Lufthansa verschiebt 15 Flugzeuge | In Zukunft nur noch Langstrecke?

Foto: Lufthansa

Der Kostendruck bei der Lufthansa wurde bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen wieder deutlich. Die Mainline hat nach dem erfolgreichen vergangenen Jahr im ersten Halbjahr 2024 einen Verlust von 427 Millionen Euro verkündet. Mit einem Sparprogramm und der Stilllegung einiger Teilflotten will man wieder in die Gewinnzone kommen. Zu den Maßnahmen gehört aber auch die Senkung der Ausgaben und die Steigerung der Effizienz. Der Fokus liegt hier besonders auf der Kurzstrecke, denn die Kosten bei den neuen Töchtern liegen 30 bis 40 Prozent unter denen der Konzernmutter. Folglich will man mehrere Flugzeuge zur neu gegründeten City Airlines und zum Ferienflieger Discover schieben.

Schuld ist wieder die Kurzstrecke

Man könnte meinen, dass das Kontinentalprogramm für Lufthansa nur noch ein notwendiges Übel ist. Immer wieder sucht man Möglichkeiten, um günstiger zu operieren und mit den Konkurrenten mithalten zu können. Zahlreiche Töchter waren schon im Europanetz des Kranichs unterwegs. Auch der Lowcoster Eurowings hatte vorübergehend einen Teil des Programms der Mutter in München übernommen. Dann wurde die einstige Regionaltochter CityLine mit Airbus A319 und A320 aufgeblasen, weil diese etwas günstiger als die Mainline ist. Doch das reicht nicht, man will noch effizienter werden und die Kosten weiter drücken. Bald sollen 15 Airbus der A320-Familie aus der Flotte der Lufthansa abgezogen werden, die Jets gehen zu den Neugründungen.

Aus dem Management hört man solche Stimmen schon länger. Personalchef Niggemann oder Airline-Vorstand Ritter wollen die Europa-Flotte der Lufthansa-Kernmarke verkleinern, damit die neu gegründete Zubringer-Gesellschaft „City Airlines“ schneller wachsen kann. 2026 sollen schon 40 Prozent der Europaflüge nicht mehr von Lufthansa selbst durchgeführt werden. Die Verlegung der A320-Maschinen ist durch die größtenteils einheitliche Ausstattung auch kurzfristig möglich.

Gut zehn werksneue Airbus A320neo sollen eigentlich noch zur Lufthansa gehen, mehrere geparkte Jets werden wieder reaktiviert. Darunter sind auch einige größere A321neo-Maschinen. Ob diese auch alle wieder beim Kranich fliegen, ist unklar, welche Maschinen abgezogen werden, wurde nicht mitgeteilt.

Lufthansa City Airlines startete mit einem Airbus A320neo zum Erstflug. Foto: Lufthansa

Lufthansa verschiebt 15 Flugzeuge: In Zukunft nur noch Langstrecke? | Frankfurtflyer Kommentar

Die Lage sei ernst, man will wieder an der Kostenschraube drehen und zeigt auf die angeblich effizienten Neugründungen. City Airlines fliegt zwar erst seit ein paar Wochen, auf der neuen Plattform für Zubringer ruhen aber die Hoffnungen des Managements. Neben den 40 neuen Airbus A220 soll der Carrier auch größere Jets erhalten. Vermutlich sind es die neueren Exemplare, die meist noch sparsamer sind und bei den Kunden gut ankommen.

Trotz der Sparmaßnahmen soll nicht am Kunden gespart werden, die Umrüstung auf neue Kabinen wird vorangetrieben, die Langstrecke wird immer wichtiger. Sicherlich hat man sich schon mit Szenarien beschäftigt, in denen Lufthansa nur noch interkontinental unterwegs ist.

