KLM/ Air France und Delta wollen Lufthansa doch noch ITA Airways abjagen

Foto: ITA Airways

In Italien entsteht mit ITA Airways gerade eine neue Airline als Nachfolgerin der chronisch defizitären Alitalia, welche es in ihrer alten Form nicht mehr gibt. Dabei war es immer das erklärte Ziel die neue Airline möglichst schnell zu privatisieren und zu verkaufen. Bisher hatte nach Medienberichten immer das Angebot von Lufthansa und MSC die Nase vorne, aber die Sky Team Airlines KLM, Air France und Delta Airlines wollen nun doch noch Lufthansa bei der Übernahme von ITA Airways ausstechen.

Hierfür will man das Angebot offensichtlich nachbessern, jedoch nicht mehr bezahlen als MSC und Lufthansa, aber man würde der Regierung in Rom mehr Einfluss überlassen und will nicht wie Lufthansa und MSC gleich 80% der Airline übernehmen.

Hierbei wollen KLM, Air France und Delta Airlines die aktuelle Regierungskrise in Italien ausnutzen, durch welche sich aktuell die Entscheidung bei ITA verzögert. So muss Ministerpräsident Mario Draghi der Übernahme zustimmen und die finale Entscheidung treffen, allerdings will dieser aktuell zurücktreten, wegen des drohenden Bruchs des Rechts-Links-Bündnis in Rom.

Dabei wollen nun KLM, Air France und Delta Airlines vor allem damit Punkten, dass die Regierung in Rom ein Vetorecht bei strategischen Entscheidungen in Bezug auf ITA bekommt und man soll ein Mitspracherecht bei der Besetzung des Vorstands haben.

Dabei könnten Teilen der italienischen Politik diese massiven Einflussmöglichkeiten durchaus gefallen, allerdings sah die ITA Übernahme von Anfang an vor, dass der Staat eben KEINEN Einfluss mehr auf ITA nimmt. Gerade der ständige Einfluss der Politik auf Alitalia war oft einer der Gründe, warum die Airline nicht mehr saniert werden konnte.

Dabei laufen die strategischen Interessen einer Airline und die der Politik oft deutlich auseinander, weshalb man ursprünglich zu dem Schluss gekommen ist, dass eine neue Alitalia nur überleben kann, wenn sich die Politik raus hält. In Europa gibt es auch klein Beispiel für eine erfolgreiche Airline, welche unter staatlicher Kontrolle ist.

KLM/ Air France und Delta wollen Lufthansa doch noch ITA Airways abjagen | Frankfurtflyer Kommentar

Es schient so zu sein, dass KLM, Delta Airlines und Air France vor allem die Übernahme von ITA durch Lufthansa verhindern wollen, was vermutlich mehr ein eigenes strategisches Interesse ist, als wirklich der Versuch mit ITA eine neue große Airline in Italien aufzubauen.

Ich bin sehr gespannt, wie die Sache mit ITA Airways nun weiter geht, denn die Regierungskrise in Rom sorgt nun für eine massive Verzögerung, welche der Lufthansa CEO Carsten Spohr schon öffentlich in italienischen Medien angemahnt hat.

Es ist tatsächlich möglich, dass einer neuen Regierung in Rom das Angebot von KLM, Air France und Delta Airlines besser gefällt, da man hierdurch Einfluss auf die Airline behält und Alitalia war immer eines der liebsten Spielzeuge der Politik in Rom.

Danke: Aero.de

12 Kommentare

  1. Wenn das so kommen sollte, wird der ITA das gleiche Schicksal erleiden, wie
    einst Alitalia, wo sich die Politik und somit der Staat ständig einmischte.
    Lufthansa wäre an einem ähnlichen System Anfang der 90er Jahre fast dem
    Abgrund und somit dem Ende Nahe gewesen. Ein Jürgen Weber hat seinerseits ohne
    Einfluss der Politik die Lufthansa so gerettet.
    Offenbar ist man in Rom nicht fähig, aus den fatalen Fehlern der Vergangenheit
    zu lernen? Schade!

    • Ich muss mal ganz blöd fragen: Hast du den Artikel gelesen? Das Konsortium macht das (mutmaßlich) ANGEBOT, dass die Politik in Rom mitreden darf. Rom hat sich dazu noch überhaupt nicht geäußert…

      • Was für ein überheblicher Kommentar und völlige semantische Unkenntnis. Rudolf Stoschek schreibt doch eindeutig am Anfang: „Wenn das so kommen sollte … „. Die Formulierung „Offenbar …“ bezieht sich auf die Vermutung von Christoph, dass es „Teilen der italienischen Politik … „. Zwar etwas unglücklich formuliert, aber durchaus verständlich im Zusammenhang.

