Lufthansa beginnt mit der Rückzahlung der Staatshilfen | 1,6 Milliarden frisches Kapital aus Anleihen

Foto: Lufthansa

Nachdem Lufthansa und den Jahren vor 2020 die erfolgreichsten Geschäftsjahre der Firmengeschichte einfliegen konnte, wurden man von der Coronakrise im Mark erschüttert. Lufthansa musste den Flugbetrieb fast komplett einstellen, daraufhin hat man vom Staat ein Rettungspaket von über 9 Milliarden Euro geschnürt bekommen, welches allerdings auch an sehr strikte Auflagen und vor allem hohe Zinsen von bis zu 9,5% pro Jahr gebunden ist und damit ist es alles andere als ein Geschenk.

Genau deshalb wollte Lufthansa auch so nur so wenig wie möglich von den Staatshilfen abrufen und man hat bisher auch nur etwa eine Milliarde des 3 Milliarden KFW Kredites in Anspruch genommen und auch von der stillen Einlage des WSF, welche bis zu 5,7 Milliarden Euro betragen kann, hat man bisher 4,5 Milliarden nicht ausgeschöpft. Viel lieber will sich Lufthansa auf den freien Kapitalmärkten neue Mittel besorgen, was man schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 mit Anleihen und Wandelanleihen über 1,6 Milliarden Euro, sowie einem Kredit über 500 Millionen Euro getan hat.

Nachdem man mit der Ausgabe der Anleihen im letzten Jahr sehr erfolgreich war und die Finanzmärkte Lufthansa weiterhin als stabiles Unternehmen sehen, konnte man nun auch in 2021 noch einmal Anleihen im Gesamtvolumen von 1,6 Milliarden Euro ausgeben. Die Anleihe mit einer Stückelung von 100.000 Euro wurde in zwei Tranchen mit einer Laufzeit von vier beziehungsweise sieben Jahren platziert:  Die Tranche mit einer Laufzeit bis zum 11. Februar 2025 hat ein Volumen von 750 Millionen Euro und wird mit 2,875 Prozent pro Jahr verzinst. Die Tranche mit einer Laufzeit bis zum 11. Februar 2028 hat ein Volumen von 850 Millionen Euro und wird mit 3,75 Prozent pro Jahr verzinst.

Mit den nun insgesamt 3,7 Milliarden Euro, welche sich Lufthansa an den Kapitalmärkten sichern konnte, ist Lufthansa in der Lage, die Finanzverbindlichkeiten in Höhe von rund 2,6 Milliarden Euro für das laufende Jahr 2021 zu refinanzieren und kann damit aus den neuen liquiden Mitteln die Finanzierung des Unternehmens in diesem Jahr sicherstellen. Zusätzlich wird man, wie vertraglich im Rahmen der Stabilisierungsmaßnahmen im vergangenen Juni vereinbart, den KfW-Kredit tilgen. Damit beginnt Lufthansa in jetzt schon mit der Rückzahlung der Staatshilfen.

Allerdings ist Lufthansa, auch wenn man die Staatshilfen jetzt zurückzahlen kann, noch lange nicht über den Berg. So will man zwar die Staatshilfen nach Möglichkeit nicht nutzen, allerdings kann es durchaus passieren, dass man in der Zukunft hier noch einmal liquide Mittel abrufen muss, je nachdem wie sich die Situation entwickelt.

Remco Steenbergen, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG:

Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, die wir in unseren Heimatmärkten erhalten. Die heute erfolgreich platzierte Anleihe ermöglicht uns die Rückzahlung des gesamten KfW-Darlehens. Die Refinanzierung senkt sogar unsere Finanzierungskosten. Trotz der Rückzahlung ist es jedoch wahrscheinlich, dass wir weitere Elemente des Stabilisierungspakets in Anspruch nehmen werden, die derzeit ungenutzt sind. In welchem Umfang wir dies tun werden, hängt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.

Lufthansa beginnt mit der Rückzahlung der Staatshilfen | Frankfurtflyer Kommentar

Es war ein langer Kampf um die Staatshilfen für die Lufthansa und sie waren für den Kranich auch vor allem als Garantien nötig, um in der unklaren Situation in der Pandemie die Zukunft zu sichern. Ich habe immer nicht verstanden, warum die Staatshilfen für die Lufthansa oft als Geschenkt in der öffentlichen Debatte verstanden werden, denn diese sind mit so schlechten Konditionen belegt, dass man sich seitens der Lufthansa genötigt fühlt, auf den freien Kapitalmärkten Gelder zu beschaffen.

Interessant wird nun die zukünftige Entwicklung der Airline sein und auch ob man nicht doch wieder Hilfen des Staates in Anspruch nehmen muss. Sicher ist allerdings, dass Lufthansa noch lange, auch finanziell, an der Corona Krise zu knabbern haben wird. Wichtig ist aber vor allem, dass man weiterhin von den Märkten so positiv bewertet wird, damit man sich im Zweifel weiter günstige Mittel besorgen kann.

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