Lufthansa muss weitere 10.000 Stellen abbauen

Foto: Lufthansa

Die Erholung der Luftfahrt dauert weiterhin an und  nach einem Verlust von gewaltigen 6,7 Milliarden Euro in 2020, konnte der Lufthansa Konzern auch im ersten Quartal 2021 keine nennenswerte Erholung spüren und muss weiter auf die Kostenbremse treten. Auch wenn man sehr zuversichtlich ist, dass es zu einer deutlich spürbaren Erholung im Sommer kommen wird, wird Lufthansa wohl bis Anfang 2025 brauchen, bis man wieder die Größe erreicht hat, welche man vor der Pandemie einmal hatte.

Daher müssen auch in Deutschland Stellen abgebaut werden und nachdem man schon im vergangen Jahr weltweit die Mitarbeiterzahl auf unter 100.000 verringert hat, wird man auch dieses Jahr noch einmal 10.000 Stellen abbauen müssen. Hierbei will man nach Möglichkeit auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, allerdings schließt man diese auch nicht aus und man würde sich sogar für den Fall der Fälle auf Entlassungen vorbereiten.

Insgesamt hat Lufthansa in 2020 bereits 24.000 Vollzeitstellen abbauen müssen, was aufgrund diverser Teilzeitmodellen 25.700 Beschäftigten entspricht, welche den Konzern verlassen haben. Hierbei hat es aber in Deutschland kaum Mitarbeiter gegeben, welche Lufthansa verlassen haben, denn der Großteil der Mitarbeiter befindet sich nach wie vor in Kurzarbeit. Die 8.000 Vollzeitstellen, welche man in Deutschland abgebaut hat, sind vorrangig Mitarbeiter der LSG, deren Europageschäft an die Gategroup verkauft wurde.

Außerhalb von Deutschland sind bei Lufthansa in 2020 allerdings 16.000 Vollzeitstellen weggefallen, womit die Belegschaft weltweit auf 111.000 Lufthanseaten reduziert wurde, welche sich 93.500 Vollzeitstellen teilen. Aber auch diese Zahl ist noch zu hoch und vor allem in Deutschland werden wohl 10.000 Vollzeitstellen wegfallen müssen.

Hierbei will man vor allem über freiwillige Abgänge oder auch Teilzeit- und Beurlaubungsmodelle die Zahl der Vollzeitstellen senken, um dem in den kommenden Jahren zu erwartenden Marktumfeld gerecht zu werden. Wie gut dies funktionieren wird und ob der Abbau dieser 10.000 Stellen überhaupt ausreicht, wird sich zeigen, denn der Lufthansa Vorstand rechnet auch für das laufende Jahr nur mit 40-50 Prozent der Passagiere von vor der Krise. Damit befindet sich Lufthansa, wie auch die gesamte Branche in einer Krise, welche man so noch nie erlebt hat und nicht ohne Grund spricht man bei Lufthansa von der schwersten Krise seit dem 2. Weltkrieg, nach welchem die Airline aus mehreren Gründen neue gegründet werden musste.

Piloten sollen alle in 80% Teilzeit

Wenig überraschend bei dem massiv eingebrochenen Flugangebot ist, dass es auch für die Piloten weniger Arbeit gibt, allerdings stellt sich bei diesem Berufskreis der Abbau traditionell besonders kompliziert dar. Hierbei hat das letzte Jahr gezeigt, dass quasi keiner der Piloten die Lufthansa freiwillig verlassen möchte, wie man es in anderen Bereichen des Konzerns durchaus erreicht hat.

Gesichter der Lufthansa, Gesichter der Welt, Uniformen, Menschen, Kommunikation. Frankfurt, den 2.07.2013

So haben neben den altersbedingten Abgängen nur drei Piloten die Lufthansa freiwillig verlassen, was natürlich viel zu wenig ist, denn auch mittelfristig geht man davon aus, dass man etwa nur 80% der Piloten überhaupt benötigt. Man beschreibt dies sehr lapidar mit „fünf Piloten machen die Arbeit von vier“ und Lufthansa betitelt den Überhang an Piloten mit etwa 500 Kapitänen und 500 Ersten Offizieren.

Hierbei wird es Verträge geben, welche zum ersten Quartal 2022 auslaufen und Lufthansa schließt nicht aus, dass es zu einer Kündigungswelle bei den Piloten kommen könnte, sollte man es nicht schaffen, sich mit den Piloten und der Gewerkschaft über einen neuen Krisenvertrag zu einigen.

Hierbei will Lufthansa vor allem Personal im Cockpit nicht durch hohe Abfindungen abbauen, sondern man zielt darauf, dass die Piloten in den kommenden Jahren weniger arbeiten, bei selbstverständlich dann auch sinkenden Bezügen. So könnte man sich vorstellen, dass alle Piloten bei Lufthansa an Bord bleiben können, wenn die Piloten alle im Schnitt nur zu 80% arbeiten, bis die Krise überwunden ist.

Bedenkt man, dass es aktuell auch weltweit nicht beliebig einfach ist, eine Stelle im Cockpit zu bekommen, da die Branche am sprichwörtlichen Boden ist, ist dies sicher für viele Piloten deutlich attraktiver, als die Branche komplett zu wechseln.

