Lufthansa verdient wieder Geld, aber nicht mit dem Fliegen von Passagieren

Eine Boeing 747 8i der Lufthansa.

Lufthansa hat am 15. Juli die vorläufigen Quartalsergebnisse für das zweite Quartal 2022 vorgestellt und auch wenn die finalen Quartalszahlen erst zum 4. August veröffentlicht werden, ist das Ergebnis durchaus positiv und Lufthansa kann erstmals seit 2019 wieder einen operativen Gewinn ausweisen, was ein deutliches Zeichen der Erholung ist.

Dabei sind die Zahlen, welche Lufthansa in der Voranmeldung nennt durchaus beeindruckend, so weist man einen für das zweite Quartal operativen Gewinn zwischen 350 und 400 Millionen Euro aus, was eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vergleichszeitraum in 2021 ist, wo man zwischen April und Juni noch 827 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet hat.

Noch positiver ist der Free Cash Flow, welcher im Q2 auf rund 2 Milliarden Euro gestiegen ist, was mehr als das fünffache von 2021 ist, wo man im Q2 nur 382 Millionen Euro an Free Cash Flow hatte. Dies lässt sich insbesondere auf die steigende Nachfrage nach Passagierflügen erklären, denn die Passagiere buchen wieder Flüge und bringen damit die Liquidität in den Konzern.

Dabei wurde ein großer Teil der zusätzlichen Liquidität dazu genutzt, den recht beachtlichen Schuldenberg von Lufthansa abzubauen und man will die Verbindlichkeiten, welche am 31. März 2022 noch mit 8,3 Milliarden Euro ausgewiesen werden mussten in etwa der Höhe des Free Cash Flows reduzieren.

Die Börse reagiert sehr positiv auf diese Nachricht und die Lufthansa Aktie legte um fast 7% zu.

Hierbei sollte man allerdings bei den Zahlen von Lufthansa beachten, dass es sich beim Gewinn um einen Adjusted EBIT von 350 bis 400 Millionen Euro handelt, was nicht nur bedeutet, dass es der Gewinn vor Steuern und Zinsen ist, sondern auch vor möglicher Sondereffekte. Dabei ist noch nicht bekannt, welche Sondereffekt man bei Lufthansa hier herausgerechnet hat.

Der Cash Flow ist ebenfalls ein Adjusted Free Cash Flow und auch hier bleiben die genauen Quartalszahlen zum 4. August abzuwarten um zu sehen, was genau hier als Anpassung vorgenommen wurde.

Interessant ist allerdings der Hinweis von Lufthansa, dass man zwar deutliche Mehreinnahmen aus dem Passagiergeschäft verbucht hat, aber nach wie vor ist das Passagiergeschäft aller Airlines (mit Ausnahme von Swiss) defizitär. Dabei kommen die Überschüsse maßgeblich aus dem aktuell sehr ertragreichen Luftfrachtgeschäft.

Lufthansa verdient wieder Geld, aber nicht mit dem Fliegen von Passagieren | Frankfurtflyer Kommentar

Der Aufschwung ist aktuell deutlich zu spüren und Airlines in Europa und Nordamerika verdienen diesen Sommer zum ersten Mal seit 2019 wieder Geld, was sicherlich gute Nachrichten sind. Spannend wird nun aber vor allem auch das Q3, welches gerade läuft, denn hier wird man aus dem Passagiergeschäft noch einmal deutlich höhere Einnahmen haben, aber auch enorme Kosten durch das aktuelle Chaos.

Dass für Lufthansa nach wie vor das Frachtgeschäft die einzige ertragreiche Sparte beim Fliegen ist, ist eigentlich nicht überraschend, denn im zweiten Quartal 2022 waren die Passagierkabinen noch nicht so gut gefüllt wie aktuell. Man darf aber abwarten, was hier nun am Jahresende ausgewiesen wird.

6 Kommentare

  1. Da darf man mal auf das vierte Quartal gespannt sein… Mal sehen wie die Nachfrage den Winter über ist (Inflation, Corona, …) Hoffentlich nicht so miserabel, dass man bei LH wieder eine Rolle rückwärts macht, Sparmaßnahmen ergreift oder Flugzeug-Reaktivierungen (z.B. A380) wieder abbläst ^^

    • Dass es so schlimm wird glaube ich ehrlich gesagt nicht, aber ja der Winter wird noch mal spannend. Wenn man da wieder in einen Corona Lockdown geht und sei er auch noch so mild, wird das kommende Jahr schwierig wie dieses.

      • Klar die Lufthansa muss wieder profitabel werden. Jedoch wurde das Image und die Marken Lufthansa und SWISS Nachhaltig sehr geschädigt. Die Mitarbeiter beider Marken arbeiten am Limit, verdienen weniger und die Passagiere werden beschissen behandelt. Es läuft nichts mehr ordentlich in der Lufthansa Group. Das Klima innerhalb der Lufthansa und SWISS ist laut vielen Mitarbeiten am Arsch! Man spürt dies als Kunde auch.

        Es wird Zeit, dass das Management die Verantwortung trägt und Carsten Spohr und Dieter Vranckx ausgewechselt werden.

        Dieter ist übrigens der CEO der die SWISS kaputt spart und Mitarbeiter praktisch schon ausbeutet. Ich bin selbst Unternehmer und kann viele Aspekte nachvollziehen, jetzt geht es mittlerweile zu weit!

        Ich trage schon meine Konsequenzen und buche aus Protest ca. 50% meiner Flüge mit anderen Airlines.

        Wir Vielflieger müssen auch etwas Solidarität mit den Mitarbeitern haben!

        #SpohrMussWeg

        #DieterMussWeg

  2. Interessant ist, dass der Free Cash Flow durch die zunehmenden Buchungen der Passagiere zustande kommt. Also die immer noch branchenübliche Vorkasse, man könnte auch sagen „Kredit“. Dieser Kredit wird also genutzt, um Schulden abzubauen (=Kredite abzulösen).
    Hoffentlich kommt dann schlussendlich auch die Leistung durch LH zustande. Sonst heißt es zurückzahlen bzw. fordern, und dann ist das Kreditablösemodell wenig nachhaltig.

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