Lufthansa FlyNet | Langsam, teuer und unzuverlässig

Lufthansa war einmal ein Vorreiter, wenn es um Internet an Bord von Flugzeugen ging. Schon in 2003 hat man das erste Flugzeug mit FlyNet ausgestattet, also lange vor dem ersten iPhone. die Tatsache, dass Handys permanent online sein könnten war noch eine Traumvorstellung. Dabei war das erste FlyNet mehr ein Test und eine Demonstration zusammen mit Boeing, dass es überhaupt möglich ist, dieses neue Internet auch auf Langstreckenflügen verfügbar zu machen.

In 2006 hat Lufthansa dann das erste FlyNet Angebot wieder eingestellt und inzwischen bietet man es seit 2010 wieder an. Hierbei greift man auf ein Satelliten gestütztes System von Panasonic zurück und der Anbieter des Lufthansa FlyNet ist, wie könnte es bei einer deutschen Airline auch anders sein, die Telekom.

Dabei ist das Lufthansa FlyNet kein kostenloses oder inbegriffenes Angebot, wie man es heutzutage eigentlich fast überall außerhalb von Flugzeugen gewohnt ist, sondern man kann aus drei Tarifpaketen auf der Langstrecke wählen.

  • FlyNet Chat für 7 Euro
    • Geschwindigkeit bis 64 kbps (nur geeignet für Textnachrichten (keine Bilder) über z.B. WhatsApp)
  • FlyNet Mail and Surf für 17 Euro
    • Geschwindigkeit bis 400 kbps und maximal 500 MB (geeignet für Mails und leichtes surfen)
  • FlyNet Mail and Surf Plus für 29 Euro
    • Maximal verfügbare Geschwindigkeit und maximal 1 GB (geeignet auch für surfen und Downloads)

Passagiere die in der First Class reisen, bekommen einen Voucher für kostenloses Highspeed Internet auf dem gesamten Flug.

Lufthansa FlyNet in der Praxis und im Vergleich

Lufthansa FlyNet ist inzwischen auf allen Langstreckenflugzeugen der Lufthansa verfügbar und eigentlich bietet man damit ideale Vorraussetzungen dafür, dass man auch auf Flügen produktiv sein kann. Leider zeichnet sich das Lufthansa FlyNet auch dadurch aus, dass es recht unzuverlässig ist und vor allem die Geschwindigkeit leider oft sehr überschaubar ist. Vor allem die Zuverlässigkeit des Systems ist leider nicht besonders gut und man benötigt regelmäßig einen Neustart.

So komme ich gerade von einem Flug von Frankfurt nach Chicago, auf welchem in das FlyNet genutzt habe. Zeitweise war die Datenrate so gering, dass man nicht einmal mehr auf die Anmeldeseite für das FlyNet gekommen ist. Dreimal wurde das System auf diesem Flug neu gestartet, leider immer nur mit kurzfristigem Erfolg.

Zeitweise habe ich bei Messungen noch nicht einmal die 64kbps erreicht und beim Messen der upload Geschwindigkeit habe ich sogar nur Fehlermeldungen bekommen. Leider ist dies kein Einzelfall und ich habe dies genau so auf vielen Flügen schon erlebt und mich eigentlich jedes mal über das ausgegebene Geld geärgert.

Dass es auch ganz anders geht, zeigen z.B. die Airlines aus den USA, welche sowohl auf allen Kurzstrecken, als auch auf allen Langstrecken Internet zur Verfügung stellen. Dabei bietet z.B. United Airlines allen Passagieren das Internet an Bord für Messenger Dienste wie WhatsApp und dem Facebook Massenger kostenlos an. Daneben gibt es günstige Pakete für Vielflieger, welche sich schnell rechnen.