        • Ich verstehe es richtig, dass du einräumst, dass die Formulierung aus deiner Sicht ungeschickt und [dadurch nur] verständlich ist, gleichzeitig aber völlige(!) semantische Unkenntnis daraus ableitest, dass ich den Satz anders verstanden habe, @Norbert? Der Schluss scheint mir nicht zwingend. Wie immer danke ich dir jedoch für deine Sicht der Dinge. 🙂

  2. Die grundsätzliche Frage ist daher, ob man ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen oder aber einen politischen Spielball beibehalten möchte. Potenzial ist im Geschäftsreisebereich in Norditalien und im Leisuretravel in der Mitte, aber auch im Süden allemal gegeben. Die Entscheidung dürfte wegweisend sein und zwar über die Belange der Alitalia hinaus.

  3. Wenn KLM/Air France und Delta zum Zuge kommen und damit die Politik Einfluss auf ITA Airways nehmen kann, ist die Gesellschaft schon tot, bevor sie richtig zu leben angefangen hat. Man kann über LH dneken was man will, aber besser als der italienische Staat und die italienische Poltik ist sie allemal. Wie negativ der Einfluss der Politik auf Unternehmen auswirken kann, sehen wir in Deutschland bei der Bahn AG (Ruheplatz für „verdiente Parteifreunde(Profalla)“, Mehdorn als Vorstand (Vernachlässigung der Infrastruktur, der Personalentwicklung usw.) etc., wobei ich auf keinen Fall der Privatisierung der Bahn AG das Wort reden will.

  4. Aeroflot ist staatlich, operiert hauptsächlich in Europa (bzw. dem europäischen Teil Russlands) und ist bis vor einigen Monaten profitabel gewesen. Gleiches golt für einige kleinere, staatliche Airlines, etwa die Nationalairlines Griechenlands, Aegean Airlines 🙂

    • Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, Leon. Wobei die Verquickung von Fluggesellschaft und Politik natürlich oft genug gescheitert ist und viel wahrscheinlicher in privater Hand klappt. – Unmöglich ist es aber nicht, wie die von dir genannten Beispiele gut zeigen.

  5. Obwohl ich LH Senator bin, finde ich besser, wenn das SkyTeam Angebot hier gewinnt. Es kann nicht gut für den Wettbewerb und Kundenauswahl in Europa sein, wenn Lufthansa praktisch den gesamten europäischen Luftraum – außer den Low-cost-Fliegern – kontrolliert. Damit hätte LH praktisch ein Monopol über den europäischen Markt und könnte den Konkurrenten vom Markt drängen.

  6. @Leon: Die Eigentumsverhältnisse sind nicht allein entscheidend für den Erfolg oder Mißerfolg eines Unternehmens, aber unqualifizierte Eingriffe in unternehmerische Entscheidungen durch unqualifizierte Personen(Politiker). In Russland sichert das Staatseigentum ein Unternehmen vor Wirtschaftsverbrechern(Oligarchen(nicht jeder reiche Russe ist ein Oligarch!); die meisten von ihnen sind auf krummen Wegen an Staatseigentum von Rohstoffen gekommen) und und in Griechenland ist die Politik wohl vernünftig genug, um Aegean in Ruhe zu lassen. Der Service bei Aegean war im April in der BC angenehm.
    @Malcolm: Das eine Beteiligung/Übernahme durch KLM &Co. mit weiterer staatlicher Einflussnahme wirklich eine Wettbewerbsverbesserung und eine Entwicklungschance für ITA bringen wird, ist m.E. auszuschließen. Es geht nicht um Sympathie für oder Abneigung gegen LH, sondern um eine gute Entwicklung für ITA. Inwieweit LH ein Quasi-Monopolist werden könnte, ist zu bezweifeln. Es gib starke außereuropäische Luftfahrtunternehmen, die LH wirksam Konkurenz machen (können).Entscheidend wird dafür die Vergabe von Landerechten sein. Von einer Kontrolle des europäischen Luftraums durch LH bei einer Übernahme/Beteiligung von/an ITA zu sprechen trifft nicht die Realität.

  7. @Leon: Aegeanair ist und war nie in staatlicher Hand. Sie ist ein privat geführtes Unternehmen (Aktiengesellschaft), welches Olympic Air als Tochtergesellschaft auch erst nach deren kompletter Privatisierung (als Nachfolgegesellschaft der „alten“ stattlichen Olympic) übernommen hat. Und im Gegensatz zu der Mißwirtschaft der Olympic Airlines/Airways war Aegean bis vor der Covid-Krise fast durchgehend profitabel. Richtig ist allerdings, dass auch Aegean Staatshilfen bekommen hat, welche inzwischen zurückgezahlt worden sind. Somit gilt zumindest in diesem Fall: keine staatliche Kontrolle mehr.

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