Lufthansa befürchtet Wettbewerbsnachteil durch EU-Klimaschutzpaket

Foto: Lufthansa

Fliegen hat weiterhin den Ruf, dem Klima nachhaltig zu schaden. Zahlreiche Fluggesellschaften überbieten sich mit nachhaltigem und verantwortungvollem Handeln. Und dennoch hat sich die EU genötigt gesehen, mit „Fit for 55“ ein Klimaschutzpaket verabschiedet, das den Luftverkehr direkt betrifft. Lufthansa sieht darin nun einen Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz aus Istanbul und Doha.

Das Klimaschutzpaket „Fit for 55“ verschärft den Emissionshandel (ETS) für die Luftverkehrsbranche und umfasst eine Beimischquote für nachhaltige Treibstoffe (Sustainable Aviation Fuels, kurz SAF). In beidem sieht Lufthansa einen Wettbewerbsnachteil, denn praktisch seien nur EU-Airlines von den Vorgaben betroffen.

Vor allem die Ausgestaltung der SAF-Quote wirkt wettbewerbsverzerrend, da einseitig Umsteigeverbindungen über europäische Drehkreuzflughäfen verteuert würden. Fluggesellschaften mit Hubs vor den Toren Europas sind hier im Vorteil, denn Sie können ihre Langstreckenverbindungen z.B. über Istanbul und Doha günstiger anbieten. Dem Klima nütze diese Maßnahme nichts, denn der CO2-Ausstoß würde nicht reduziert, sondern nur verlagert  (Carbon Leakage).

Lufthansa führt dazu ein ganz konkretes Beispiel an. Bei einem Flug von Barcelona über Frankfurt nach Tokio geht die Airline-Gruppe derzeit von 230 Euro Mehrkosten für den Flug aus. Parallel würden für die Verbindung von Barcelona nach Tokio nur 35 Euro Mehrkosten anfallen, wenn der Flug von der Konkurrenz über Istanbul angeboten wird.

Ein erheblicher Teil der Mehrkosten entsteht durch die Erfüllung der SAF-Quote. Nachhaltiges Kerosin ist am Markt derzeit nur begrenzt verfügbar und etwa fünf Mal so teuer. Nach Einschätzung von Lufthansa-Experten wird sich das auch in den kommenden Jahren nicht grundlegend ändern.

Die Planungen gehen für die Lufthansa Group von 4,6 Milliarden Euro Kosten für nachhaltigen Treibstoff im Jahr 2035 aus. Zum Vergleich: In den Jahren 2010 bis 2019 lag der Konzerngewinn bei durchschnittlich 1,2 Milliarden Euro.

Lufthansa befürchtet Wettbewerbsnachteil durch EU-Klimaschutzpaket | Frankfurtflyer Kommentar

„Fit for 55“ klingt doch mal super positiv. Doch im Endeffekt steckt dahinter lediglich eine neue Maßnahme der EU, um die europäische Wirtschaft zu destabilisieren. Doch die Motive dafür sind ja ehrenwert, denn sie dienen dem Klimaschutz. Aber mal wieder gilt: wo die Politik sich in den Markt einmischt, scheint der positive Effekt mehr als fragwürdig. Statt den CO2-Ausstoss zu reduzieren, wird er vermutlich einfach wohin anders verlagert.

Lufthansa unternimmt nun zumindest einen leisen Versuch das zu kritisieren. Aber bitte wirklich nur leise, denn es geht hier ja schließlich um unser Klima.

9 Kommentare

  1. Das ist ja nicht nur beim Flugverkehr so, China, Indien und viele weitere Länder, welche massiv CO2 produzieren, lachen sich doch ins Fäustchen über unseren Eifer, die Welt retten zu wollen. Nur wenn wir deren Produkte und Dienstleistungen strike nach den EU Kriterien beurteilen und ggf. verbieten oder massiv besteuern, könnte man diese Wettbewerbsverzerrungen korrigieren

  2. Das Klima lässt sich nicht schützen, die Umwelt hingegen schon. Ich ziehe es vor, vom Umweltschutz zu reden statt vom Klimaschutz. Selbiges gilt für Klima und Wetter.
    Für das Beispiel der Lufthansa gilt zusätzlich: Die Strecke über Istanbul ist länger, also zusätzlicher CO2-Ausstoß.

    • Deine Formulierung ist natürlich exakter. Dennoch sagt man das so im allgemeinen Sprachgebraucht und dem bediene ich mich häufiger, auch wenn es dann nicht mehr ganz so präzise ist. „Umweltschutz“ klingt aber grundsätzlich auch in heutigen Tagen weniger verbraucht. Daher macht es das sogar sympathischer.

  3. Tja, was soll ich dazu noch schreiben. Wer jeden erdenklichen Mist der EU mitmacht dem kann man nicht mehr helfen. Auch Lufthansa kann Deutschland und die sinnbefreite EU verlassen. Irgendwann wird Deutschland, also der Hauptzahler der EU feststellen, dass man Steuerbescheide nicht essen kann. Doch dann ist auch ein überfälliges Entgegentreten gegen die Eu bereits viel zu spät.

    • Gerade Deutschland profitiert als drittgrößte Exportnation massiv vom freien Binnenmarkt. Die deutschen Bürger profitieren auch massiv von der Reisefreiheit innerhalb der Union (man denke alleine an Mallorca). Zudem gibt es nicht „Deutschland“ und „die EU“. Deutschland ist im Rat der EU vertreten, DE ist in Form seiner Parteien im Europäischen Parlament vertreten und die EU Kommissionspräsidentin kommt derzeit aus DE, auch wenn sie in der Position keine nationalen Interessen verfolgen darf. Die EU Kommission kann keine Rechtsakte beschließen ohne Zustimmung des Rates (sprich einer qualifizierten Mehrheit der Mitgliedsstaaten) und es EP (sprich einer Mehrheit der von den MS entsandten Parlamentarier). Die Mitgliedsstaaten SIND also die EU.

      Man kann sicher einiges an der EU kritisieren, aber dein Posting ist einfach nur dümmliches Wutbürger-Bierzelt-Gesülze ohne jegliche Ahnung von Irgendwas. Generell ist das Niveau in den Kommentarspalten hier in letzter Zeit teilweise wirklich traurig.

  4. Fakt ist, das viele der jüngeren Beschlüsse der EU uns alle in den Ruin treiben werden! Das ist jedem studierten Ökonomen seit einiger Zeit klar.
    Dem Grünen Kindergarten ist dies natürlich völlig gleichgültig.
    Meine Unternehmerfreunde werden die EU in Scharen verlassen…..Arbeitslosigkeit….viel geringere Steuereinnahmen….ganz saubere Luft, davon kann man aber nicht leben, Reisen kann sich auch niemand mehr leisten. EU Diktatur Gefängnis!
    In China, USA, Indien, Russland, Südamerika, Afrika bleibts bei ständigen Erhöhungen des CO2 Ausstosses, das Weltklima wird sich weiterhin verschlechtern.
    Drüben Party und Arbeitsplätze, bei uns Heulen und Zähneknirschen.
    Probleme mit Maß und Ziel zu regeln, ist für unsere grünen Fanatiker undenkbar.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.