Alitalia fliegt seit weit über einem Jahr in der Insolvenz und kann sich nur durch einen Kredit von fast 1 Milliarden Euro vom italienischen Staat noch in der Luft halten. Seither sucht man nach einem neuen Käufer, welcher die marode italienische Airline weiterführen will. Dabei möchte die italienische Regierung die Zügel bei der Airline allerdings nicht aus der Hand geben, was den Verkauf deutlich erschwert. Auch Lufthansa hatte schon starkes Interesse an Alitalia angemeldet, allerdings wurde den Deutschen nun eine Absage von den Italienern erteilt.
Vielmehr wird man nun Gespräche mit Delta Airlines und EasyJet aufnehmen, welche zusammen mit der staatlichen italienischen Eisenbahn Linie FS Alitalia aufteilen wollen. Dieser Plan ist schon vor einer Woche durchgesickert.
Der Plan von Delta Airlines und EasyJet hört sich ein wenig verwegen an, denn hier würde Alitalia als Netzwerkairline wohl nicht mehr weiter bestehen. Delta Airlines würde in diesem Szenario die Langstrecken ab Rom übernehmen und so die transatlantischen Flüge zwischen den USA und Italien massiv ausbauen.
EasyJet könnte die Kurzstrecken von Alitalia ab Mailand übernehmen und wäre hiermit der Marktführer in Mailand, denn schon jetzt haben die Briten in Mailand eine massive Präsenz.
In Italien könnte dieser Plan durchaus auf Zustimmung stoßen, denn es wäre eine vorerst einfache Lösung. Delta und EasyJet würden fast alle Flugzeuge von Alitalia weiter betreiben und auch die Mitarbeiter würden einfach mit neuen Verträgen und geringeren Gehältern übernommen.
Allerdings ist es auch fragwürdig, dass die Alitalia Mitarbeiter einfach wieder einmal Gehaltskürzungen mit einem „weiter so“ akzeptieren werden. In der Vergangenheit ist dies schon einige Male geschehen, bis dies von den Mitarbeitern und Gewerkschaften abgelehnt wurde.
Lufthansa bekommt Alitalia nicht
Lufthansa hatte immer eine harte Sanierung von Alitalia an eine Übernahme gekoppelt und eigentlich wollte man auch die volle Kontrolle über die Airline und 100 Prozent übernehmen. Nachdem dies der italienische Staat kategorisch ausgeschlossen hat, hat man sich auch dazu bereiterklärt, vorerst nur 50% von Alitalia zu übernehmen und die restlichen Anteile z.B. bei der italienischen Bahn FS liegen zu lassen.
Dass man gemeinsam mit der italienischen Regierung Alitalia sanieren könnte, hat Lufthansa allerdings ausgeschlossen. Zu unbequem wären die ersten Entscheidungen, welche man treffen müsste und das, obwohl Lufthansa klar gesagt hat, dass man sogar auf direkte Entlassungen verzichten würde.
Betroffene Mittarbeiter würden andere Stellen innerhalb des Konzerns angeboten bekommen, was allerdings mehr ein politisches Statement ist, denn nur wenige Alitalia Mitarbeiter würden „mal einfach so“ von Rom nach Zürich Wechsel wollen.
Jetzt werden Delta Airlines und EasyJet wohl je 15-20 Prozent von Alitalia übernehmen und der Rest der Anteile wird bei der italienisch Bahn und dem Staat liegen. Damit wird die italienische Regierung auch weiterhin direkt oder indirekt massiven Einfluss und Kontrolle auf Alitalia haben.
Lufthansa bekommt Alitalia nicht | Frankfurtflyer Kommentar
Das letzte Wort in dieser Geschichte ist noch nicht gesprochen, denn man möchte nun mit Delta Airlines und EasyJet weiter über das Vorgehen verhandeln. Ob man hier wirklich zu einem Abschluss kommt, ist nicht garantiert und es ist durchaus denkbar, dass eine der beiden Airlines doch noch einen Rückzieher macht.
Es hat in Europa leider in den letzten Jahren nie funktioniert, wenn eine Airline unter staatlicher Kontrolle steht. Hier sind die Interessen, besonders einer rechtspopulistischen Regierung wie in Italien, doch sehr unterschiedlich von den wirtschaftlichen Interessen einer Airline. Ob so eine Sanierung überhaupt funktionieren kann, ist nicht klar.
Auch habe ich noch nicht wirklich verstanden, was Delta Airlines und EasyJet wirklich von diesem Alitalia Deal wollen. Delta möchte vermutlich verhindern, dass die Marktdominanz der Star Alliance über dem Nordatlantik weiter wächst und EasyJet möchte vermutlich vornehmlich Slots in Mailand.
Wenn dieser Deal tatsächlich so zustande kommt, würde es mich leider nicht überraschen, wenn Alitalia binnen fünf Jahren in die nächste Insolvenz fliegt.
Danke: aerotelegraph
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