Kritischer Moment für Lufthansas ITA-Übernahme: Geplatzter Deal wegen Preis und Ego?

Lufthansa soll den angeschlagenen Alitalia Nachfolger ITA Airways übernehmen. Hier sind sich eigentlich Frankfurt und Rom sehr einig und nach langem Ringen mit der EU Wettbewerbskommission, konnte man sich auch auf Auflagen einigen, welche eine Übernahme genehmigungsfähig machen. Nun droht der Deal aber auf der Zielgeraden noch einmal zu platzen, denn man streitet sich wohl ums Geld und auch die Egos der Beteiligten scheinen im Weg zu stehen.

Das Wichtigste auf einen Blick:
  • Lufthansa-Übernahme von ITA Airways: Lufthansa plant, Ende 2024 erste Anteile von 41 % an ITA Airways für 325 Millionen Euro zu erwerben, mit dem langfristigen Ziel einer vollständigen Übernahme.
  • Streit um Kaufpreis: Uneinigkeit über den endgültigen Kaufpreis gefährdet den Deal; Lufthansa argumentiert, dass ITA aufgrund schlechter Performance an Wert verloren hat.
  • Politische Hürden und öffentlicher Druck: Die italienische Regierung möchte nicht den Eindruck erwecken, ITA günstig „abzugeben“, was die Verhandlungen erschwert und eine Einigung verzögert.

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Lufthansa soll wohl Ende 2024 oder spätestens im Januar 2025 die ersten Anteile von ITA Airways kaufen. Hierfür hat man 325 Millionen Euro ausgehandelt, die Lufthansa schlussendlich für 41% an ITA bezahlen wird. Das Geld fließt hierbei in einer Kapitalerhöhung dem Eigenkapital der Airline zu, was auch nötig ist, da ITA Airways weiterhin Verluste schreibt.

Klares Ziel der Vereinbarung zwischen Lufthansa und der Regierung in Rom, welche aktuell 100% der Anteile an ITA Airways hält ist aber, dass Lufthansa in zwei weiteren Schritten erst 90% und später sogar 100% an ITA Airways übernimmt. Hierbei gibt es wohl aktuell gewisse Streitigkeiten über den Preis von ITA Airways, welcher noch nicht eindeutig im Vertrag festgelegt wurde und vor allem an der Performance von ITA Airways abhängt.

Der genaue Kaufpreis von ITA Airways ist nicht öffentlich, aber es stehen immer wieder 800 Millionen Euro im Raum. Dabei will Lufthansa aber den Preis nun noch einmal final anpassen, da die Airline nach Auffassung von Frankfurt in den letzten Monaten an Wert verloren hat, was man an der schlechten Performance festmachen würde. So sei es auch im Vertrag aus 2023 definiert, wie Lufthansa gegenüber italienischen Medien mitteilte.

Im Finanzministerium in Rom nahm man diese Anpassung, bzw. die Gespräche über eine Anpassung des Preises wohl nicht gut auf und es wird berichtet, dass der Finanzminister darüber "wütend" sei. Daher liegen aktuell Gespräche und auch die Finalisierung des Deals auf Eis, was grundsätzlich ein Scheitern der Übernahme bedeuten könnte, auch wenn es wohl unwahrscheinlich ist.

Lufthansa und das Finanzministerium in Rom sollen etwa 10 Millionen Euro auseinander liegen was die finale Preisvorstellung angeht und man sollte bei einem Deal in dieser Größenordnung davon ausgehen, dass man sich hier noch einigen kann und vor allem eine Verhandlungsgrundlage da ist. Allerdings verhandelt Lufthansa hier vor allem mit Politikern, für welche die öffentliche Wahrnehmung wichtiger ist als Geld.

Aus dem Finanzministerium heißt es zum Beispiel, dass man "ITA Airways nicht verramschen würde" und der Minister sei wütend über die Situation. Dies ist tatsächlich eine recht unberechenbare Position und zeigt eigentlich, warum Lufthansa bei ITA Airways etwas macht, was man nicht machen wollte, man hat den Staat als Partner an Bord und die Einflussnahme der Politik auf Alitalia waren einer der Gründe, warum die Airline damals über 20 Jahre nur Verluste gemacht hat.

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Scheitert der Deal jetzt noch auf der Zielgeraden? Gerade am Montag hat man in Brüssel die finalen Unterlagen zur Genehmigung eingereicht und hier die Auflagen der Behörden offensichtlich erfüllt. Dass man sich nun über den Kaufpreis nicht einig werden kann, scheint hier einigermaßen absurd, denn für beide Partner ist ein Scheitern des Deals eigentlich keine positive Situation.

Es schient tatsächlich, als sei in Rom die öffentliche Wahrnehmung wichtiger als der Erfolg, weshalb man Lufthansa gegenüber wohl den Hardliner geben wird. Hier wäre man wohl auch gut beraten ein entsprechendes Bild zu kreieren, dass es öffentlich nicht so aussieht, als würde man die Airline "nach Deutschland verschenken".

Einigen sollte gesichtswahrend für die Politik möglich sein, denn auch bei einem besonders hohen Kaufpreis ist es gerade für eine Regierung recht einfach noch andere Anreize für Lufthansa zu bieten, die diese höheren Kaufpreis rechtfertigen könnten.

Danke: aero.de

4 Kommentare

  1. Lösung: Es ist an der Zeit, endlich die ganze Übung abzubrechen, bevor Geld fließt und irgendwo versickert, nur nicht bei ITA.
    LH sollte einsehen, dass die Übernahme zum Fass ohne Boden wird.
    Wie soll ITA plötzlich rentabel betrieben werden können?
    Es ist halt nicht jede Airline eine SWISS [Cash Cow].
    Lieber ein Ende mit Schrecken, anstatt ein Schrecken ohne Ende (Volksmund)!

    • Wenn man aber ganz ehrlich ist, als Lufthansa die SWISS gekauft hat, hat die Airline auch noch keinen Cent oder Franken Gewinn gemacht und drohte auch ein Faß ohne Boden zu werden. Swiss wäre alleine wohl nicht zu der Airline geworden, die sie jetzt sind.

    • Das hat nichts damit zu tun. Es ist ein Fakt, dass die SWISS ein „Pleitegeier“ war als LH sie übernommen hat. Die Schweizer haben die Swiss nicht verkauft, weil man in der Schweiz das Geld gebraucht hätte ;). Man sah nur in der Partnerschaft eine Chance SWISS groß und erfolgreich zu machen (das hätte auch mit BA geklappt vermutlich oder mit Air France, wobei Air France damals auch nicht gerade ein attraktiver Partner war), aber auch jetzt wäre die SWISS eigentlich zu klein um eigenständig zu sein.

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