sind seine Geschäftspartner. Natanel Pretzel ist laut eigenen Angaben gelernter Goldschmied und seit 2021 Vorbeter in der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. Beides keine Jobs, die für eine Luftfahrtexpertise stehen. Ebenso wenig wie der designierte Leiter der Unternehmensentwicklung Kevin Timite, der im Internet eher durch Rapvideos bekannt ist und kurz nach dem Bild-Bericht aus dem Impressum getilgt wurde.
Ist „Lufthansa-Konkurrent“ Bavarian Airlines doch nur eine Luftnummer? | Frankfurtflyer Kommentar
Dass jemand erst 18 Jahre alt ist, disqualifiziert zunächst einmal nicht, eine Airline zu führen. Aber ganz ohne Experten wird es dann doch schwer. Selbst Luftfahrtexperten kämpfen häufig mit den Hürden, die gesetzliche Anforderungen selbst im Tagesgeschäft so mit sich bringen.
Die Idee eine Konkurrenz zur Lufthansa mit hohem Service-Niveau zu etablieren ist weiterhin gut und stößt in der Welt da draußen auf Gegenliebe. Viele erfahrene Unternehmer sind jedoch schon daran gescheitert, die Marktmacht des deutschen Branchen-Primus zu durchbrechen. Da mag man es sich nicht vorstellen, dass ein 18-jähriger zusammen mit einem Vorbeter und einem Rapper eine seriöse Airline auf die Beine stellen wird. Dafür gibt es mittlerweile zu viele Zweifel.
Oder wie schätzt Ihr die Situation ein?
Quelle: Bild.de
Kann sich noch jemand an V-Bird erinnern?
Die hatten ja immerhin ca 1 Jahr durchgehalten.
Tel Aviv Air aus Hamburg gerade mal 2 Monate im letzten Jahr. Und die hatten immerhin den ehemaligen Verkaufschef von Germania am Bord…
…och, es gibt auch Parlamentarier die wollen die ganze Welt retten und Kriege gewinnen und waren noch nicht einmal in der Berufsschule…
@Sascha: Sehr gut beobachtet und kommentiert => Frei nach Toyota: „Nichts ist unmöglich!? 🙂
Einem 18jahrigen kann man sehr wohl die Befähigung absprechen, ein sicherheitssensibles Unternehmen wie einen Aircarrier zu führen, denn es fehlen sowohleinschlägige Bildung als auch Erfahrung. Alles andere ist Illusionismus.
In meiner langen Karriere in der Luftfahrt habe ich schon viele Airlines kennengelernt welche nie über den Planungsstatus hinaus gekommen sind, aber selbst da war keine dabei wo die“Führungskräfte“ absolut null Erfahrung in der Branche hatten.
Nachdem ich darüber gelesen hatte, habe ich auch ein wenig recherchiert.
Gegebenenfalls handelt es sich hier um eine Art von Hochstapler. Kommt ja immer wieder vor, dass irgendwelche Leute von Investoren Gelder einsammeln für Produkte oder Dienstleistungen, die es nicht gibt. Man erinnere sich an die Fälle Elizabeth Holmes / Anna Sorokin in den USA.
Manche Investoren glauben einfach gerne an solche Dinge. Aber wie immer gilt eigentlich nur eines als sicher: Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, dann ist es meistens auch zu schön, um wahr zu sein.
Inventing Adem :)))