Es waren langwierige Verhandlungen in den letzten Wochen zwischen dem Lufthansa Vorstand und der Bundesregierung. Dabei ging es um nicht weniger als die Rettung der größten deutschen Airline und alles was aus den Verhandlungen über Staatshilfen nach außen gedrungen ist, glich einem Pokerspiel. Sogar eine Insolvenz von Lufthansa wurde in Erwägung gezogen, wenn man sich mit der Bundesregierungen nicht über die Auflagen der Rettung einigen könnte.
Nun haben sich Lufthansa und die Bundesregierung auf ein 9 Milliarden Euro Paket für Lufthansa geeinigt, bei welchem der Bund über den WSF eine stille Einlage in Höhe von 5,7 Milliarden Euro leistet, für etwa 300 Millionen Euro neu emittierte Aktien kauft (2,57 Euro je Aktie) und damit 20% der Airline übernimmt und gleichzeitig wird die KfW einen Kredit in Höhe von bis zu 3 Milliarden Euro absichern.
Aber nur weil sich die Lufthansa Führung und die Bundesregierung auf ein Rettungspaket verständigt haben, bedeutet dies noch nicht, dass alles schon in trockenen Tüchern ist, denn das ausgehandelte Paket muss nun noch vom Aufsichtsrat der Airline, den Aktionären und auch der EU Kommission akzeptiert werden und dabei kann noch einiges schief gehen.
Auch wenn man bei Lufthansa und der Bundesregierung guter Dinge ist, dass man dieses Paket wie ausgehandelt von allen Seiten bestätigt bekommt, könnte es nun doch noch scheitern oder sogar verzögert werden, denn sowohl die EU Wettbewerbskommissarin hat erste Bedenken an dem Deal angemeldet und würde gerne Auflagen gegenüber der Lufthansa machen, welche das gesamte Paket so unattraktiv machen könnten, dass der Lufthansa Aufsichtsrat und die Aktionäre nicht mehr zustimmen und doch eine Insolvenz als Alternative wählen.
EU erwägt Auflagen für Lufthansa wegen Staatshilfen
Wie es in der Politik nicht ganz unüblich ist, gab es direkt nach dem Bekanntwerden der Rettungspläne für Lufthansa auch schon die ersten Gerüchte, dass man in Brüssel hier nicht einverstanden sein könnte. So will man die Staatshilfen wie eine Fusion betrachten und Lufthansa daher Auflagen machen, um zu vermeiden, dass die größte Airline in Europa noch mächtiger wird.
So sprach man davon, dass Lufthansa Landerechte in Frankfurt und München abgeben solle, damit diese von Mitbewerben genutzt werden können. Sowohl bei Lufthansa, als auch bei der Bundesregierung stößt diese Forderung auf wenig Verständnis und man wolle sich dies nicht gefallen lassen.
Aber auch wenn man innerhalb der Bundesregierung schon gesagt haben soll, dass man hier mit Brüssel auch streiten werde, am Ende des Tages wird man die Genehmigung der EU Kommission für das Hilfspaket benötigen.
Lufthansa Aufsichtsrat stimmt den Hilfspaket vorerst nicht zu
Eigentlich hätte nun der Aufsichtsrat der Lufthansa dem Hilfspaket zustimmen sollen und aufgrund der Kapitalerhöhung hätte man auch noch eine außerordentliche Aktionärsversammlung abhalten müssen, um eine Zustimmung der Anteilseigner der Lufthansa zu erhalten.
Nun ist etwas recht überraschendes passiert, denn der Lufthansa Aufsichtsrat hat einen Beschluss über das Rettungspaket vorerst vertagt und man wolle sehr genau prüfen, was die Auflagen der EU Kommission sein werden. In einer Stellungnahme des Konzern heißt es dazu:
Der Aufsichtsrat hat die aktuell indizierten Auflagen der EU Kommission zur Kenntnis genommen. Sie würden eine Schwächung der Drehkreuzfunktion an den Heimatflughäfen der Lufthansa in Frankfurt und München zur Folge haben. Die daraus resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf das Unternehmen und die vorgesehene Rückführung der Stabilisierungsmaßnahmen sowie mögliche Alternativszenarien müssen intensiv geprüft werden.
Vor diesem Hintergrund hat der Aufsichtsrat dem Stabilisierungspaket in Zusammenhang mit den EU Auflagen nicht zustimmen können.
