Es gilt zwar immer noch als sehr wahrscheinlich, dass Lufthansa die insolvente, italienische Airline Alitalia kaufen darf, allerdings ist nichts in Stein gemeißelt, wie man zuletzt auch bei der gescheiterten Übernahme von NIKI gesehen hat. Nun sieht die italienisch Regierung das Angebot für Alitalia als verbesserungswürding an und der italienische Verkehrsminister sagte „Wir denken man kann es viel besser machen!“ und „Wir wollen Alitalia verkaufen, nicht verschenken!“
Der Plan von Lufthansa, für Alitalia sieht momentan vor, dass man nur den Flugbetrieb übernimmt und die Bodendienste außen vor lässt. Von den aktuell 8.000 Mitarbeitern im Flugbetrieb will man auch nur etwa 75 Prozent übernehmen und mit 6.000 Angestellten eine „neue Alitalia“ in Rom aufbauen, welches der sechst Hub der Lufthansa Gruppe werden würde. Jeder vierte Arbeitsplatz bei Alitalia würde in diesem Szenario also wegfallen, was der italienischen Regierung und insbesondere den mächtigen Gewerkschaften natürlich nicht gefällt.
Auch hat Carsten Spohr nach italienischen Medienberichten einen Brief an den italienischen Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Carlo Calenda, geschickt, in welchem er schreibt: „Bevor die Lufthansa Alitalia kauft, muss sie von Grund auf umstrukturiert werden“. Dies bedeutet natürlich weitere Kosten für den italienischen Staat bedeuten, welcher die Airline aktuell mit hunderten von Millionen Euro stützt und am Leben erhält.
Auch will Lufthansa „nur“ 300 Millionen Euro für den Flugbetrieb von Alitalia bezahlen, der italienische Staat hätte gerne 500 Millionen Euro für die Airline. Neben Lufthansa sollen auch Easyjet und Wizz Air, sowie der Investitionsfonds Cerberus an Teilen von Alitalia interessiert sein. Neuerdings wird auch Air France/ KLM als möglicher Interessent gehandelt, allerdings liegt hier wohl kein Kaufangebot vor. Auch wollen EasyJet und Wizz nur noch kleinere Teile von Alitalia übernehmen.
Lufthansa muss an Alitalia Angebot nachbessern | Frankfurtflyer Kommentar
Ich gehe davon aus, dass die aktuellen Aussagen Verhandlungstaktik sind. Aktuell ist nicht bekannt, dass es ein besseres Angebot für Alitalia gibt, als das der Lufthansa. Insbesondere, da kein potenzieller Käufer so viele Arbeitsplätze und auch die Marke erhalten will (bis jetzt).
Politiker sind allerdings auch nicht immer die einfachsten und besten Verhandlungspartner. Hier steht vermutlich besonders das Interesse an gesicherten Arbeitsplätzen im Vordergrund, als ein etwas erhöhter Erlös. Das Angebot von Lufthansa ist zwar nicht öffentlich, allerdings könnte ich mir vorstellen, dass man z.B. Garantieren darüber abgibt, wie viele Jahre man die 6.000 verbleibenden Arbeitsplätze sicher stellt.
Dass man Alitalia grundlegend umstrukturieren muss, um sie profitabel zu betreiben, sollte allerdings jedem klar sein. Die Airline ist seit Jahren hochgradig defizitär und war für den letzten Investor, Etihad Airways, ein Milliarden Grab. Dass der Lufthansa Konzern defizitäre Staatsairlines umbauen und profitabel machen kann, hat er bei Swiss und Austrian gezeigt. Allerdings hatte dies bei beiden Airlines Einschnitte für das Personal und auch Unterstützung vom Staat bedeutet.
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