Kritische Situation am Flughafen Hamburg: Lufthansa-Flug muss Start abbrechen

Ein Airbus A321 von Lufthansa musste am Flughafen Hamburg den Start abbrechen, weil ein anderes Flugzeug die Startbahn kreuzte. Symbolfoto: Sebastian

Ein beinahe kritischer Vorfall ereignete sich am 21. Oktober 2024 am Hamburger Flughafen: Ein Lufthansa-Flug musste den Start abbrechen, weil ein anderes Flugzeug zeitgleich die Landebahn kreuzte. Dank der schnellen Reaktion der Flugsicherung und der Piloten konnte eine Kollision vermieden werden. Nun wird untersucht, wie es zu diesem gefährlichen Zwischenfall kommen konnte. Die Deutsche Flugsicherung berichtet nun, dass die Fluggäste und Crews zu keinem Zeitpunkt in Gefahr waren und Verzögerungen beim Startvorgang des Lufthansa-Fluges zu der Annäherung geführt haben.

Das war knapp. Der Lufthansa-Flug LH2079 hatte am Flughafen Hamburg (HAM) bereits die Startfreigabe erhalten. Über die Startbahn 23 des Helmut-Schmidt-Airports sollte es am Montagmorgen, den 21. Oktober 2024, in Richtung Süden gehen. LH2079 ist einer von knapp einem Dutzend täglicher Lufthansa-Flüge in die bayerische Landeshauptstadt und startet planmäßig um 07:15 Uhr.

Doch dieses Ziel hätte der eingesetzte Airbus A321-100 mit der Registrierung D-AIRY an diesem Tag beinahe nicht erreicht. Nur durch eine schnelle Reaktion wurde ein Zusammenstoß mit einem anderen Flugzeug verhindert. Der D-AIRY hatte bereits die Startfreigabe erhalten und beschleunigte für den Start. Zeitgleich landete auf der Runway 15 ein anderes Flugzeug und kreuzte dabei den Weg des Lufthansa-Airbus.

Die Flugsicherung nahm im letzten Moment die Startfreigabe zurück, und die Cockpitbesatzung konnte das Flugzeug noch rechtzeitig abbremsen. Daraufhin bog die Maschine selbst auf die Startbahn 15 ab und positionierte sich erneut am Haltepunkt der Runway 23. Von dort aus hob Lufthansa-Flug LH2079 nur sieben Minuten später ab und landete um 08:48 Uhr sicher am Flughafen München (MUC).

Das auf Luftfahrtvorfälle spezialisierte Portal Aviation Herald berichtet von Aussagen eines Passagiers, der vermutet, dass Eurowings-Flug EW4500 aus Graz an diesem Vorfall beteiligt gewesen sein könnte. Doch Flugdaten widerlegen diese Theorie, da der Eurowings-A319 mit der Registrierung 9H-EXW erst fünf Minuten nach dem Ereignis landete. Wahrscheinlicher ist, dass der EasyJet-Flug U21181 aus Basel den Start des Lufthansa-Fluges kreuzte. Der Airbus A320 mit der Registrierung HB-JXF landete exakt um 07:42 Uhr und kam dem Lufthansa-Flug damit zeitlich sehr nahe. Screenshots der Verläufe beider Flüge von Flightradar24.com belegen diese Variante gut:

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Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat den Startabbruch mittlerweile bestätigt, klärt parallel aber auch auf, dass für Crews und Passagiere zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden habe. Die Situation sei entstanden, nachdem der Pilot von Lufthansa Flug LH2079 eine unmittelbare Startfreigabe erhielt (immediate take-off), aber den Start des A321 nicht schnell genug einleitete. Da die Easyjet-Maschine aus Basel der D-AIRY mittlerweile in die Quere kam, zog der Fluglotse die Startfreigabe zurück und wies den Startabbruch an. Eine Sprecherin der DFS erklärt: „Die LH war zu diesem Zeitpunkt gerade angerollt und hatte keine nennenswerte Geschwindigkeit aufgebaut“ und weiter „Die Sicherheit der Fluggäste in beiden Maschinen war zu keiner Zeit beeinträchtigt, da der Fluglotse stets die volle Übersicht über das Verkehrsbild hatte und seine Anweisungen folgerichtig danach ausgerichtet hat.“

Kritische Situation am Flughafen Hamburg: Lufthansa-Flug muss Start abbrechen | Frankfurtflyer Kommentar

Am Flughafen Hamburg ist es üblich, dass auf zwei kreuzenden Landebahnen parallel Starts und Landungen durchgeführt werden. Was jedoch nicht normal ist: dass ein Flug eine Startfreigabe erhält, während ein anderes Flugzeug gerade landet. Daher liegt die Vermutung nahe, dass ein Fehler gemacht wurde. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder hätte das kreuzende Flugzeug nicht landen dürfen, oder der Lufthansa-Flug hätte keine Startfreigabe bekommen dürfen. Wo der Fehler lag, wird vermutlich das Ergebnis von Ermittlungen in den kommenden Tagen zeigen. Folgt man den Ausführungen der DFS, war die Ursache für den Vorfall dann doch eine ganz andere Option: Der Lufthansa-Pilot war nicht schnell genug, um vor der Landung des Easjet-Fluges die Startbahn zu räumen.

4 Kommentare

  1. Eigentlich gehören schon sich kreuzende Lande- und Startbahnen verboten, so was muss immer parallel gebaut werden. Wer bitte genehmigt denn so einen Unfug? Das ist ja wie eine Autobahn mit Kreuzung, irre!

    • Na ja, ob Flugzeuge nun bei Start und Landungen die anderen Bahnen kreuzen oder sie kreuzen müssen, da die Bahnen Parallel sind, macht an sich keinen Unterschied.
      An sich ist eine Start/Landebahn wahrscheinlich sogar besser, da hier das evtl. Kreuzende Flugzeug eine viel höhere Geschwindigkeit hat und somit die Gefahr viel schneller vorbei ist, als wenn ein Flugzeug erst beschleunigt und mit Bodengeschwindigkeit die Bahn Kreuzt.

  2. Am besagten Airport war zu diesem Zeitpunkt nur 1 Start und Landebahn zur Verfügung da die eine zum Zeitpunkt Gerreinigt und Reperiert wurde. Alle Starts und Landungen gingen in Bzw aus Richtung Norderstedt raus bzw rein.

    • Das widerspricht aber den Aufzeichnungen der Landungen auf Runway 15 und Starts auf Runway 23, wie ja schon allein in den Screenshots im Beitrag erkennbar ist. In dem Fall hätte sich ein Start und eine Landung auch nicht kreuzen können.

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