Business Class fliegen auf Kurz- und Mittelstrecken in Europa ist nicht wirklich großartig unterschiedlich zur Economy Class, zumindest wenn man sich den Sitz anschaut. Bei quasi allen Airlines in Europa findet man hier normale Economy Class Sitze mit einem freien Mittelsitz in der Business Class. Die große Differenzierung zwischen Economy Class und Business Class stellt mehr oder weniger ein Vorhang und der Service dar.
Was auf wirklich kurzen Flügen, wie von Frankfurt nach Hamburg kaum einen Unterschied machen mag, spielt auf den längeren Kurz- und Mittelstrecken von Lufthansa dann doch eine Rolle und wer die Flüge nach Kairo, Tel Aviv oder auch bis nach Dubai mit Eurowings einmal geflogen ist, dem vergeht hier wohl die Lust auf die Business Class, denn für den in manchen Fällen fünffachen Preis, bekommt man hier kein wirklich besseres Produkt.
Nun erwägt man aber bei Lufthansa tatsächlich die Einführung von echten Business Class Sitzen auf einigen Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen, wie der Lufthansa Gruppe Vorstand Carsten Spohr auf einer internen Veranstaltung vor Mitarbeitern verriet. Viele Details gibt er hier nicht preis, allerdings nennt er als Gründe, dass z.B. Passagiere aus den USA häufig von der Business Class der Lufthansa auf Kurzstrecken negativ überrascht seinen.
Als Ziele auf denen er sich solch eine bequemere Business Class vorstellen könnte nennt er unter anderem Kairo und Dubai, führt aber direkt an, dass man hierdurch auch mindestens zwei Sitzreihen und damit Kapazität verlieren würde.
Einige erste Datenquellen wird Lufthansa wohl bei ITA Airways sammeln können, die den Airbus A321LR mit einer echten Langstreckenkabine ausgestattet haben. So hat man hier insgesamt 165 Sitze, aufgeteilt auf 12 Business Class Sitze in einer 1-1 Anordnung, 12 Premium Economy Class Sitze in einer 2-2 Anordnung und 141 Economy Class Sitz in der klassischen 3-3 Bestuhlung.
Dass der Lufthansa Manager aber tatsächlich solch eine Premium Konfiguration ins Auge gefasst hat, ist aufgrund der Angabe von nur zwei verlorenen Reihen doch fast unwahrscheinlich. Vermutlich würde man hier auf ein Produkt setzen, dass der US First Class auf Kurzstrecken vergleichbar wäre, was aber immer noch einen deutlichen Komfortgewinn mit sich bringt.
Allerdings will man bei ITA Airways mit den premium Airbus A321LR auch Ziele wie Dubai, Kuwait und Co ab Rom ansteuern und hier wird die Kundschaft vermutlich nicht weniger als eine echte Business Class akzeptieren, zumindest wenn man hier bei Lufthansa auch weiterhin Business Class Preise durchsetzen will.
Die Idee einer Subflotte für lange Kurz- und Mittelstrecken ist bei Lufthansa nicht neu und eigentlich gab es dies vor einigen Jahren mit dem Airbus A300 schon einmal. Dieser hatte auch eine richtige Business Class an Bord und wurde unter anderem auf Flügen nach Athen, Cairo und Tel Aviv eingesetzt. Aber auch auf Frankfurt nach Düsseldorf konnte man diesen großen Jet vor über 10 Jahren sehen und er wurde daher oft auch liebevoll „Kontischaufel“ genannt, da man mit ihm viele Passagiere in einem Flugzeug zum Hub „schaufeln“ konnte.
Lufthansa prüft echte Business Class auf Kurz- und Mittelstrecken | Frankfurtflyer Kommentar
Es wäre tatsächlich ein Paukenschlag, wenn Lufthansa zumindest auf langen Kurz- und Mittelstrecken einen echte Business Class einführen würde und man hier eine Subflotte schafft. Aber genau dies macht es auch so kompliziert, denn einen weitere Subflotte bringt wieder mehr Komplexität ins Netzwerk, die man ja eigentlich abbauen will.
Auf der anderen Seite würden Airbus A321 mit richtiger Business Class auch ganz neue Möglichkeiten eröffnen und man könnte vor mit diesen Flugzeugen neue Ziele im Nahen Osten, aber auch in Afrika und teilweise bis nach Indien bedienen.
Interessant ist, dass man jetzt darüber nachdenkt, nachdem man vor allem Ziele wie Kairo und Tel Aviv vor Jahren von dem Airbus A340 und der Boeing 747 auf den Airbus A321 umgestellt hat. Damals hies es, es gäbe nur eine überschaubare Menge an Beschwerden, was ich persönlich nicht bestätigen kann, denn ich war damals auf einigen dieser Flüge und habe quasi jedesmal Passagiere erlebt, welche sich lautstark über den unbequemen Sitz in der Business Class aufgeregt haben.
Ich bin sehr gespannt, ob wir diesen Test bei Lufthansa wie hier angedeutet überhaupt sehen werden oder ob man hier vor allem die Daten von ITA Airways nutzen wird, die man mit dem Airbus A321LR sammelt. Interessant hier aber auch, dass man bereits klar gemacht hat, dass man die Flugzeuge in der premium Konfiguration, in der sie gerade fliegen, auch beibehalten will.
Es wäre ein Wunder, wenn LH einmal auf die Kunden hören würde. Einen schönen 4. Advent.