Doch was wäre die Langstrecke ohne den Europaverkehr? Bestimmt gibt es auch unabhängig vom Zubringerverkehr diverse Kurzstrecken, die trotz der hohen Kostenstruktur profitabel sind und Geld abwerfen. Außerdem verschlingen die vielen unterschiedlichen Flugbetriebe auch den ein oder anderen Euro, die Komplexität ist ziemlich hoch. Und: Eine Neugründung muss erst einmal aufgebaut werden, geschenkt ist das nicht.

19 Kommentare

  1. Die Entwicklung ist weitestgehend selbst verschuldet (NSP, Verluste, miserable IT)…
    Wie in einer Ehe:
    Die Ehepartner setzen alle Hoffnungen auf eine Therapie, die LH jetzt alle Hoffnungen auf die Billigtöchter und auf Allegris.
    Ob man damit auf der Langstrecke angesichts der Konkurrenz erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.
    Aufgrund „unüberbrückbarer Differenzen“ ist meine langjährige Partnerschaft mit der LH 2023 geschieden worden. Loyalität ist endlich.
    Ob Kurzstrecke oder Langstrecke:
    Meiner Ex wünsche ich auf diesem eingeschlagenen Weg alles Gute.
    Ohne mich, ohne Firmenkunden, ohne Statuskunden, ohne Privatreisende, ohne Meilenschnäppchen und ohne Zukunft.

  2. Ein schelm….Ich dachte die ganzen Ökosteuern und Zulagen, Greenbashing und LGBTQ+-? sorgen dafür das massiv Kunden zu LH wechseln und sich von den bösen Umwelfrevlern und LGBTQ+-! verachtenden Gesellschaften trennen. Schuster bleib……So ging und geht es vielen Unternehmen die dem Medialen Zeitgeist und diesen kleinen Randgruppen nacheifern.

    • Herzlichen Glückwunsch, Sascha. Dein Kommentar geht komplett am Thema vorbei. Den Artikel hast du scheinbar auch nicht gelesen. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.

      • Ich denke Sascha spricht eine sehr unbequeme Wahrheit an, die vielen nicht schmecken wird. Die Zahlen sind schlecht, die Kunden unzufrieden.

        Es ist ja offensichtlich, dass Lufthansa die letzten Jahre vor allem mit Klimaschutz (was für eine Ironie als Fluglinie), Nachhaltigkeit (weniger Essen etc) und den ganzen Diversitätsthemen viel Werbung gemacht hat. Das sind zweifellos alles wichtige Themen, aber man hat vernachlässigt, dass das Kerngeschäft zahlende Kunden sind, die schnell und zuverlässig mit einem vernünftigen Produkt fliegen wollen.

        Hier sollte Lufthansa in der Tat sich wieder stärker auf das eigentliche Thema Fliegen und das Produkt am Boden und in der Luft fokussieren statt sich Modethemen herauszunehmen, die – wie die Geschäftszahlen zeigen – nur für Nischengruppen relevant sind und die Fluglinie in die roten Zahlen bringen.

        • Was Sascha uns sagen möchte, ist, dass die LH nicht ausreichend Passagiere hat, weil sie sich nur um ihre „woke“-Agenda kümmert. Und das geben die Zahlen einfach nicht her. Der Load-Factor der LH-Airline selbst liegt in Q2/2024 bei 82,1 %. Das ist ein guter Load-Factor, der uns zeigt: an der Anzahl der Passagiere liegt es nicht. Das Problem ist, dass sich mit diesen Passagieren nicht ausreichend Geld verdienen lässt, weil die Kosten zu hoch sind bzw. sich nicht ausreichend hohe Preise erzielen lassen. Das hat mit dem Engagement der LH für mehr Nachhaltigkeit und Toleranz schlicht nichts zu tun.

          • Die Zahlen, die du nennst, geben genau das her, was Sascha meinte. Ob der Load Faktor hoch oder niedrig ist, spielt keine Rolle, solange man damit kein Geld verdient. Lufthansa hat viele Kunden, liefert miese Qualität und macht damit Verluste.

