Lufthansa-Pilot und Lotse geraten in Streit | Langstreckenmaschine muss anderen Flughafen ansteuern

Eine Lufthansa Langstreckenmaschine war Mitte Oktober unterwegs nach San Francisco, zur vorgesehenen Landezeit war es in Kalifornien bereits dunkel. In diesem Fall schreibt eine Richtlinie der Airline den Piloten vor, bei Dunkelheit das Instrumentenlandesystem ILS zu nutzen. Ein Anflug auf Sicht war also nicht möglich, der zuständige Lotse schickte den Jet daraufhin in die Warteschleife. Die weitere Konversation eskalierte, die Maschine musste nach Oakland ausweichen.

Vor einem Monat stand der Lufthansa Flug 458 noch vor dem Abflug in München unter keinem guten Stern. Es kam zu einer Verspätung von über zwei Stunden, der Start erfolgte statt um 16:20 Uhr erst um 18:30 Uhr. Entsprechend hatte sich auch die Landung am Ziel verzögert, es war längst dunkel. Der eingesetzte Airbus A350-900 war im Anflug, die Crew war mit den Vorbereitungen der anstehenden Landung beschäftigt.

Die Maschine mit der Kennung D-AIXC konnte also an dem Tag nicht manuell auf Sicht gelandet werden- scheinbar eine Herausforderung für die Lotsen. Die Konversation wurde von VASAviation aufbereitet und ist in einem YouTube Video zu hören:

  • Der Pilot informiert den Lotsen über die Unternehmensrichtlinie “due to company procedures, we are unable visual approach at nighttime”
  • Der Lotse informiert über die weitere Verspätung als Konsequenz “if that’s the case, then it will be extended delays”
  • Dies wird so hingenommen “if that’s the case, that’s the case”
  • In der Warteschleife erkundigt sich der Pilot und warnt vor Treibstoffmangel “if we are not set up for base soon, we will have to declare fuel emergency and that would really f*** up your sequence”
  • Darauf erkundigte man sich nach dem Alternativflughafen “what is your divert field?”
  • Die Antwort “it would be Oakland”
  • Wobei die Cockpitcrew es gar nicht so weit kommen lassen wollte: „I just don’t understand why everybody is taking… my company forbids visual separation at night, so what is the problem here?”
  • Der Lotse stellte das Ultimatum: “I can’t have this conversation with you, you either divert to Oakland or you can continue to hold, it’s up to you”
  • Im Cockpit hat man versucht herauszufinden, ob bald mit einer Freigabe zu rechnen ist: “okay, you promised me 10 minutes, that ran out four minutes ago, so how many more minutes?”
  • Der Lotse bleib beim Entweder/Oder: “conversation is over. what are your intentions, you want to divert or you want to continue with the delay?”
  • Die Piloten entschieden sich dann, den Ausweichflughafen anzusteuern.
Landeanflug auf SFO- Mitten am Tag

Anstatt um 19:00 Uhr in San Francisco zu landen, hatte die Maschine erst um 21:43 Uhr in Oakland wieder Asphalt unter den Rädern. Es dauert noch zwei weitere Stunden bis der Flug dann fortgesetzt werden konnte. Der finale Hüpfer ging dann noch 25 Minuten, um 23:55 Uhr erfolgte dann endlich die Landung am ursprünglichen  Zielflughafen SFO.

Im Blog OneMileAtATime beschäftigt man sich mit dem Vorfall, unter den Kommentatoren sind auch Lotsen und Piloten. Einige können die Richtlinie der Airline nicht nachvollziehen, einige sind sicher, dass die Lufthansa-Piloten nichts falsch gemacht haben.

Lufthansa-Pilot und Lotse geraten in Streit: Langstreckenmaschine muss anderen Flughafen ansteuern | Frankfurtflyer Kommentar

Unternehmensvorgaben, Regeln und solche Richtlinien müssen natürlich befolgt werden- vielleicht fanden oder finden Piloten der Airline diese selbst nicht sinnvoll. Wahrscheinlich hätte ein anderer Lotse oder dieser Lotse im Gespräch mit einem anderen Piloten anders reagiert und es wäre nicht so weit gekommen.

Am Flughafen in San Francisco ist immer viel los, zwei Bahnen sind hier nah nebeneinander- ein anspruchsvoller Job für die Lotsen. Ob es ein Ding der Unmöglichkeit war, den Lufthansa A350 an jenem Abend unterzubringen, kann ich nicht beurteilen. Die LH458 landet zumindest im Winter häufiger bei Dunkelheit, dieser Vorfall war aber wohl einmalig und ist durchaus auch auf die Art und Weise der Kommunikation zurückzuführen.

