Die Ausgaben müssen runter, man will vor allem die Personalkosten im Cockpit senken. Aus diesem Grund hat Lufthansa wie angekündigt seine neue Tochter gegründet und die „Flugverkehrsbetrieb München GmbH“ ins Handelsregister eingetragen. Das Projekt läuft unter dem Titel „Newcont“, die ersten von 40 Maschinen sollen bereits in einem Jahr unterwegs sein.
Lange verhandelten die Personal- und Tarifmanager vom Kranich mit den Gewerkschaften der Piloten, doch die Auseinandersetzungen sind gescheitert. In erster Linie ging es um die Zukunft von fast 300 Piloten, die zuvor bei der inzwischen aufgelösten Tochter germanwings beschäftigt waren. Die Flugzeugführer erhielten vor kurzem ihre Kündigung.
Kritik von Gewerkschaft
Die Vereinigung Cockpit hält diesen Schritt für sozial unverantwortlich und aus unternehmerischer Sicht vollkommen unsinnig:
„Vor dem Hintergrund fehlenden Cockpit-Personals bei Konzern-Airlines und einer zunehmenden Zahl von Wet Leases nun auch noch mehrere hundert erfahrene und hochqualifizierte Pilotinnen und Piloten zu entlassen, entbehrt jeder unternehmerischen Vernunft. Trotz dieser unverständlichen Vorgehensweise, die die Kolleginnen und Kollegen weiter verunsichert, streben wir natürlich auch weiterhin eine konstruktive Lösung im Sinne der Betroffenen an.“
Die germanwings-Piloten wurden über zwei Jahre in der Schwebe gehalten, Lufthansa nehme die Unsicherheit über ihre berufliche und persönliche Zukunft offenkundig aus verhandlungstaktischen Gründen billigend in Kauf. Zugleich fehlen bei anderen Flugbetrieben der Gruppe Personal im Cockpit, Flugstreichungen waren die Folge. Die Gewerkschaft spricht von Fehlmanagement bei dem viel Umsatz liegen gelassen wird, der dringend für die finanzielle Erholung des gesamten Unternehmens benötigt wird.
Die Vereinigung Cockpit beruft sich auf diese Fakten, die in einer Pressemitteilung veröffentlicht wurden:
- Lufthansa-Passage kann ihr geplantes Juni-Programm auf Grund von Pilotenmangel nicht vollständig abdecken. Deshalb bleiben Flieger am Boden und das Unternehmen kann mit ihnen kein Geld verdienen.
- Finnair fliegt für Lufthansa-Passage Langstrecken, da Flugzeuge der Lufthansa für die Konzernschwester Eurowings Discover unterwegs sind, da auch dort Personal und Flugzeuge fehlen.
- Bei Eurowings kamen allein im April Maschinen von Air Baltic, von Avion Express Malta und von TUIfly zum Einsatz, da auch bei dieser Lufthansa-Airline Flugzeuge und Personal fehlen.
Arbeitstitel Newcont
Der Flugverkehrsbetrieb München GmbH wurde formell am 9. Mai gegründet, der Eintrag ins Handelsregister erfolgte beim Amtsgericht München. Zweck: „Luftverkehr im In- und Ausland und der Betrieb aller mit der Luftfahrt und ihrer Förderung zusammenhängenden Geschäfte und Einrichtungen“ als Geschäftsführer wurde Konzernstratege Marco Zeger genannt.
Geplant wird mit 40 Flugzeugen, die in Europa unterwegs sein sollen und primär die Hubs mit Umsteigern versorgen. Also genau das was Lufthansa und Regionaltochter CityLine ohnehin schon machen. Die Strukturen bei Newcont sollen aber deutlich schlanker werden, Piloten erhalten den niedrigeren CityLine-Tarif, Übernachtungen im Ausland könnten entfallen, neuere Jets sorgen für niedrige Verbrauchswerte.
Lufthansa gründet neue Tochter | Frankfurtflyer Kommentar
Ob TAP, British, KLM, Iberia…sie haben alle auch Ihre eigenen Cityhopper, Express, Regional, operated by…
Sie fliegen meist mehr als nur Nischen auf den Kurzstrecken. Hinter diesen Marken arbeitet Personal mit anderen Tarifverträgen, die kleinen Unterschiede in der Lackierung oder bei der Uniform sollen Passagiere am besten gar nicht bemerken.
Die Regionaltochter von Lufthansa fliegt schon lange nicht mehr mit 50-Sitzern, CityLine hat bereits mehrere Airbus A319 von der Mutter bekommen und zuletzt die ausgeflotteten AUA-Maschinen übernommen. Bald kommt CityLine 2, die in einem Jahr wahrscheinlich auch anders heissen wird als Newcont.
Die Stückkosten werden mit Sicherheit glänzend, alles wo nicht Lufthansa draufsteht scheint gerne gesehen. Welcher Zusatz zum Logo dazukommt, ist noch nicht abschliessend geklärt, die Lackierereien wird es freuen.
Immer wieder herrlich wie man sieht, das Personal als Störfaktor und Kostenpunkt gesehen wird. Im nächsten Atemzug aber bitte von Personalnot und Fachkräftemangel schwadronieren. Es ist ein ein großer Wettkampf. Aber bei einer Dienstleistung am Personal zu sparen und dieses zu verprellen ist ein Spiel mit dem Feuer
Das war genauso auch mein Gedanke, denn ist es nicht gerade auch das erfahrene Personal, welches den Unterschied macht? Irgendwann einmal fliegt dann vielleicht auch ein nach Malta ausgeflotterter Airbus mit (stilisiertem) Kranich am Heck und einer nach Ryanairtarif bezahlten Crew an Bord von Sonstwoher – ohne diese Leute in irgendeiner Form abwerten zu wollen. Premiummargen verdienen wollen, den Mitarbeitern Peanuts zahlen – ich halte das für moralisch verwerflich. Da kann ich auch gleich bei meiner Lieblingsairline aus Irland buchen. Robert Bosch sagte einmal sinngemäß, er zahle nicht gute Löhne, weil er viel Geld habe, sondern er habe viel Geld, weil er gute Löhne bezahle. Leider scheint das vergangene Nostalgie zu sein.
So weit ich das sehe, geht es eher um eine ab 2026 geltende Regel, dass Cityline nur Flugzeuge mit maximal 75 Plätzen fliegen darf. Ich weiß jetzt nicht, wie alt diese Vereinbarung mit VC ist, und ob es vielleicht möglich wäre, miteinander zu reden.
Dann gibt es auch keinen Grund mehr mit Premium zu fliegen, wenn die Mitarbeiter auch nur noch ausgenutzt werden sollen.