Eine Lufthansa Nachricht schlug in der letzten Woche ein wie eine Bombe: 22.000 Arbeitsplätze so hieß es, seien im gesamten Lufthansa Konzern auf Grund der Coronakrise gefährdet. Am Montag (15. Juni 2020) hat die Unternehmensführung nun die Betriebsräte informiert, in welchen Fachbereichen die Überkapazitäten bestehen. Beim fliegenden Personal ist laut Lufthansa-internen Berechnungen jede sechste Piloten- und jede siebte Flugbegleiterstelle gefährdet. Doch auch in anderen Unternehmensbereichen gibt es Überkapazitäten.
In einer aktuell veröffentlichten Pressemitteilung der Lufthansa Group wird Michael Niggemann, Vorstand Personal und Recht, wie folgt zitiert: „Diese Überkapazitäten könnten sogar noch ansteigen, wenn wir nicht einen Weg finden, mit wettbewerbsfähigen Personalkosten durch die Krise zu kommen. Wir wollen daher schnell zu den dringend notwendigen Krisenvereinbarungen mit unseren Tarifpartnern kommen. Unsere Zielsetzung ist dabei unverändert: Wir wollen möglichst viele Kolleginnen und Kollegen über die Krise hinweg an Bord halten und betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Dazu müssen die Verhandlungen über die Krisenvereinbarungen gemeinsam zum Erfolg führen“
Lufthansa informiert über Personal-Überkapazitäten | Die Zahlen im Detail
Derzeit beschäftigt der Lufthansa Konzern fast 140.000 Mitarbeiter. Laut Personalvorstand Michael Niggemann sollen langfristig über 100.000 Arbeitsplätze in der Lufthansa Gruppe gesichert werden. Mit Kurzarbeit, kollektiven Vereinbarungen zur Absenkung der Wochenarbeitszeit und anderen kostensenkenden Maßnahmen sollen Personalüberkapazitäten zum Teil kompensiert werden.
Am stärksten muss dabei im Catering-Bereich bei der LSG Group der Rotstift angesetzt werden. Weltweit gibt es im Catering-Bereich 8.300 Stellen zu viel. 1.500 davon allein in Deutschland. Stark betroffen ist auch das gesamte fliegende Personal bei Lufthansa, Austrian Airlines und Brussels Airlines. Über Stellenreduzierungen bei Swiss hingegen ist nichts bekannt.
Unternehmen | Bereich | Weltweit | davon in Deutschland |
Lufthansa | Cockpit | 600 | 600 |
Lufthansa | Kabine | 2600 | 2600 |
Lufthansa | Boden | 1500 | 1500 |
Konzern | Verwaltung | 1400 | 1400 |
Lufthansa Technik | 4500 | 2500 | |
LSG Group | 8300 | 1500 | |
Eurowings | Verwaltung | 300 | 300 |
Austrian Airlines | 1100 | 0 | |
Brussels Airlines | 1000 | 0 | |
Lufthansa Cargo | 500 | 500 |
Außerdem wird, wie wir bereits berichtet haben, Germanwings den Flugbetrieb nicht wieder aufnehmen.
Lufthansa informiert über Personal-Überkapazitäten | Frankfurtflyer Kommentar
Zwischen Unternehmensführung und Betriebsräten geht es oft deftig hin und her. Da ist man oft auf beiden Seiten auch in der Wortwahl nicht zimperlich. Dass Lufthansa diesen scharfen Ton aber selbst in eigenen Pressemitteilungen fährt, ist schon spannend. Denn der Lufthansa Personalvorstand droht hier ganz offen, dass wenn die Betriebsräte nicht wie gewünscht bei den Krisenvereinbarungen mitspielen, noch deutlich mehr Arbeitsplätze abgebaut werden könnten.
Was man Lufthansa jedoch zu Gute halten muss: Betriebsbedingte Kündigungen sind derzeit nicht geplant. Und da hat man von anderen Fluggesellschaften im Rahmen der Coronakrise schon ganz anderes erlebt. So hat sich zum Beispiel Qatar Airways ohne große Kündigungsfrist in erheblichem Ausmaß von fliegendem Personal getrennt. Langjährige erfahrene Mitarbeiter wurden dabei bevorzugt entlassen. Noch extremer: British Airways plant die Entlassung aller Cabin Crews und Piloten, um einen Teil dann wieder zu schlechteren Konditionen anzustellen.
Quelle: Lufthansa Pressemitteilung
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