Für die Passagiere eine undankbare Nummer, aus zwei Stunden wurden fast fünf Stunden Verspätung und 14 oder 15 Stunden in einem Flugzeug. Wahrscheinlich haben sich manche Passagiere gefragt, warum man bei guten Verhältnissen als einziges Flugzeug hier umgeleitet wurde… Die Wortwahl des Kapitäns in der Ansage an die Passagiere würde uns interessieren, ist uns aber leider nicht bekannt.

21 Kommentare

  1. Unglaublicher Dialog. Ich empfinde die Arroganz des Lotsen unmöglich. Die Sicherheit der Passagiere scheint ihm völlig egal. Ich höre nicht was der Pilot falsch gemacht hat. seine Kommentare waren kurz und sachlich. Lediglich mit dem Wort f… hat er im späteren Verlauf seinen Ärger erkennen lassen. Ich kann ihn verstehen, aber vielleicht ist das in diesen Fachkreisen unüblich und falsch. Die gleiche Arroganz ist auch bei
    John Bayerstein erkennbar. Gott schütze uns vor solchen Menschen bzw. vor solchen Lotsen.

    • im Grunde hat er ja recht das die Richtlinien der Airline für den Flughafen erstmal irrelevant sind. Da der Lotse aber deutlich mehr Spielraum hat als der Pilot sollte er in dem fall anders reagieren. Und wenn man die Reaktion mit stress begründet ist der man absolut fehl am platz. Vor allem vor dem Hintergrund das mit einem Mangel an Treibstoff das Flugzeug sowieso eine bevorzugte Behandlung bekommt.

  2. Es ist bekann, dass die Lotsen in den USA es nicht mögen, wenn man ihren Anweisungen nicht sofort ohne Verzug 1000%ig Folge leistet über gar mit ihnen Diskussionen beginnt. Selbst wenn man mal nachfragt, wenn man nicht gleich alles verstanden hat ( ubd die Lotsen hauen einem manchmal gleich mehrere komplexe Anweisungen auf einmal um die Ohren), werden sie recht schnell stinkig…
    Aber der Luftraum dort ist auch chronisch überfüllt.

  3. Was für ein Kommunikationsversagen von vermeintlich „professionellen “ Piloten. Das Wort f…up in so einem Umfeld zu benutzen ist mehr als peinlich für eine eigentlich renomierte Fluggesellschaft.

    • Dieses Wort wird in den USA doch von jeder Person in jeden 2. Satz verwendet.
      Der Pilot hatte die Arroganz dieses Lotsen einfach satt.
      Ja, er hätte das Wort nicht verwenden dürfen. Hätte der Lotse einen vernünftigen Job gemacht wäre es auch nicht soweit gekommen.

  4. ich fliege selbst. meiner meinung nach ist der lotse nicht für diesen Job geeignet. vielleicht ist er bei dunkelheit auch selbst etwas „unterbelichtet“. man sollte ihn mal selbst in die D-AIXC setzen . das hätte unter umständen eine wundersame wirkung.

    • Der Loste hat nichts falsch gemacht, er hat Sichtlandung in SFO oder Ausweichen nach Oakland angeboten, mehr war zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Wer da als Pilot zu diskutieren anfängt, der ist unprofessionell. Und noch einmal, die Richtlinien der Lufthansa interessieren keinen Lotsen irgendwo auf der Welt.

      • Die Separation of Aircraft ist ein wesentlicher Bestandteil der Definition eines Fluglotsen. Siehe FAA Dokumentation.

        Ein request für ILS sollte man schon accommodaten können.

        In SFO wird die Separation wohl auf Piloten umgelegt. Ein Verantwortungsproblem.

        • Nein man kann kein ILS verlangen, wenn man 2h zu spät kommt und das in der absoluten Rush hour an einem Flughafen wie SFO, der sowieso schon an der Kapazitätsgrenze operiert. Lufthansa wusste ganz genau, nachdem sie den Abflug aus eigener Schuld (man wollte unbedingt verspätete Ersatzteile für ein anderes Flugzeug mitnehmen) um 2 h verzögert haben, dass sie viel zu spät in SFO ankommen, dass es dann dort dunkel ist und Rush hour herrscht. Und dass SFO bei gutem Wetter auch nachts mit Visual Approach arbeitet, war auch bekannt. Wer dann trotzdem losfliegt, muss sich eben hinten anstellen, wenn er bei der Landung Extrawünsche hat oder eben in Oakland landen. Das Rumgezicke des Piloten war und bleibt unprofessionell. Müdigkeit akzeptiere ich auch nicht als Argument, die waren zu dritt im Cockpit und konnten daher abwechselnd schlafen und kamen so ausgeruht in SFO an.

  5. Sicher ist das Verhalten des Lotsen inakzeptabel und hat hoffentlich Folgen.
    Die andere Frage ist aber, warum die LH so knapp getankt hat, dass nach einer so kurzen Wartezeit schon Kerosinmangel auftritt. Da muss sicher genauso nachgehakt werden.