            Das heißt, dass die Kunden, die sie haben, eben nicht ausreichend zu Erlösen beitragen. Mit den ganzen Klimaschutz, Nachhaltigkeit- und Vielfaltsinitiativen hat man den falschen Fokus gesetzt. Ich habe mit keiner dieser Initiativen ein Problem, sie sind auch richtig, aber Lufthansa hat sich die letzten Jahre ausschließlich damit beschäftigt und nicht mehr mit dem Produkt und ihren ihren Vielfliegern, die am Ende die Zeche zahlen und den Laden am Laufen halten.

            Wenn ich bei Air France im Flieger sitze, läuft ein Video zum 90 Jahresjubiläum mit Fotos von exklusivem und opulentem Essen. Wenn ich auf die Emirates-Website gehe, sehe ich in der First Class teure Spirituosen und Kavier. Wenn ich irgendetwas bei Lufthansa sehe, lese ich über grüne Tarife, weniger Essen im Flieger, um Müll zu vermeiden, etc. Es wird noch nicht mal ein Versuch unternommen das Prodult positiv darzustellen, weil es einfach schlecht ist.

            Wenn ich EUR5-10k für einen Business Class Flug ausgebe, wo werde ich das wohl tun auf dieser Basis?

            Lufthansa hat das eigene Produkt komplett vernachlässigt und in den Sand gesetzt. Mit Leuchtturmprojekten rund um Nachhaltigkeit wollte man es aufhübschen. Der Markt hat aber gesprochen. Mit dem woken Lufthansa-Produkt lässt sich kein Geld verdienen und deshalb ist die Airline in den roten Zahlen.

          • Eines vorweg: ich gebe dir völlig recht, wenn du sagst, dass die LH das eigene Produkt vernachlässigt hat. Auch die Erneuerung des Produkts (Allegris etc.) lief ja alles andere als rund. Insofern stimme ich dir zu, wenn du sagst, dass die LH in Sachen Produkt/Kundenservice/… zulegen muss. Das wird nicht einfach, man hat da viele Jahre zu wenig getan.

            Aber: für mich pickt ihr euch hier willkürlich zwei Aspekte (Klimaschutz/Toleranz) raus und macht daran alle Versäumnisse der LH fest. Die Behauptung, man habe sich bei Lufthansa darauf zu sehr konzentriert und hätte deshalb keine Kapazitäten gehabt, um andere Themen in gleicher Weise voranzutreiben, geht doch ins Leere. Ich bin der Meinung: es widerspricht sich in keiner Weise, eine Airline mit einem guten Hard- und Soft-Product zu sein und gleichzeitig die Themen Nachhaltigkeit und Toleranz ernst nehmen.

            Oder umgekehrt: auch, als die Lufthansa noch ohne „Lovehansa“ durch die Welt geflogen ist, hat die C nichts getaugt.

  3. Da die Kunden mit dem gewachsenen Angebot an guten Alternativen auch auf Langstrecke mehr und mehr zu anderen Airlines wechseln, wird die Bedeutung der Zubringer sowieso zurückgehen. Das ist laut Geschäftsbericht jetzt schon Richtung Asien Pacific sichtbar und wird demnächst auch auf den (noch) gut gebuchten USA Routen der Fall sein.

  4. Ach fliegt LH auch noch selbst ? 😉 Meine letzen Prämienbuchungen in Europa durften SWISS und Air Brussel durchführen und buche ich etwas bei LH, dann steige ich in MUC in den Air Dolomitiflieger. Selbst nach Frankreich…..

