Lufthansa vermeldet schon über 4,1 Milliarden Euro Verlust in 2020

Foto: Lufthansa

2020 ist ohne Zweifel das finanziell schwärzeste Jahr in der Geschichte der Lufthansa, seit der Neugründung nach dem zweiten Weltkrieg. Auch wenn der Kranich schon viele Krisen gesehen hat, ist die Coronakriese eine für die Luftfahrt noch nie dagewesene, denn nicht nur dass man für Monate den Flugbetrieb quasi komplett einstellen musste, auch jetzt ist die Lufthansa nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Nun hat man die ersten Finanzzahlen für das dritte Quartal 2020 veröffentlicht, in welchen man erwartungsgemäß einen Verlust ausweisen musste. Operativ hat man zwischen Juli und September 1.262 Milliarden Euro verloren, was zwar weniger ist, als von vielen Beobachtern befürchtet, aber insgesamt hat die Lufthansa in 2020 schon über vier Milliarden Euro allein durch das operative Geschäft verloren.

Besonders schmerzlich ist der Verlust von 1.262 Milliarden Euro alleine im Dritten Quartal 2020 vor allem deshalb, weil man in genau diesen Sommermonaten traditionell das meiste Geld verdient. So hat Lufthansa 2019 im dritten Quartal 2019 noch 1.297 Millionen Euro verdient.

Für die Wintermonate erwartet man auch keine Besserung, denn nicht nur dass diese traditionell nicht gut gebucht sind und Lufthansa hier auch in guten Jahren öfter operative Verluste ausweisen muss, dieses Jahr können viele Passagiere aufgrund der Reiserestriktionen auch nicht fliegen.

Nachdem im Sommer die Nachfrage nach Flügen erst deutlich besser war, als man noch erwartet hatte, wurde man schnell wieder ausgebremst und inzwischen liegt die weltweite Nachfrage nach Flugreisen unter dem was man noch im Frühjahr vorhergesagt hat. Eigentlich wollte Lufthansa mit 60% des ursprünglichen Angebotes im Winter fliegen, doch man musste das Angebot nun auf 25% zurückfahren, was die schwere der Krise unterstreicht.

Negativer Cashflow und steigende Verschuldung

Der Adjusted Free Cash Flow belief sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 auf -2.579 Millionen Euro und allein im dritten Quartal lag der Adjusted Free Cash Flow bei -2.069 Millionen Euro. Zum Vergleich im dritten Quartal 2019 lag er bei +416 Millionen Euro.

Dabei war der Wert im dritten Quartal besonders weit im Negativen, da Lufthansa hier endlich viele der stornierten Tickets aus der Coronazeit zurückbezahlt hat. Nach eigenen Angaben hat man mit 7,3 Millionen Tickets über 90% der Erstattungsanträge bearbeitet und ausbezahlt, allerdings sind weiterhin über 600.000 Anträge offen und müssen bearbeitet und bezahlt werden. Hier kommen auch noch regelmäßig neue zu erstattende Tickets hinzu, da weiterhin noch im Sommer geplante Flüge gestrichen werden und auch noch nicht alle Passagiere aus dem Frühjahr ihre Tickets zur Erstattung eingereicht haben.

Bei den schlechten Finanzzahlen steigt natürlich auch die Verschuldung der Lufthansa weiter. So lag die Nettokreditverschuldung am Ende des dritten Quartals bei 8.930 Millionen Euro und ist in 2020 um über 2,3 Milliarden Euro gestiegen.

Dennoch stehen dem Lufthansa Konzern weiterhin über 10 Milliarden Euro an liquiden Mitteln zur Verfügung, wovon noch über 6,3 Milliarden Euro aus den Hilfspaketen für die Lufthansa, Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airlines stammen, welche man noch nicht bei den Staaten abgerufen hat.

Lufthansa sieht sich zwar für die schweren Wintermonate als ausreichend gut finanziell aufgestellt um diese zu überleben, allerdings will man auch die Staatshilfen nach Möglichkeit nicht komplett ausschöpfen, denn diese sind kein Geschenk an die Airline, sondern kommen mit bis zu 9,5% extrem teuer für die Lufthansa und sind im schlimmsten Fall nur ein Tod auf Raten.