  6. Na ja, wenn der Pilot genauso hochnäsig kommuniziert hat wie ich es schon erlebt habe dann kann ich es verstehen. Viele der „Herren“ haben einen Ton drauf da wird Dir schlecht. Und das nur weil Sie bei der „Lufthansa“ sind. Erlebe ich ständig. Gibt es in der Form bei anderen Airlines nicht.

    • Fliegen Sie persönlich als Passagier oder sind Sie beruflich involviert?
      Sollten Sie nur als Passagier fliegen frage ich mich, wie man so viel Kontakt zu den Piloten haben kann um sich ein Urteil darüber bilden zu können???? Es sei denn Sie sind selber ein Stinkstiefel und der Pilot muss von der Kabinencrew wegen Ihrem Verhalten zur Hilfe gerufen werden…

  7. Hmmm, sollte das Wohl (und die Zeit – Weiterreise etc.) nicht im Focus stehen. Eine etwas erwachsenere Vorgehensweise von Beiden wäre wohl einer Schukung zuzuführen.

  8. Ich war dabei und die LH hat sich auch nicht mit Rum bekleckert. Boarding bereits 1 Std verspätet und wir saßen min. 2 Stunden bei laufenden Maschinen, weil man auf Frachtpapiere für Reparaturteile einer anderen LH-Maschine in SF warten wollte – wenn dann der Sprit knapp wird, kein Wunder. Übrigens Nachtanken in Oakland mit Passagieren im Flieger auch nicht ganz so ok, oder? Am Boden in SF nach Mitternacht hat uns die Crew rausgelassen mit der Aussage, es wird für Hotels, Verpflegung und Alternativflüge gesorgt. Ausser ein planloser Nachtschichtmitarbeiter war da nichts!

    Dieser Flug sollte meine Ausweichroute sein, da die LH bereits meinen Originalflug nach LAX vermasselt hat. Aus geplanten 16 Stunden wurden 36 – und LH ziert sich wie immer bei der Entschädigung! Aber immer schön die Preise und Status-Hürden erhöhen. Weiter so, LH!

    • Also dass die Triebwerke 2 Stunden liefen im Stand kann gar nicht sein! Denn genau da achtet die LH extrem, nach der Landung wird bereits eines abgestellt um zum Gate mit einem zu rollen. Die Maschine war zu 100% an der Ground Power Unit. Was die Betankung betrifft gibt es ganz klare Regeln und wenn diese eingehalten werden, kann man das machen. Doch was wäre dir lieber gewesen, aussteigen, neu boarden, dann wärst du noch länger unterwegs gewesen. Die Lotsen in den USA sind bekannt und beide Beteiligten haben sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber was man total außer Acht lässt, Lotsen sind dazu da, Piloten zu unterstützen und die Airlines zahlen dafür jede Menge Geld! Lotsen sind Dienstleister und es wäre kein Thema gewesen, das ILS freizugeben, wenn er das nicht schafft, hat er seinen Job verfehlt und wenn der LH CPT immer wieder vertröstet wird und am Ende einfach abgewürgt wird, dann sollte man sich fragen, was hier schief läuft, wenn 300 Menschen in der Maschine sitzen. Im übrigen hat die LH immer genügend Sprit dabei, wie lange soll sie denn kreisen, irgendwann muss sie ausweichen und selbst der Flug nach Oakland muss noch durchgeführt werden, also von zu wenig Sprit kann man hier überhaupt nicht sprechen. Die LH CPT hat sich auch nicht mit Ruhm bekleckert, aber nach 12 Stunden Flug und einem sehr langen Tag, ist es auch mal gut! Hier sind lauter Spezialisten unterwegs, setzt euch mal in einen 350 für 12 Stunden und danach geht der Irrsinn mit einem Lotsen los, ja viel Spaß, die US Lotsen sind auch bekannt. Also wer hier fehl am Platze war, kann man sehr deutlich auf dem ATC hören.

      • Ich bin weder Pilot noch Controller, kann aber trotzdem klar denken.
        Vielleicht kann mal ein Lufthansa Gott erklären, warum es die Regelung bei LH überhaupt gibt.
        Traut die Airline das ihren Piloten nicht zu, oder dem A350 nicht?
        JRO

      • Ja, unzweifelhaft der Pilot. Ein ILS Slot war nicht frei, das hat der Lotse klar kommuniziert, der dreiste Pilot wollte es nicht wahrhaben. Da hätte ich als Lotse auch jede Diskussion verweigert.

    • Ich kann mir absolut nicht vorstellen das die Triebwerke zwei Stunden am Boden gelaufen sein sollen!!!??? Für Ihren Unmut habe ich vollstes Verständnis, -aber bitte nicht übertreiben und sachlich bleiben!!!

      • Nein nein, ich darf das schon beruflich genießen. Ich habe da schon Erfahrung. Piloten die am Telefon nur noch schreien und dich beschimpfen. Nicht mehr normal.

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