Deutschland ist kein einfacher Standort für eine Airline und gerade wenn man es mit der Konkurrenz aus dem Nahen Osten und Asien oder auch den USA vergleicht, sind die hohen Standortkosten in Deutschland ein erheblicher Wettbewerbsnachteil. Der Lufthansa CEO, Carsten Spohr warnt nun ganz öffentlich davor, dass der Bogen bereits überspannt ist und Deutschland zukünftig abgehängt wird, wenn sich nichts ändert. Schon jetzt verlagern immer mehr Airlines ihr Geschäft lieber ins Ausland als weiter ab und nach Deutschland zu fliegen.
Für Lufthansa selbst sind die hohen Standortkosten in Deutschland natürlich ein Problem und neben den im Vergleich hohen Personalkosten, schraubt auch der Staat immer weiter an der Kostenschraube. Hier sieht man nun den Bogen mehr als überspannt und er warnt eindringlich dass hierdurch die Anbindung von Deutschland an die Welt deutlich zurückgehen wird, was der Wirtschaft im gesamten schaden wird. Der Verkehrsminister, Volker Wissing (FDP), scheint diese Rufe durchaus gehört zu haben und man wolle hier nun prüfen wie man Gegensteuern kann.
Insbesondere die vielen deutschen Alleingänge scheinen dem Airline Boss zu stinken, wie er in einem Interview mit der Bild am Sonntag, dass weltweit für aufsehen sorgte, kundgetan hat. Neben der Luftverkehrsabgabe die noch einmal erhöht wurde, geht es auch um die verpflichtende Quote von SAF, die für kommendes Jahr von Deutschland beschlossen wurden. Der Treibstoff steht dabei nicht in der benötigten Menge zur Verfügung, was die Regelung in sich selbst ad absurdum führen sollte.
So sagte Carsten Spohr:
Für die nächsten Jahre sind bereits weitere nationale Alleingänge beschlossen – zum Beispiel eine Beimischungsquote für E-Fuels, die es jedoch in ausreichender Menge noch gar nicht gibt. In der Folge sinkt im internationalen Vergleich die Anbindungsqualität vieler wichtiger Wirtschaftsregionen.
Ich mache mir große Sorgen um die Anbindung unseres Wirtschaftsstandorts. Die extrem gestiegenen staatlichen Kosten im Luftverkehr führen zu einem weiter schrumpfenden Angebot. Immer mehr Airlines meiden deutsche Flughäfen oder streichen wichtige Verbindungen.
All das schadet unserer Wirtschaft enorm und macht viele Regionen für künftige Investitionen unattraktiver. Als Exportnation können wir uns das nicht leisten. Deutschland und die EU müssen dringend umsteuern
Schon jetzt sind die Standortkosten in Deutschland die höchsten im EU Vergleich und sie werden in den kommenden Jahren weiter steigen, wenn an den aktuellen Plänen festgehalten wird. Die Steuern und Abgaben pro Passagier liegen bei etwa 30 Euro auf einem Mittelstreckenflug ab Deutschland, was sich erst einmal noch nach einer überschaubaren Summe anhört wenn man bedenkt, dass ein Ticket hier schnell mehrere Hundert Euro kosten kann.
Allerdings sind die Gewinnmargen der Airlines gerade auf Kurz- und Mittelstrecken so dünn, dass man hier nicht mehr viel Geld verdienen kann, wenn überhaupt. So hat die Erhöhung der Abgaben um 2,50 Euro pro Passagier in Hamburg dazu geführt, dass mehrere Airlines ihren Flugplan überarbeitet haben. Eurowings hat über 1.000 Flüge aus dem Flugplan ab Hamburg genommen und Condor den Start von neuen Strecken ab Hamburg gleich ganz gestrichen.
Diese kleine Erhöhung der Gebühren in Hamburg hat dazu geführt, dass sich viele Flüge nicht mehr rentabel sind und entsprechend haben Airlines das Angebot verknappt und wollen vor allem auch außerhalb von Deutschland ihr Angebot ausbauen. Dies kann auch nicht im Interesse der Passagiere sein, denn hierdurch werden die Preise ab Hamburg deutlich steigen und zwar sehr weit über die 2,50 Euro hinaus.