Damit ist die Situation rund um die Lufthansa Rettung wieder offen, denn der Aufsichtsrat stellt auch klar, dass man ohne das Rettungspaket in die Zahlungsunfähigkeit und damit in die Insolvenz rutschen würde.
Zur Aufrechterhaltung der Solvenz stuft der Aufsichtsrat Stabilisierungsmaßnahmen des WSF aber weiter als die einzig gangbare Alternative ein.
Damit spielt man den Ball nun auch wieder zurück zu den Verhandlungen in Brüssel, welche hinter verschlossen Türen passieren. Hier will man klar stellen, dass unter zu großen Auflagen seitens der Politik auch eine Insolvenz immer noch ein gangbarer Weg für Lufthansa ist. So wird in Frankfurt wohl auch schon durchgerechnet, ob es nicht sogar die günstigere Option sein könnte.
Auch die Aktionäre müssen zustimmen
Dem Rettungspaket für Lufthansa müssen auch die Aktionäre der Lufthansa zustimmen und auch hier könnte man mit Widerstand rechnen, weshalb in der aktuellen Situation die außerordentliche Hauptversammlung nicht einberufen wurde, in welcher man über die Hilfen abgestimmt hätte.
Für die Aktionäre ist das Rettungspaket der Lufthansa durchaus eine bittere Pille, denn durch die Kapitalerhöhung seitens des Staates werden die Anteile deutlich verwässert und auch in der Zukunft könnten hier noch weitere Anteile an den Staat fließen.
Des weiteren werden die Aktionäre über mehrere Jahre auf die Dividenden verzichten müssen, denn der Staat wird als erstes bedient und lässt sich seine Hilfen hierbei auch fürstlich verzinsen. Man geht aber davon aus, dass die Aktionäre dennoch der Empfehlung des Aufsichtsrates und der Geschäftsführung von Lufthansa folgen werden.
Die Lufthansa Aktie hatte sich im Laufe des Tages nach der Ankündigung des Rettungspaketes wieder einigermaßen berappelt und ist auf über 10 Euro je Aktie gestiegen. Nach der Ankündigung des Aufsichtsrates, dem Rettungspaket nicht direkt zuzustimmen, stürzte das Papier um über 10 Prozent auf teils unter 9 Euro ab.
Lufthansa Rettung könnte jetzt noch an Aufsichtsrat, Aktionären und der EU scheitern | Frankfurtflyer Kommentar
Es ist und bleibt spannend und lange ist noch nichts entschieden, wenn es um die Lufthansa Rettung geht. Warum die EU Kommission nun auf die Schwächung der Lufthansa pocht, kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen, zumal man das 7 Milliarden Euro Paket für Air France mehr oder weniger durchgewinkt hat.
Dabei hat man Air France jedoch Auflagen im Bezug auf die Umweltfreundlichkeit seitens der französischen Regierung gemacht und dies könnte im Interesse der EU und dem Green Deal sein.
Lange wird es wohl aber nicht mehr dauern, bis wir eine Entscheidung über das Rettungspaket der Lufthansa haben werden, denn der Lufthansa droht gerade das Geld auszugehen und ewig kann man diese Situation nun nicht mehr durchhalten. Eine Millionen Euro pro Stunde verliert die Airline aktuell nach eigenen Angaben, nachdem man fast die komplette Flotte am Boden lassen musste.
Erstaunt mich etwas, dass hier der Unreschied zwischen AF und LH Hilfspaket bekannt ist…
Aber gerne zum Verständnis hier:
Wenn man sich richtig mit den Sachen beschäftigst , wirst man verstehen. Dazu hilft es sich das Video mit Herrn Froese und „offen gesagt“ mit Herrn Spohr anzuschauen.
Bei Air France und co sind das reine Staatskredite , die in einem Jahr zurückgezahlt werden sollen.
Und LH wird mit Steuergeldern EIGENKAPITAL in die LH gepumpt(über Staatsbeteiligung per Aktienkauf) und sind sogar noch ca 5 Milliarden mehr als bei AF und Co. Ryanair bekommt ca 600 Millionen. Herr Spohr selbst und den Finanzcontroller bei dem Froese-Interview haben das übrigens gut erklärt und es wurde jetzt schon ein paar mal beschrieben , warum das so ist.
Ist eben ein massiver Unterschied , der LH Wettbewerbsvorteile verschafft.
Naja da gibt es aber zwei Dinge die du außer Acht lässt.