So bezahle ich für meinen Global Wifi Pass bei United Airlines mit welchem ich auf allen Flügen ohne Datenlimit Highspeed Internet bekomme unter 60 Dollar pro Monat. Dabei ist das Internet bei United Airlines deutlich schneller, als das was Lufthansa und die Telekom mit dem FlyNet anbieten.

Airlines wie Emirates oder Turkish Airlines bietet ihren First und Business Class Passagieren, sowie Statuskunden das Internet an Bord der Flugzeuge sogar kostenlos an, wobei dies die Bandbreite spürbar nach unten drückt.

Das andere Extrem findet man bei Swiss oder Singapore Airlines, welche teils extrem teure volumenbegrenzte Tarife anbieten. So will Swiss für 220 MB stolze 59 CHF und bietet selbst First Class Passagieren nur 50MB kostenlos an. Bei Singapore Airlines kosten 200MB 15,90 USD und man ist auf drei Stunden begrenzt.

Lufthansa FlyNet | Langsam, teuer und unzuverlässig | Frankfurtflyer Kommentar

Wifi im Flugzeug wird ein immer bedeutenderes Thema und inzwischen erwarten viele Passagiere, dass man auf einem Langstreckenflug schnelles stabiles Internet zur Verfügung hat. Gerade wenn man auf Tagflügen produktiv arbeiten will, ist schnelles Internet sehr hilfreich.

Nachdem Lufthansa lange Zeit ein Vorreiter in Sachen on board Wifi war und als eine der ersten Airlines auf der Welt die Langstreckenflotte mit Internet ausgestattet hat, ist man nun leider deutlich zurück gefallen. Nicht nur dass das Angebot auf der Langstrecke leider für das Gebotene viel zu teuer ist und oft leider unbrauchbar um damit vernünftig zu arbeiten, besonders auf der Kurzstrecke kommt man gerade nicht wirklich voran und viele Flugzeuge haben hier immer noch kein WIFI an Bord.

Ich persönlich würde mir wünschen, dass Lufthansa das FlyNet Angebot deutlich verbessert und insbesondere an der Stabilität der Vernbindung arbeitet. Dass es deutlich besser geht, sehe ich regelmäßig bei United Airlines und das schnelle Internet ist auch einer der Gründe, warum ich sehr gerne mit United in die USA fliege.

Auch an den Tarifen müsste Lufthansa arbeiten und ich würde es begrüßen, wenn man First und Business Class Passagieren, sowie Status Kunden wenigstens ein paar MB kostenlos anbieten würde oder wenn man für Vielflieger attraktive Pakete anbieten würde.

15 Kommentare

  1. Irgendwie ist das wie bei so vielen Innovationen. Erst kommen die total tollen Dinge aus D, aber dann werden sie von anderen weiterentwickelt und in D bleibt man irgendwie stehen. Schade und immer wieder traurig.

  2. Was mich bei der neuen Satelliten-Internet-Version immer wieder überrascht: dazu wird die Druckkabine oben aufgeschnitten, um die Antenne aufzusetzen. Abgesehen von der potentiellen Schwachstelle entsteht ja durchaus erheblicher zusätzlicher Strömungswiderstand.
    Bin mir jetzt nicht mehr sicher. Die ersten Versionen liefen wohl unter „Connexion by Boeing“ und die Antenne befand sich in der Flugzeugspitze.
    Zumindest lief seinerzeit im IFE dazu ein Werbespot etwa mit dem Slogan „Sie haben es gewünscht, wir haben zugehört und nachgedacht…“, in dem das so dargestellt wurde.

