Lufthansa Rettung weiter unklar: Bund fordert die Übernahme aller Airbus Bestellungen

Lufthansa A330 fliegt bald nicht mehr nach Kuwait und Bahrain

Lufthansa braucht frisches Kapital um einen Neustart nach der Corona-Krise schaffen zu können, so viel steht fest. Seit Wochen verhandelt man daher mit der Bundesregierung über ein Rettungspaket für Lufthansa. Hierbei wird immer wieder von etwa neun Milliarden Euro gesprochen, welche die Lufthansa brauchen würde, allerdings konnte man immer noch keine finale Einigung erzielen.

Der Grund hierfür sind neue Forderungen der Bundesregierung, welche an die Finanzhilfen geknüpft sind. So soll man fordern, dass Lufthansa alle offenen Bestellungen für Flugzeuge bei Airbus auch pünktlich abnimmt, auch wenn es sich hierbei um Flugzeuge handelt, welche man eigentlich in den kommenden Jahren nicht braucht.

Diese neue Forderung von der Bundesregierung soll nun dafür gesorgt haben, dass man diese Woche zu keiner Einigung gekommen ist, nachdem das Hilfspaket für Lufthansa schon in trockenen Tüchern gesehen wurde. Die für Freitag angesetzte Aufsichtsratsitung wurde nun auf Montag verschoben.

147 offene Bestellungen alleine bei Airbus

Lufthansa hat vor der Krise eine Menge neuer Flugzeuge sowohl bei Airbus, als auch Boeing bestellt. Mit den neuen Flugzeugen soll vor allem die Flotte erneuert werden, aber man wollte auch wachsen. Dabei sind die Orderbücher von Airbus mit Aufträgen von Lufthansa extrem gut gefüllt und 147 Flugzeuge sollen in den nächsten Jahren an Lufthansa geliefert werden.

  • 61  Airbus A320neo
  • 35 Airbus A321neo
  • 27  Airbus A350-900
  • 24 Airbus A320/321neo für Swiss

Neben der großen Bestellung bei Airbus, hat Lufthansa aber auch bei Boeing bestellt und hier will man je 20 Boeing 787-9 und Boeing 777-9X abnehmen.

Klar ist schon jetzt, dass dies viel zu viele Bestellungen für Lufthansa sind und man wird die Flugzeuge in den kommenden Jahren wohl nicht alle benötigen. Vermutlich verhandelt man gerade mit beiden Herstellern über Verschiebungen oder sogar Stornierungen von Bestellungen. Wenn man bedenkt, dass Lufthansa plant, über die kommenden drei Jahre hinweg hunderte von Flugzeugen dauerhaft abzustellen, wird klar, dass man die Flugzeuge nicht alle benötigen wird, zumindest nicht zu dem ursprünglich geplanten Termin.

Alleine die Bestellungen von Lufthansa bei Airbus haben einen Wert von über fünf Milliarden Euro, welche Lufthansa in den kommenden Jahren an Airbus überweisen müsste. Geld, das die Airline wohl in den kommenden Jahren nicht haben wird.

Airbus Klausel macht Lufthansa massive Probleme

Leider zeigt die Airbus Klausel, welche nun als Forderung aufgekommen ist sehr deutlich, welche Probleme der Staat als Gesellschafter der Lufthansa bedeuten kann, denn man will ganz offensichtlich Einfluss auf das Geschäft von Lufthansa nehmen.

Mit dem Airbus Deal würde man auch nicht nur ein anderes Unternehmen in Europa stützen, sondern Deutschland ist auch direkt an der Airbus Muttergesellschaft EADS beteiligt und daher hat man hier natürlich ein massives Interesse daran, dass Lufthansa ein guter Airbus Kunde ist.

Für Lufthansa wäre allerdings nicht nur ein großes Problem, dass man wohl Flugzeuge von Airbus übernehmen müsste, welche man gar nicht braucht, man müsste im Umkehrschluss auch die Boeing Bestellungen bevorzugt stornieren. Dies bringt Lufthansa auf lange Sicht in eine miserable Ausgangssituation, wenn es um zukünftige Flugzeug Bestellungen geht.

In der Airline Branche ist es üblich, dass man bei beiden Herstellern bestellt, denn hierdurch ergeben sich deutlich bessere Verhandlungspositionen für die Airline, welche vor allem den Preis der Flugzeuge drücken können, aber auch Lieferpositionen sind hier immer ein wichtiger Punkt in den Verhandlungen.

Lufthansa Rettung weiter unklar: Bund fordert die Übernahme aller Airbus Bestellungen | Frankfurtflyer Kommentar

Leider zeigen Forderungen wie diese, was für ein problematischer Gesellschafter der Staat sein kann, denn hier können verschiedene Interessen zu ungünstigen Forderungen führen. Es gibt durchaus einen Grund, warum sich Lufthansa gegen zu viel Einfluss der Bundesregierung auf die Airline wehrt, denn irgendwann wird es sehr schwer eine Airline erfolgreich zu führen.

Aktuell wird wohl über das Wochenende weiter verhandelt werden, denn am Ende muss ein Deal entstehen, welcher auch vom Aufsichtsrat der Lufthansa und den Aktionären akzeptiert wird und mit problematischen Forderungen könnte dies schwer werden zu verkaufen. Eine Insolvenz von Lufthansa steht weiterhin im Raum!

9 Kommentare

  1. Das finde ich echt absurd! Als Steuerzahler finde ich es bis zu einem gewissen Grad gut, dass LH gerettet wird. Immerhin hängen viele Arbeitsplätze direkt und indirekt mit dem Unternehmen zusammen.

    Es kann aber in meinen Augen nicht sein, dass der Staat so etwas von einem Unternehmen fordert, dass in der Theorie insolvent ist und die Maschinen defakto nicht in absehbarer Zeit Gewinnbringend nutzen kann.

    Danke für den Artikel.

  2. Klugscheissmodus: EADS hat sich vor 7 Jahren umbenannt und heißt nun Airbus Group – die Sparte die Verkehrsflugzeuge herstellt hat sich von Airbus in Airbus Commercial Aircraft umbenannt. 😉

  3. Da zeigt sich leider einmal wieder, was herauskommt, wenn branchenferne Politik auf wirtschaftliches Denken und Handeln prallt. Sinnvoll wäre doch viel mehr, exakt jene Flugzeuge zu übernehmen, welche die LH in den kommenden Jahren dringend benötigen wird. Dabei sollte der Hersteller keine Rolle spielen.

  4. Das ist genau der Grund warum ich in einem vorherigen Post zu diesem Thema geschrieben habe das es nicht gut gehen kann wenn der Staat ein Mitspracherecht hat. Warum muss ich da an Trump denken…?

    • Da spricht mir jemand aus dem Herzen. Bisher dachte ich, man wäre in D auf einem deutlich höheren Niveau als Mr. President unterwegs. Aber gerade diese Forderung der Bundesregierung zeigt, dass man alle in einen Sack gesteckt, immer den richtigen mit dem Knüppel trifft, wenn man drauf haut…….

  5. Ich warte nun noch auf die Meldung, dass die Beamtenshuttle von Berlin nach Köln/Bonn und Brüssel zukünftig mit einem LH A 380 in All-Business Auslegung und Bordbar á la Qatar durchgeführt werden. Damit sich das dann auch lohnt jeweils als Panoramarundflug über die Alpen oder besser gleich über Island…..
    Ironie off.

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