Lufthansa Piloten bietet 45% Gehaltsverzicht an

Foto: Lufthansa

Lufthansa befindet sich gerade in der schwersten Krise seit der Nachkriegszeit und schon jetzt ist klar, dass man nicht mehr ohne Hilfe zur alten Stärke zurückfinden kann. Man erwartet, dass diese Woche noch ein großes Kredit- und Beteiligungspaket des deutschen Staates verkündet wird, um die Lufthansa in der Coronakrise zu stützen, aber auch die Piloten wollen ihren Teil beitragen und bieten einen Gehaltsverzicht von bis zu 45% an.

Dabei wollen die Piloten der Lufthansa, welche im Konzerntarifvertrag der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) organisiert sind, auf bis zu 45% ihres Lohnes bis Juni 2022 verzichten. Damit würden die etwa 5.000 betroffenen Piloten ihre Verantwortung in dieser schweren Zeit, als Spitzenverdiener im Konzern wahrnehmen und einen Beitrag dazu leisten, dass Lufthansa gut durch und aus der Krise kommt.

Lufthansa könnte durch diese Maßnahme pro Jahr etwa 350 Millionen Euro einsparen, was tatsächlich in der aktuellen Situation, in der besonders die Liquidität des Unternehmens ein großes Thema ist, sicher sehr hilfreich ist. Des Weiteren sei man bei der VC auch bereit, das Kurzarbeitergeld für die Piloten kurzfristig abzusenken um so weiter Kosten zu reduzieren.

Foto: Lufthansa

Piloten fordern Garantien für Arbeitsplätze

Ganz zufällig kommt der Vorstoß der Piloten nun sicher nicht, denn man kann sich bereits jetzt ausrechnen, dass Lufthansa auf absehbare Zeit auch nach der Krise zu viel Personal hat. So rechnet man bei Lufthansa damit, dass man etwa 10.000 Vollzeitstellen abbauen muss und hiervon sind natürlich auch die Piloten des Kranich betroffen.

Der Vorstoß der Piloten zieht nun darauf ab, dass man für den drastischen Gehaltsverzicht auf Entlassungen im Cockpit verzichtet. Dies wird auch offen als Bedingung für reduzierte Gehälter angeführt. Es ist durchaus denkbar, dass Lufthansa sich hier auf ein Modell mit der VC einigt, bei welcher alle Piloten gehalten werden können, wenn dafür die Personalkosten deutlich gesenkt werden. Sicher ist allerdings, dass der Konzern so auf absehbare Zeit keine neuen Piloten mehr einstellen wird.

Lufthansa Piloten bietet 45% Gehaltsverzicht an | Frankfurtflyer Kommentar

Es ist sicher ein überraschender Vorstoß der Piloten, welche nun massive Einschnitte in ihr Gehalt anbieten, um der Airline zu helfen und auch um Arbeitsplätze der eigenen Kollegen zu sichern. Immerhin haben die Piloten in der Vergangenheit vor allem damit auf sich aufmerksam gemacht, dass man für höhere Gehälter gestreikt hat.

45% Gehaltsverzicht ist ohne Zweifel ein sehr stattliches Angebot, allerdings können die einige Piloten im Konzern durchaus leisten, denn sie gehören nicht nur zu den Spitzenverdienern bei Lufthansa, sondern auch zu den top Verdienern in Deutschland. Dennoch tut es weh für zwei Jahre auf fast die Hälfte seines Gehaltes zu verzichten, auch wenn man dadurch nicht verhungern wird.

6 Kommentare

  1. Habe mal gelesen dass es eine Grenze gibt, ab der man den Mehrverdienst nicht mehr wahr nimmt. Wenn ich nicht irre sind das 8000 € im Monat bzw 100.000 im Jahr. Alles was darüber hinausgeht spielt nicht mehr die große Rolle für das Gefühl. Und da liegen die Topverdiener bei der LH weit drüber

  2. 55% von 200.000€ sind schon verkraftbar – da könnten sich ein paar „obere Führungskräfte“ verschiedener anderer DAX Konzerne mal ein Beispiel nehmen!

    • Naja, ein pauschaler zymbolischer Gehaltsverzicht bringt makrooekonomisch gesehen eher negative Folgen. Anstatt weniger Geld brauchen die Leute jetzt mehr Geld in der Tasche damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt und das Konsumklima sich verbessert.
      Natuerlich sollten sich die Fuehrungskraefte aber nicht auf dem Ruecken der kleinen Leute die Taschen voll machen.

  3. Wieviel nun LH-Piloten tatsächlich verdient haben… Eines dürfte wohl klar sein. Das ist schon ein Angebot, das ich solidarisch nennen möchte. Für mich ein solides Zeichen dafür, dass es um LH besser bestellt ist als aktuelle Aktienkurse vermuten lassen. Daran hat für mich das Management und seine verlässlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohnehin nie zweifeln lassen. Bald wieder guten Flug!

  4. 45% bei *allen* Piloten wäre schon eine Menge. Es gibt ja nicht nur die Spitzenverdiener, sondern auch das „Fußvolk“ auf regionalen Strecken. Und auch beim Spitzenverdienst kann das erheblich sein. Vielleicht läuft gerade ein dem Verdienst angepasstes Hypothekendarlehen…
    Klar sind das jetzt Sorgen auf höchstem Niveau, ein Kaufhof-Verkäufer hat ganz andere Sorgen.
    Ich gehe anhand der Zahlen freilich davon aus, dass die Lage ernst ist und die 45% am Ende das kleinere Übel darstellen. So eine ähnliche Situation gab’s in den 90ern ja schon einmal.
    Immerhin ist das Ganze ein deutliches Zeichen für das Bewusstsein, dass Lufthansa von den Piloten, Letztere aber ebenso von Lufthansa abhängig sind.
    Manchmal war dieses Bewusstsein nicht direkt erkennbar.

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.