    • Der Rumpf wird für den Aufbau der Antenne nicht aufgeschnitten.
      Bei allen A320 CEO von LH wurde die Antenne auf den Rumpf mit 7 Füßen montiert und die elektrischen Verbindungen sind spezielle Druckdurchführungsstecker, für die natürlich ein Loch gebohrt werden muss. Diese Stellen wurden aber mit einem zusätzlichen Blech „verdoppelt“ um sie strukturell nicht zu Schwächen.
      Die Antenne wird dann mit einer Haube verkleidet, die Aerodynamik wird aber natürlich verändert/verschlechtert.
      Außerdem wird der Schwerpunkt des Flugzeugs durch das Zusatzgewicht verschoben.
      Beim A320 NEO darf an dieser Stelle kein so großes zusätzliches Gewicht angebracht werden. Deshalb hat LH es nicht auf der gesamten Kurzstrecke installiert.
      Das Nachfolgesystem ist aber schon in Arbeit. Das wird dann aerodynamisch nicht so viel verändern und leichter sein.

  3. Kann denn der heutige „moderne“ Mensch nicht wenigstens mal einige Stunden auf das von ihm über alles geliebte und scheinbar unverzichtbare Internet verzichten ?
    Weit hat’s der Homo Sapiens gebracht !

    • Ist das größte Maß an Freiheit nicht, wenn jeder selbst entscheiden kann, was er will und was er braucht. Wenn man viel fliegt und im Flugzeug arbeiten muss ist das Internet Angebot an Bord durchaus Gold wert und sehr wichtig für viele Reisende um Produktiv zu sein.

      Eine moderne, offene Gesellschaft zeichnet übrigens aus, dass man akzeptiert, dass manche Menschen andere Prioritäten haben als einer selbst. Zu meinen man müsste die Vorlieben, Bedürfnisse oder Verhaltensweise von anderen kritisieren und seine eigenen als besser darstellen ist ein sehr unangebrachtes Verhalten, auch wenn es in bestimmten Kreisen sehr beliebt ist.

  4. Zu Rene: Für Menschen, die beruflich fliegen müssen und auch die Reisezeit nutzen wollen und häufig auch müssen, ist der Verzicht auf das Internet kein Option. Auch bei Kurz- und Mittelstreckenflüge ist sonst die Reisezeit tote Zeit. Ein schneller Internetzugang ist keine Marotte sondern ein notwendiges Arbeitsmittel.

  5. Delta ist eine weitere Airline, die kostenloses Wifi-Messaging anbietet (Lang- und Kurzstrecke). Delta hat zudem inneramerikanisches superschnelles Wifi für $5. (Bisher nur in einer Teilflotte verfügbar, Provider ist Viasat).

    SAS hat kostenloses WiFi (Kurzstrecke) in Business/SAS Plus und in der Holzklasse für EuroBonus Diamond/Gold und Star Gold.

    Der absolute Goldstandard in Bezug auf Wifi ist natürlich Jetblue (jeder Reisende kriegt unlimitiertes kostenloses Wifi auf jedem Flug bei Downloadraten bis zu 20 Mbps).

  6. Am peinlichsten für Lufthansa finde ich, dass sogar schon Low-cost-Carrier wie Norwegian kostenlos Unlimited Internet anbieten. So gibt es dort:
    SURF – Free to use and delivers web browsing, email and text-based messaging.

    Und das für jeden Passagier selbst auf einem 30€ Flug. Das sollte man meiner Meinung nach als Maßstab ansetzen…

  7. Lässt sich denn der Lufthansa First Class (24 Stunden) FlyNet Voucher eigentlich auch auf europäischen Kurz- und Mittelstreckenflügen der LH einsetzen? (Für den Fall, dass die entsprechende Maschine WLAN an Bord hat)
    Ich frage, da bei mir mehrere Kurzstrecken-Legs an einem Tag demnächst anstehen und die Nutzung so eines Vouchers dann praktisch sein könnte.

  8. Es hat sich leider immernoch nichts geändert. Das Abbuchen von der Kreditkarte geht schnell und danach ist es nur noch grausam. Was andere Airlines wie z.B. United sowohl preislich als auch in Performance wesentlich besser hinkriegen, schafft die Lufthansa leider nicht mal ansatzweise. Also nächstes Jahr wird dann doch wieder auf andere Airlines zurückgegriffen.

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