  5. „Trotz der Sparmaßnahmen soll nicht am Kunden gespart werden“ – gut so, ich wäre auch echt sauer geworden, wenn man mir das Stück Schokolade weggenommen hätte – Ironie Ende

  6. Lufthansa ist in der europaischen Business Klasse meist die günstigste und trotzdem würde ich die nicht Buchen. Der Sitz Eco. Das Essen ein Witz. Da fliege ich lieber Air France oder andere. Die 10 Euro pro Flug die die beim Business Essen sparen kosten die hunderte von Euro Umsatz pro Platz weil die dann die Konkurrenz in Europa fliegen.

    • Das kann ich so nicht nachvollziehen.
      Ja, der Sitz in der europäischen Business ist Eco mit freiem Mittelsitz. Aber ist das bei AFKL besser? Die Sitze in der europäischen Bissens Class sind doch überall Eco-Sitze mit freiem Mittelsitz – mit Ausnahme von SK, wo noch nicht mal der Mittelsitz frei bleibt. Im Endeffekt ist die Business Class in Europa generell ein Witz. Ich sehe da wenig Unterschiede zwischen den einzelnen Airlines. Und das Essen ist bei KL deutlich schlechter als bei LH. AF bin ich lange nicht geflogen, aber große Unterschiede erwarte ich da nicht. Außerdem fliege ich sicher nicht wegen des Essens Business, sondern wegen Platz, Flexibilität, Fast Lane und evtl. noch Loungezugang.

      • Bei der T ibt es gutes Essen und oft bequeme recliner auf der Kurzstrecke in der C.
        A 3 hat gutes Essen und guten Service in der C, selbst Y Passagiere bekommen ein warmes Pizza Baguette und ein KitKat + Getränk -auch Wein oder Bier !
        Bekam vor einigen Tage bei LH in der C eine eklig aussehende kleine Kugel in der m´Mitte u, ein paar welke Blätter und etwas gebratenes Gemüse dazu.
        Auf meine Frage was das ist…GRAUPEN !.Von 100 C Passaieren sind wahrscheinlich die 2 oder 3 woken Vwganer begeistert.Ich nicht ! Zum Glück hatte ich vorher in der Lounge gegessen…

  7. Seit Jahren versucht man man mit neuen Töchtern günstiger zu werden. Wann rafft das Management endlich, dass das offenbar seid genau so vielen Jahren nicht klappt. Und auch nicht wieder klappen wird. Das Problem liegt in der aufgeblähten Verwaltung und mangelnder Digitalisierung.
    Warum stehen BA und KL/AF besser da…. Mit weniger Töchtern?

    Spohr und Niggemann und Ritter schaffen es offenbar LH Brand zu demontieren…. Wahnsinn, dass man das schafft so eine etablierte Brand so abzubauen….und dass das bei Gewerkschaften und Aufsichtsrat durchgeht.

    • Meine persönliche Meinung: Die Unternehmensführung betreibt ein Management, wie es vor ein paar Jahrzehnten noch völlig akzeptabel war. Man hat aber nicht verstanden, dass sich da viel gewandelt hat. So pflegen modern Unternehmen ihr Personal und merken, dass sie für angemessene Arbeit angemessene Löhne zahlen müssen. In den vergangenen Jahren ist der Kundenservice auch ein extrem wichtiger Faktor geworden. Moderne Unternehmen legen sich richtig ins Zeug, um Kunden zufrieden zumachen.

      Sowohl Wertschätzung des Faktors Menschen in Form von Personal als auch in Form des Kunden können die aber (noch) nicht. Der alte Spruch „Der Fisch stinkt vom Kopf“ ist halt leider wahr. Und Lufthansa ist das beste Beispiel dafür. Meine These: Ohne einen Austausch des Vorstands und einen damit einhergehenden Kulturwandel, wird das auf Dauer nichts.

      Aber vielleicht irre ich mich ja auch und der Benefit, zukünftig Turnschuhe zu tragen und Tattoos offen zu zeigen, bringt die Zeitenwende.

  8. Haben das nicht die US Airlines vor Jahrzehnten auch schon versucht ( United Express, TED, etc) und längst wieder weitgehend zurückgedreht?

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