Lufthansa wird Personal abbauen müssen und massiv Kosten reduzieren

Bei den miserablen Zahlen ist klar, dass Lufthansa massiv Kosten reduzieren muss. Hierfür hat die Airline schon eine Reihe von Sparmaßnahmen auf den Weg gebracht und so werden mindestens 100 Flugzeuge die Flotte von Lufthansa vorzeitig verlassen, darunter auch Airbus A380 und Airbus A340-600.

Auch bei den Lounges hat man schon den Rotstift ansetzen müssen und an fünf deutschen Airports werden die Lufthansa Lounges auch nach der Krise nicht wieder eröffnet.

Aber auch am Personal muss Lufthansa sparen und nachdem klar ist, dass die Airline kleiner wird, müssen leider auch Mitarbeiter die Airline verlassen. Aktuell spricht man davon, dass von den etwa 130.000 Angestellten über 30.000 gehen müssen. Hier kommen auf die Mitarbeiter des Kranichs noch sehr schwere Zeiten zu und auch auf alle die sich noch vor einem Jahr Hoffnung auf eine Kariere bei Lufthansa gemacht haben, stehen nun vor dem Aus. So wurde den 700 Pilotenschühlern an der Lufthansa Flugschule in Bremen nahegelegt, sich nach anderen Optionen umzusehen, denn Lufthansa wird über Jahre hinweg keine neuen Piloten mehr einstellen.

Lufthansa Aktie reagiert überraschend positiv

Interessanterweise reagierte die Börse auf die nicht gerade guten Finanzzahlen von Lufthansa durchaus positiv und die Aktie des MDAX Unternehmen stieg im Tagesverlauf um bis zu 7%. Hierbei wurde der Kurs wohl davon beflügelt, dass der operative Verlust nicht so hoch ausgefallen ist wie befürchtet und auch, dass die Liquidität von Lufthansa durchaus noch Luft bietet um den Winter ohne neue Staatshilfen zu überstehen.

Hierbei sollte man dieses Signal allerdings nicht überbewerten, denn nicht nur dass an der Börse bekanntlich die Zukunft gehandelt wird und einige Anleger hier wohl sehr weit in die Zukunft geschaut haben, die Aktienkurse sind in der aktuellen Krise auch stellenweise von der Realwirtschaft komplett entkoppelt.

Lufthansa wird auch in den kommenden Monaten etwa 550 Millionen Euro pro Monat verbrennen und es ist nicht klar, wann eine deutliche Verbesserung der Situation eintreten wird. Zwar haben Airlines zum Beispiel mit Antigen Schnelltest gewisse Hoffnungen, besonders die lukrativen Langstrecken wieder starten zu können, wann und ob dies allerdings passiert, ist völlig offen.

Lufthansa vermeldet schon über 4,1 Milliarden Euro Verlust in 2020 | Frankfurtflyer Kommentar

Es ist das schwärzeste Jahr in der Firmengeschichte der modernen Lufthansa und es ist noch lange nicht klar, wie die Zukunft des Kranich aussehen wird. Wichtig zu wissen ist, dass man genug Liquidität besitzt um über den Winter zu kommen, ohne das es ein erneutes Gezerre um Staatshilfen gibt.

Momentan heißt es für Airlines wie Lufthansa vor allem durchhalten, denn wann endlich eine Verbesserung eintritt, kann man nicht sagen. Zu befürchten bleibt aber, dass wir diesen Winter einige Airlines sehen werden, die hier den Betrieb einstellen müssen. Hier wird allerdings entscheidend sein, wie die Unterstützungen von einzelnen Staaten aussehen, denn ohne Staatshilfen wäre schon jetzt quasi jede Airline der Welt insolvent, auch eine Lufthansa.

Hoffen wir, dass sich die Situation bald verbessert und besonders für die Mitarbeiter der Airline hoffe ich, dass es schneller als befürchtet bergauf geht, dass man zumindest auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten kann.

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