Lufthansa muss weitere 10.000 Stellen abbauen | Frankfurtflyer Kommentar

Auch in Deutschland muss Lufthansa nun Stellen abbauen, denn die Krise und die Erholung aus dieser werden einfach zu lange dauern, als dass man über Jahre hinweg alle Mitarbeiter an Bord halten kann. Ob man wirklich Mitarbeiter entlassen muss wird sich zeigen, hier werden sicher sowohl Lufthansa, als auch die Bundesregierung alles daran setzen, diese zu vermeiden. Aktuell konnte man überhaupt Entlassungen durch das extrem lange gezahlte Kurzarbeitergeld in Deutschland vermeiden, allerdings ist dies auch keine Dauerlösung, zumal auch dieses Geld irgendwie bezahlt werden muss.

Die beste Lösung für die gesamte Branche wäre, wenn sich die Prognosen nicht bewahrheiten und sich die Luftfahrt schneller erholt, als befürchtet. Hier gilt dann also nach der Krise: Kauft Flugtickets, wie ihr Toilettenpapier gehortet habt! Die über 2 Millionen Menschen alleine in Deutschland, die direkt vom Tourismus und Reisen leben, werden es Euch nach dieser Krise danken.

8 Kommentare

  1. Sag das mal einer bestimmten Partei, die am liebsten das Fliegen innerdeutsch komplett verbieten möchte und auch sonst gerne noch mehr reduzieren. Ich würde gerne wieder mehr fliegen, aber nicht unbedingt LH, wenn sie es in fast 5 Jahren immer noch nicht hinbekommen, einen einzigen neuen Sitz abheben zu lassen.

    • Ach, wer weiß.
      Vorschläge aus der Rolle der Opposition, ohne die Gefahr, dafür zur Verantwortung gezogen zu werden und echte Regierungsarbeit unter Beachtung von 2000 Randbedingungen sind noch einmal etwas Anderes.

  2. Es wird wenn überhaupt wie ich schon mal geschrieben haben 5 Jahre dauern bis überhaupt mit gewinn gerechent werden kann.

    Ich denke das es knapp 6 bis 8 Jahre dauern bis sich überhaupt hoer etwas tut.

  3. Letzter 10 Stunden Flug mit Lufthansa vor einer Woche. Ich bestellte in zweiter Reihe Saibling wie auf der Karte vermerkt, bekam aber Lachs. Da ich eine Allergie auf Lachs habe, rief ich die Stewardess und bat um eines der zwei anderen Essen auf der Karte. Die waren aber schon weg, da „wir für 24 Passagiere nur jeweils 3×8 Essen haben“. Ich bekam also kein Essen. Wir halten fest: strukturelles Mißmanagement, man bekommt für viel Geld keine Essenauswahl und müßte einen Fisch essen, der zwar nicht auf der Karte steht den man aber dafür auch nicht verträgt (kleine Ironie). Die nette Purserin kann nichts dafür dafür aber das obere Management! Vielleicht sollte man da ein paar Leute entlassen, denn so wertgeschätzt fliege ich lieber demnächst wieder Emirates oder Quatar etc. aber nicht mehr den Kranich!

    • und wenn das das LH Management liest denken die sich die Lösung des Problems besteht darin auf vielfachen Kundenwunsch gar kein Essen mehr zu laden. Wo doch immer diese nervigen Kunden mäkeln. *Ironie off*

  4. Ja, dass ist sehr ärgerlich mit deinem Essen gewesen. Du solltest aber nicht die Qualität eines Fluges von einem “ falschen Fisch“ abhängig machen und gleich die Airline deshalb wechseln. So bekommen wir überhaupt nicht “ unsere “ deutsche Airlines LH wieder hoch !

    • wenn nun die LH das Essen in den Premiumklassen extra excessiv bewirbt ( „Wie Sie es von einem guten Restaurant gewohnt sind, reichen wir Ihnen eine hochwertige Speisekarte, sodass Sie sich frühzeitig einen Überblick über das Speisenangebot verschaffen können.“https://www.lufthansa.com/fr/de/menues-in-der-business-class) und für 1/3 nur eine eingeschränkte und für 1/3 überhaupt keine Auswahl besteht fühle ich mich als Kunde einer 5 Sterne Airline prinzipiell verarscht! Klar ist, daß ein Engpaß mal vorkommen kann. Aber so ist er strukturell eingeplant obwohl die Werbung das Gegenteil beschreibt. Die Lufthansa war mal berühmt für die Sicherheit, den persönlichen Touch des fliegenden Personals und ja, auch das war mal ein Grund, den Service.Die Sicherheit ist bei den anderen 5 Star Linien gleich und den persönlichen Touch gibt es nur noch in der First und im Einzelfall noch in der Business. Der Service ist jedoch bei allen anderen, einschließlich der Sitze, weit besser. Sic transit Lufthansa mundi.

  5. Schöne Idee: „Kauft Flugtickets, wie ihr Toilettenpapier gehortet habt!“ Nur: Toilettenpapier kann ich lagern und flexibel verwenden. Bei der Rückzahlung nicht durchführbarer Flüge in 2020 hat sich die Lufthansa das Vertrauen der Kunden selbst entzogen. Auch wenn aktuell die meisten Buchungen „kostenfrei umbuchbar“ sind, muss man ja „eventuelle Tarifdifferenzen“ nachzahlen, und da gehe ich davon aus, dass es für die Kunden teuer wird.
    Leider hat die LH ja das Modell der Hotels „Book, and pay at check-in“ abgelehnt und will immer noch unser Geld schon Monate vor einer eventuellen Leistungserbringung sehen. Da ist mir der kauf von Toilettenpapier sicherer.

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