1. Wird es Air France nicht schaffen, die 7 Milliarden binnen einem Jahr zurück zu zahlen. Bei diesem frommen Plan frage ich mich, woher plötzlich (mitten in einer Krise) die enorme Profitabilität von AF kommen soll. Auch die zweifache, mögliche Verlängerung auf drei Jahre ist sehr, sehr sportlich und wer ehrlich ist, geht davon aus, dass das nicht klappen wird.
2. Es ist natürlich richtig, dass die Einlage des WSF als Eigenkapital zu werten ist (zumindest 4,7 Milliarden davon), aber auch diese sind KEIN Geschenk. LH muss hier eine Vergütung von bis zu 9,5 % pro Jahr an den Staat zahlen und das Geld muss auch wieder Zurückgezahlt werden.
Natürlich gibt es bei den Deals zwischen AF und LH gewisse Unterschiede, aber daher versuchen die LH zu schwächen, verstehe ich persönlich nicht und ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass man das auch in Brüssel noch durchsetzen kann.
Schon klar, dass es keine Garantie gibt, dass AF den Kredit zurückzahlen kann – die EU wird aber in dem Fall dann aber auch einschreiten (können),wenn Frankreich in anderer Form hilft – es geht um den JETZIGEN rechtlichen Unterschied.
Und der ist gewaltig, Mitsprachemoglichkeit des Staates über 2 AR Posten zB, aber auch das ganz andere Interesse des Staates an Wettberwerbsvorteilen f LH als Stakeholder.
Hätte LH die 9 Mia als Kredit bekommen, hätte die EU wohl genauso wenig protestiert wie zB schon bei AF und SAS.
Es ging mir nur um diesen Unterschied!
Ja den unterschied verstehe ich, wobei sich mir dann die Frage stellt, warum die komplette Übernahme von Alitalia durch Italien akzeptiert wird ? Das ist nicht so ganz passend und wird damit begründet (vermutlich), dass LH Marktführer ist. Da bewegt man sich argumentativ schon auf dünnem Eis und ich habe das Gefühl, dass es ein Politikum geworden ist, bei dem es um Machtdemonstrationen geht.
BTW LH hätte gerne die gesamten Staatshilfen als Kreditgarantien gehabt, welche bei bedarf abgerufen worden wären. Dagegen hat man sich aber gesträubt auf der anderen Seite.
Was bedeutet das denn für die Erstattungen? LH erstattet ja illergalerweise nicht innerhalb der 7 Tage Frist sondern nach frühestens 12 Wochen. Wenn man jetzt einfach weiterhin EU Recht bricht und wartet bis man insolvent ist und dann nichts mehr auszahlen kann wäre das ein unfassbarer Skandal.
Blöde Frage: Wenn die LH ganz ungeniert die Insolvenz in Betracht zieht, weil man keine Slots abgeben will – sind denn diese nicht dann eben erst recht ALLE weg, da die Familie ääääh Firma nicht mehr so 1:1 existiert? (mal abgesehen davon, daß dieses Geschäftsgebahren meine vollste Verachtung genießt).
Man würde wohl in ein Schutzschirm Verfahren gehen, bei welchen man die Firma von den Durchgriffen der Gläubiger geschützt ist, aber ganz normal weiter arbeitet. Ein Grounding würde es nicht geben und die Slots würde man auch behalten. Vorerst zumindest, denn was in dann genau passiert muss man schauen.
Aus Wirtschaftlicher Sicht ist es durchaus die Pflicht der LH Führung, eine Insolvenz durchzuspielen, denn wenn dies das günstigere oder Erfolgsversprechendere Szenario ist, dann sollte man dies auch tuen.
Und leider wieder stark pro-LH verfasst, v.a. in den Kommentaren. Etwas mehr Differenzierung oder zumindest Neutralität wäre wünschenswert
Ja was LH macht ist unfassbar es kann doch nichts sein, dass man sich der Mitarbeiter, Pensionen und Kundenforderungen entledigt und dann einfach weitermacht wie bis her, nach dem Motto alle müssen bluten nur der Vorstand macht sich weiterhin die Taschen voll. Und die Erstattungen verzögert man gegen EU Gesetze einfach so lange bis man unter dem Schutzschirm ist un dann zeigt man dem treuen Kunden den Mittelfinger. Und auch das mit den Slots ist doch lächerlich, man will 300 Flugzeuge dauerhaft stilllegen und dann regt man sich auf wenn man die Slots für 12 verliert? Das macht doch überhaupt keinen Sinn und keinerlei kritische Berichte darüber.