Die amerikanisch Flugaufsichtsbehörde FAA hat Lufthansa mit einer Strafe in Höhe von über 6,4 Millionen US Dollar belegt, da Lufthansas über 900 „illegale Flüge“ in die USA durchgeführt haben soll. Auch wenn die ganze Geschichte ein wenig obskur klingt und sich vor allem wie „Erbsenzählerei“ anhört, könnten die Flüge zwischen Frankfurt und Philadelphia, sowie zwischen Frankfurt und San Diego für Lufthansa nun sehr teuer werden.
Im Detail wirft die FAA Lufthansa vor, dass man die Flüge von Frankfurt nach Philadelphia und San Diego ohne die benötigten Erlaubnisse der FAA durchgeführt hätte und daher wären diese Flüge illegal gewesen.
- Zwischen dem 22. März 2018 und dem 27 Mai 2019 hätte Lufthansa etwa 600 illegale Flüge mit Airbus A340-300 nach San Diego durchgeführt.
- Zwischen dem 28. Oktober 2018 und dem 10. April 2019 wären weitere 292 illegale Flüge zwischen Frankfurt und Philadelphia mit Airbus A330-300 und Boeing 747-400 geflogen worden.
Die FAA begründet in ihrem Strafbescheid für Lufthansa die 6,4 Millionen Euro Strafe damit, dass Lufthansa die Flüge von und zu den Flughäfen San Diego International und Philadelphia International durchgeführt hat, obwohl sie wusste, dass ihr die FAA dazu keine Genehmigung erteilt hatte. Ausländische Airlines dürften Linienflüge nur von und zu Flughäfen durchführen, die in ihren Betriebsspezifikationen aufgeführt seien – und das sei bei Lufthansa bei keinem der beiden Airports der Fall gewesen.
Lufthansa hat nun nach Erhalt des Bußgeldbescheides 30 Tage Zeit, sich zu dem Sachverhalt zu äußern.
Vermutlich ein Formfehler Schuld an der Strafe
Die FAA begründet die Millionenstrafe gegen Lufthansa damit, dass man die Flüge nach Philadelphia und San Diego in die vorliegende Betriebsgenehmigung von Lufthansa hätte eintragen müssen. Dies scheint offensichtlich nicht geschehen zu sein.
Interessant ist, dass sich die Auszüge aus dem Strafmandat der FAA so lesen, als sei dies ein enormer Verstoß, was auch die hohe Strafe erklärt. Allerdings ist auch der FAA bei 900 Flügen nicht aufgefallen, dass hier das Detail in der Betriebsgenehmigung fehlt. Wenn dies tatsächlich so entscheidend ist, stellt sich tatsächlich die Frage, warum auch im Prozess des Genehmigungsverfahrens niemandem bei der FAA aufgefallen ist, dass diese Eintragung fehlt.
Eine denkbare Erklärung für den Fehler ist, dass sowohl Philadelphia, als auch San Diego von Lufthansa Cityline mit Airbus A340-300 bedient wurden und dann wieder an Lufthansa selbst übergeben wurden.
Es ist nicht auszuschließen, dass bei der Übergabe der Strecken von Lufthansa Cityline an Lufthansa selbst einfach die entsprechenden Eintragungen bei der FAA versäumt wurden. Allerdings hat Lufthansa Cityline diese Flüge auch „nur“ im Wetleasing für Lufthansa ausgeführt, was bedeutet, dass es eigentlich immer Lufthansa Flüge waren.
Lufthansa droht eine Millionen Strafe in den USA wegen „illegaler Flüge“ | Frankfurtflyer Kommentar
Dieses Vergehen und die dazugehörige Strafe von Lufthansa ist durchaus etwas skurril, denn offensichtlich scheint es sich hierbei um Formalien zu handeln. Natürlich spielen diese in der Luftfahrt immer und aus gutem Grund eine große Rolle, denn Sicherheit hat hier oberste Priorität, allerdings ist die hier angemahnte Formalität über 18 Monate weder bei der FAA, noch bei Lufthansa aufgefallen.
Ich bin gespannt, ob Lufthansa nun wirklich diese drakonische Strafe bezahlen muss und ob es bei der FAA Konsequenzen gibt, denn immerhin hat man diesen Verstoß weit über ein Jahr nicht bemerkt oder ignoriert.
Gerade die FAA, die in der aktuellen Boeing 737MAX Krise ebenfalls im Fokus des öffentlichen Interesses steht, Überprüfungen versäumt zu haben, kann eigentlich nur sehr wenig Interesse daran haben, dass dieser Sachverhalt öffentlich diskutiert wird. Immerhin hat man 18 Monate lang „illegale Lufthansa Flüge“ akzeptiert.
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