Verkehrsminister will gegensteuern
Es scheint als habe der Verkehrsminister Wissing (FDP) wenigstens den Ruf der Airlines in Deutschland gehört und man will hier nun prüfen ob und wie man gegensteuern kann und man wolle ein Marktgutachten erstellen, welches die Standortkosten in Deutschland bewertet.
Laut Wissing arbeite sein Ministerium daran, die Flugsicherungsgebühren im kommenden Jahr zu begrenzen um hier die Kosten für die Airlines zu senken, wie aero.de berichtet.
In einem Statement an die Bild sagte Wissing:
Wir müssen jetzt ein deutliches Signal an die Branche senden, den Luftverkehr in Deutschland zu stärken.Dazu arbeitet mein Haus an einer Lösung, um den Anstieg der Flugsicherungsgebühren in den kommenden Jahren zu begrenzen.
Lufthansa CEO warnt: Durch zu hohe Abgaben wird Deutschland abgehängt | Frankfurtflyer Kommentar
Es war noch nie einfach eine Airline in Deutschland zu betreiben, allerdings sind inzwischen die geschaffenen Rahmenbedingungen so schlecht geworden, dass man hier nun dringend gegensteuern muss. Airlines drohen nicht nur damit, dass sie das Angebot ab Deutschland deutlich reduzieren könnten, sie tun es gerade aktiv und in großem Maße.
Dabei betrifft dies nicht nur deutsche Airlines wie Lufthansa und Condor, sondern auch Airlines aus dem Ausland fliegen weniger nach Deutschland und z.B. reduziert der große Partnern von Lufthansa, United Airlines gerade seine Flüge in die Lufthansa Hubs um hier Umsteiger auf Lufthansa zu liefern und fliegt lieber selbst non stop zu neuen Zielen in Europa.
Für die Passagiere in Deutschland und damit auch den Wähler, kann der Rückgang des Angebotes nicht im eigenen Interesse liegen, denn hierdurch werden die Flugpreise deutlich anziehen.
Vielen Dank für diesen Artikel. Solche Beiträge sind sehr wichtig, um dem weiteren Rückgang des einstigen Industriestandortes Deutschland vorzubeugen. Schweden macht es gut vor, wie es gehen kann: https://frankfurtflyer.de/vorbild-fuer-deutschland-schwedische-regierung-schafft-luftverkehrsteuer-ab/
Dem Vorbild sollte man in gewissem Maße zumindest deutlich folgen. Wenn es die aktuelle Regierung nicht schafft, muss es eben die Folgeregierung tun – die aus genau solchen Gründen wie diesem nicht erneut eine Ampel sein wird.
Ich lach mich schlapp. Jetzt, wo Lufthansa doch schon bemerkt hat, wo die Unterwürfigkeit sie hingeführt hat kommt das große Jammern. Aber über Jahre hinweg jeden denkbaren ideologischen Schwachsinn der Regierung mit vorauseilendem Gehorsam willfährig durchgeführt.
Mal detailliert ausführen was sie da meinen …über Jahre weg…Schwach und ohne Sinn, ist wenn man Dinge nicht begründet.
Steuer wurde als Beispiel 2020 erhöht, ergo alte Regierung und im Mai 2024 unter der aktuellen. Das sind Fakten. Also sie sind am Zug, aber das kennt man ja aus der Politik auch, die blauen z.B. stellen was in Raum ohne fundierten Hintergrund. Ich bin gespannt was sie recherchiert haben.
Der letzte Satz bringts doch auf den Punkt:
Weniger Angebot mit deutlich höheren Flugpreisen bedeutet mehr Einnahmen bei weniger Ausgaben, also eine höhere Gewinnmarge.
LHG hat doch in den letzten Jahren bereits die Abgabenerhöhungen doppelt und dreifach vorweggenommen und beim Preis-Leistungsverhältnis den Bogen mehr als überspannt. Wenn die Abgaben auch nur um 1 Euro sinken würden, wieviel käme da beim Fluggast an? Genau, nicht ein einziger Cent.
„… denn hierdurch werden die Flugpreise deutlich anziehen.“
Durchaus möglich. Für Carsten Spohr sollte der Effekt freilich der Anlass zu Jubel sein.
Ein kleinwenig unlogisch, das Ganze.
Steigende Preise findet die Airline natürlich erst mal gut, aber einen schrumpfender Markt ohne Wachstumsmöglichkeiten ist eigentlich das Todesurteil für die meisten unternehmen. Dazu kommt ja noch das Problem, dass die Deutsche Wirtschaft von der fehlenden Anbindung noch weiter geschwächt wird. Das wird irgendwann ein Teufelskreis den man nicht mehr einfach stoppen kann.
Finde es für einen Laien im Thema Yield Management immer so unvorstellbar, dass 2,50 EUR mehr, die weiter an den Kunden gegeben werden, scheinbar die Nachfrage so signifikant beeinflussen würden, dass über 1000 Flüge im Jahr abgezogen werden. Aber Eurowings und Ryanair werden die Materie da schon bestens kennen und machen das Ganze schließlich nicht zum Spaß.
Wisst ihr, ob die Argumentationsweise dabei vielleicht eher so ist, dass die Weitergabe der Preiserhöhung an den Kunden zwar weiterhin profitabel möglich wäre, aber andere Strecken außerhalb von Hamburg einfach dann doch um bspw. 1 EUR pro Passagier profitabler wären? Etwa weil durch 2,50 EUR günstigere Preise 1–2 % mehr Nachfrage stimuliert werden könnte?
jede Gebührenerhöhung ist schlecht, insbesondere wenn sie nebenan geringer sind. Aber
ich würde das Ticket einfach 3,- teurer machen und hätte so meinen Ertrag gleich noch um 50 Cent erhöht. Der Buhmann „Abgaben“ wurde schließlich in der Presse ausgiebig verbreitet. Niemand macht einen Umweg von 100km oder mehr nach HAJ, CPH oder AMS, um 3€ zu sparen.
Jedoch was man auch nicht vergessen darf: aktuell stehen zahlreiche Flieger wegen Triebwerks- oder Ersatzteilproblemen am Boden, Neuauslieferungen halten sich in Grenzen. Durch diese Streckenstreichungen kann man seinen Flugplan gesichtswahrend optimieren, Schuld haben ja andere. Gleichzeitig erzeugt ein knapperes Angebot höhere Preise.
Verstehe, was du meinst. Ich meinte auch nicht, dass Passagiere, die von Danzig nach Hamburg wollen, dann plötzlich nach Hannover fliegen, sondern dass da einfach eine andere Zielgruppe angesprochen wird, die ebenfalls genug Nachfrage mitbringt, um das Flugzeug zu füllen.
Dadurch, dass das Thema „hohe Standortkosten“ ja aktuell ohnehin in aller Munde ist, kann ich mir auch vorstellen, dass man hier bewusst unternehmerischen, aber auch politischen Druck auf den Flughafen Hamburg ausüben möchte. Eben um in Zukunft bei einer potenziellen Rückkehr eine stärkere Verhandlungsposition zu haben. Gerade LCCs sind durch Point-to-Point-Verbindungen im Vergleich zu Network Carriern sehr flexibel in der Routenlegung, und da erscheint es mir eher so, dass Hamburg Ryanair braucht, und nicht Ryanair Hamburg.
Die Branche und vor allem LH nutzt die aktuelle Situation nur um einen Schuldigen zu haben für höhere Preise.
Du kannst mittlerweile billiger in die USA fliegen als in Europa und dieses mit einem miserablen Service und Angebot.
Das Ryanair jede Möglichkeit nutzt um zu kritisieren ist bekannt, hier geht es nur um Aufmerksamkeit.
Bei LH sehe ich zum einen das Versäumnis, sich frühzeitig um seine Flottenmodernisierung zu kümmern und jetzt laufen Ihnen die Kosten weg. Aber es wird einfach eine neue Gesellschaft gegründet, um die Personalkosten wieder zu drücken.
Was mich mal interessieren würde, wie stellen sich die Kosten der Airline Weltweit dar?
Könnt Ihr dieses mal in einem Bericht bringen?
Warum jammern auch einige Airlines über diese Kosten und andere Erhöhen ihre Frequenzen zu uns, das verstehe ich nicht wirklich.